Ein großes Problem bei den Sensoren ist das Abfallen von der Haut. Dagegen können Patienten aber etwas unternehmen. Was, weiß Dr. Isabel Sharina Roschatt.

Die Zahl der Diabetespatienten, die eine Pumpe, einen Sensor oder eine Kombination aus beidem tragen, hat in den letzten Jahren konstant zugenommen. Insbesondere Kinder, Jugendliche und deren Familien erfahren durch diese technischen Hilfsmittel eine große Unterstützung bei der Umsetzung der Insulintherapie. Doch sind es auch jene Patienten, die sich am meisten bewegen und wiederholt über das Abfallen von Sensoren klagen.

Erschwerend kommt während der Sommerzeit vermehrtes Schwitzen und häufiges Schwimmengehen hinzu. Bei einigen Patienten hat dies zur Konsequenz, dass die Sensoren unregelmäßig getragen werden oder sogar auf Sport verzichtet wird. Dass trotz Fehlen allgemeiner Empfehlungen Patienten immer wieder gute individuelle Lösungen zur Verbesserung der Haltbarkeit gefunden haben, zeigt dieser Bericht.

Vorsicht beim Überkleben

Nicht zuletzt wegen der produkthaftungsrechtlichen Konsequenzen, können die Hersteller nur begrenzt weiterführende Hinweise geben und geben im Wesentlichen an, dass die von ihnen gefertigten Produkte ausreichend klebend sind. Insofern gibt es allgemeine Empfehlungen, wie man die Produkte bei Problemen haftfester machen kann, nicht.

Es wird jedoch explizit davon abgeraten, die CGM Systeme wie Dexcom- und Medtronic-Sensoren zu überkleben, da durch den erhöhten Druck eines Klebebandes der Sensor in eine tiefere Gewebsschicht bis hin zum Muskel verdrängt werden könnte und folglich die Messdaten verfälscht werden könnten.

Zudem besteht die Gefahr, dass aufgrund des erhöhten Drucks eine Hautreizung unter dem Sensor oder einer Patchpumpe (Omnipod) entsteht. Beim Freestyle Libre besteht des Weiteren das Problem, dass durch das Überkleben auch mit atmungsaktiven Klebebändern das Entlüftungsloch (Loch in der Mitte) abgedeckt werden würde.

Individuelle Lösungen

Schlussendlich ist der Patient auf sich allein gestellt und muss selbst eine Lösung finden. Dabei lassen die Patienten ihrer Kreativität freien Lauf. Doch häufig sind die selbstausgedachten Befestigungsmethoden von geringem Erfolg. Im Folgenden werden nun Produkte vorgestellt, die nach der Erfahrung von Patienten aus unserer Ambulanz, für einzelne Träger von Sensoren bzw. Patchpumpen bei temporären Problemen mit der Haltbarkeit auf der Haut eine Lösung geboten hat.

Klettbänder und Schlauchverbände

  • Librefix-Armband für Libre und Dexcom: Gibt es in unterschiedlichsten Farben und können auf der Internetseite von Freestyle Libre (www.freestylesticker.de)bestellt werden.
  • Schlauchverbände: Können individuell zugeschnitten werden. Aufgrund des Materials (Baumwolle) sollten die Verbände aus hygienischen Gründen nach jedem Duschen gewechselt werden.

Hafteigentschaft verbessern

Die nachfolgenden Produkte hinterlassen alle einen Schutzfilm zwischen Haut und technischen Hilfsmittel und verbessern die Hafteigenschaft von Pflastern. Ferner können bereits sich ablösende Sensorenpflaster mit den folgenden Lösungen angefeuchtet werden und ein frühzeitiger Sensorwechsel kann umgangen werden.

  • Skin-Prep (Smith&Nephew): Bei Applikation auf die Haut hinterlässt Skin-Prep nach dem Verdunsten der Flüssigkeit einen dünnen Film und verbessert somit die Hafteigenschaft von klebenden Verbänden. Die Substanz ist wasserdicht und latexfrei. Der Hersteller garantiert einen schmerzarmen Verbandwechsel.
  • Skin Tac Wipe: Latexfreie, hypoallergene Tücher, welche die Hafteigentschaft verbessern und auch als Flüssigkeit erhältlich sind.

