Nivet E, Lo G, Nivot-Adamiak S, Guitteny MA, De Kerdanet M; Rennes, Frankreich; Arch Pediatr. 2022;29:21-26
Einführung: Mehrere pädiatrische Studien haben gezeigt, dass die Therapie mit einer herkömmlichen Insulinpumpe die Blutzuckerkontrolle und die Lebensqualität verbessert. Zu Beginn dieser Studie war eine neue schlauchlose Insulinpumpe, Omnipod®, gerade in Frankreich auf den Markt gekommen.
Ziele: Es sollten die Reaktion von Jugendlichen, die mit Mehrfachinjektionen behandelt werden, auf den Vorschlag, untersucht werden, dieses neue medizinische Gerät zu verwenden. Weiterhin sollte die Lebensqualität und die Qualität der Blutzuckereinstellung der Jugendlichen abhängig von der gewählten Therapieform verglichen werden.
Methode: Es handelte sich um eine prospektive Beobachtungsstudie mit Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren, die seit mehr als einem Jahr an Typ-1-Diabetes erkrankt waren. Alle Jugendlichen behandelten sich mit mehrfachen Insulininjektionen täglich nach einem Basal-Bolus-Schema. Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe A entschied sich für die Verwendung des Omnipod® Systems, Gruppe B nahm sich Zeit zum Nachdenken, bevor sie eine Entscheidung traf, und Gruppe C entschied sich für die Beibehaltung ihrer Therapie mit mehrfachen Injektionen täglich. Die drei Gruppen wurden im Hinblick auf ihre Lebensqualität mit validierten Instrumenten und die Qualität ihrer Blutzuckerkontrolle verglichen.
Ergebnisse: Es ergaben sich Gruppen mit 30 (25 %) Patienten (Gruppe A), 55 Patienten (45 %) (Gruppe B) und 36 Patienten (30 %) (Gruppe C). Hinsichtlich des WHO-Wohlfühlindexes zeigte sich in der Studie kein signifikanter Unterschied zwischen den Patienten der drei Gruppen. Der Wert für die Behandlungszufriedenheit stieg von 3,79 ± 0,68 auf 4,36 ± 0,56, p = 0,002 (Gruppe A) und von 3,87 ± 0,7 auf 4,16 ± 0,7, p = 0,032 (Gruppe B), während sich in Gruppe C keine signifikante Veränderung ergab (von 4,39 ± 0,6 auf 4,31 ± 0,62, p = 0,582). Der Wert für den Wunsch, die Behandlung zu wechseln, verbesserte sich in Gruppe A (von 4,14 ± 0,88 auf 1,68 ± 0,9; p < 0,001) und in Gruppe B (von 3,51 ± 1,05 auf 1,84 ± 1; p < 0,001), wobei sich in Gruppe C keine signifikante Veränderung ergab (von 1,81 ± 0,98 auf 1,61 ± 0,8; p = 0,432). Bei den HbA1c-Werten gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen.
Schlussfolgerung: Es gab keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Lebensqualität zwischen den Jugendlichen, die von der Mehrfachinjektion auf die schlauchlose Patch-Pumpe umgestiegen sind, und denjenigen, die die Mehrfachinjektionstherapie beibehalten hatten. Jedoch wurde in der ersten Gruppe eine höhere Zufriedenheit festgestellt.
Kommentar: Diese Studie zur Überprüfung der patientenbezogenen Ergebnisse beim Einsatz einer neuen Technologie (schlaulose Pumpe) in Frankreich zeichnet sich durch ein ungewöhnliches Design aus. Die Teilnehmer werden nicht den verschiedenen Gruppen zufällig zugewiesen, sondern entscheiden selbst, welchen Therapiearm sie angehören wollen. Da in Frankreich die Diabetestechnologien insgesamt sehr zögerlich – im Vergleich zu Deutschland – eingesetzt werden, verwundert die geringe Bereitschaft der Jugendlichen zur Nutzung einer Insulinpumpe nicht. Sicher spielt hier auch die Erfahrung des beratenden Teams eine Rolle. Auch kann nicht erwartet werden, dass die generische Lebensqualität (WHO-Index) sich durch eine Variation in der Diabetestherapie grundlegend ändert, hier sind diabetesspezifische Instrumente, z. B. zur Behandlungszufriedenheit, aussagekräftiger. Und diese verbesserte sich hier aus Sicht der Jugendlichen sehr deutlich. Diese Sicht Betroffener sollte bei der Bewertung von Therapiekonzepten gehört werden.
Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (2) Seite 48