Hautschutz-Produkte

Diese Produkte hinterlassen einen atmungsaktiven, wasserdichten Schutzfilm zwischen Haut und Klebstoff des Pflasters und steigern zudem die Hafteigenschaft. Auf dem Markt verfügbar sind:

  • 3M Cavilon (Freesenius Kabi) Spray oder Tupfer: Die Substanz ist atmungsaktiv und kann auch auf bereits geschädigte Haut aufgetragen werden.
  • Hansaplast Sprühpflaster: Atmungsaktives, wasserfestes und antibakteriell-wirkendes Hautspray.
  • Urgo Sprühpflaster: Das Sprühpflaster schützt die Wunde vor äußeren Einflüssen und fördert die Wundheilung. Das flüssige Pflaster ist wasserabweisend. Es wird aber nur für die Anwendung von oberflächlichen Wunden empfohlen.

Fixieren

Die meisten Sensoren können einfach und ohne Druck überklebt werden, so dass eine Verlagerung des Sensors in eine tiefere Gewebsschicht bzw. in die Muskelschicht sehr unwahrscheinlich ist. Zum Fixieren eignen sich vor allem hypoallergene, atmungsaktive Sportapes, welche in einer großen Auswahl zur Verfügung stehen und günstig in den meisten Drogeriemärkten gekauft werden können z.B.: Kinesiology Tape, Fixomull Stretch, Omnifix Elastic, Mollelast ®haft (auch latexfrei). Ferner gibt es einige Seiten im Internet (z.B. www.zuckerschmuck.com), die als Zwischenhändler agieren und Tapes und Überklebepflaster mit kinderfreundlichen Motiven anbieten.

Wasserfeste Abdeckung "Overtape"

Die meisten Pflaster lösen sich während des Duschens nicht ab. Beim Schwimmen sollten jedoch zusätzlich wasserfeste Abdeckungen verwendet werden, um das Verlieren eines Sensors oder Pods vorzubeugen. Die Duschpflaster werden sowohl mit Wundauflage bzw. Vliesen als auch ohne Wundauflage in diversen Größen und zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Auch hier findet man Alternativ zu den Produkten der Apotheken viele günstigere Varianten in Drogeriemärkten. Wasserfeste Pflaster ohne Wundauflage wären z.B 3M Tegaderm und Opsite Flexifix Folie.

Pflasterreste von Sensoren und Kathetern entfernen

Was gut klebt,lässt sich meist nur schwierig ablösen. Meist helfen einfache Hausmittel wie Teebaumöl oder Olivenöl, um die schwärzlichen, festklebenden Reste wieder von der Haut zu lösen. Alternativ können aber auch industrielle Produkte, die auf Basis von gesättigten Kohlenwasserstoffen, Alkohol oder Öl aufgebaut sind angewendet werden. Zu nennen sind hier:

  • Dermasol (Coloplast)Lösung: Mit dieser Lösung lassen sich Klebereste leicht entfernen. Der Nachteil ist sicherlich der sehr intensive Geruch und das die Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren ist untersagt.
  • Remove (Smith&Nephew) Klebeentfernungstücher

WofürProduktbeispiele
Klettbänder und Schlauchverbände
  • Libre-Fix-Armband für Libre und Dexcom
  • Schlauchverbände aus Baumwolle
Hafteigenschaft verbessern
  • Skin-Prep (Smith&Nephew)
  • Skin Tac Wipe
Hautschutz-Produkte
  • 3M Cavilon (Freesenius Kabi) Spray oder Tupfer
  • Hansaplast Sprühpflaster
  • Urgo Sprühpflaster
Fixieren
  • Kinesiology Tape, Fixmull Stretch, Omnifix Elastic, Mollelast®haft
Wasserfeste Abdeckung „Overtape“
  • 3M Tegaderm und Opsite FlexifixFolie
Sensoren-, Katheter- und Pflasterreste entfernen
  • Teebaumöl, Olivenöl
  • ermasol (Coloplast)Lösung
  • Remove (Smith&Nephew) Klebeentfernungstücher

Fazit

Aufgrund der großen Palette an Produkten ist die richtige Wahl schwierig. Generell sollten jedoch die individuellen Bedürfnisse im Vordergrund stehen und mehrere Alternativen ausprobiert werden. In jedem Fall sollte man nicht gleich aufgeben, wenn es mit der Haltbarkeit nicht gleich klappt.

Bei Entscheidungsschwierigkeiten oder Erfolglosigkeit sollte man Kontakt mit dem Diabetesteam und speziell der Diabetesberatung suchen. Da die meisten dieser Lösungen nicht von den Kostenträgern übernommen werden, spielt natürlich auch die Kostenfrage eine entscheidende Rolle bei der Auswahl.



Autorin: Dr. Isabel Sharina Roschatt
Kinder- und Jugendkrankenhaus "AUF DER BULT",
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover,
E-Mail: roschatt@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2018; 30 (9) Seite 24-27