Obwohl mit modernen Insulinen hochwirksame Medikamente zur Behandlung des Typ-2-Diabetes zur Verfügung stehen, erreichen nicht alle auf Insulin umgestellten Patienten eine ausreichende Kontrolle ihres Glukosestoffwechsels. Als Ursache spielen Schwierigkeiten mit der Adhärenz eine große Rolle.¹ Eine Gruppe internationaler Experten für die Diabetes-Behandlung sieht in einem gelungenen Start der Insulintherapie den entscheidenden Faktor für eine langfristig erfolgreiche Behandlung und hat Empfehlungen für diese wichtige Phase erarbeitet.¹

Viele Patienten haben Probleme bei der Umstellung

Bei 30 bis 50 % der neu auf Basalinsulin eingestellten Patienten gelingt es nicht, innerhalb von sechs Monaten die Glukose-Zielwerte zu erreichen.² ³ Zu den möglichen Ursachen zählt eine unzureichende Therapieadhärenz: 18 bis 26 % der Patienten brechen die Behandlung innerhalb eines Jahres nach der Umstellung auf eine Insulintherapie ab, 15 bis 62 % haben ihre Therapie in diesem Zeitraum mindestens einmal unterbrochen.⁴ ⁵ ⁶ Eine interdisziplinäre Gruppe internationaler Experten für die Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes hat nun Gründe für die unzureichende Therapieadhärenz analysiert und Empfehlungen für eine optimierte Begleitung von Patienten beim Insulinstart formuliert.¹

Die kürzlich im International Journal of Clinical Practice erschienene Arbeit wurde vom Unternehmen Lilly unterstützt. Lilly und Boehringer Ingelheim bieten mit dem Insulin glargin Abasaglar® ein Basalinsulin an, das für die Behandlung von Diabetes mellitus bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab zwei Jahren zur Verfügung steht.

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Funktioneller Insulingebrauch: Der Weg zur Freiheit mit nahezu normalem Blutzucker
K. Howorka; 9. Auflage 2011; 208 Seiten; 17,50 €
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Vier Gründe für mangelnde Adhärenz

Die Expertengruppe identifizierte vier Hauptgründe für den Abbruch oder die Unterbrechung einer Insulintherapie: Patienten befürchten, dass ihnen die Insulintherapie eher schadet als nützt oder dass Unannehmlichkeiten der Behandlung ihren Lebensstil zu sehr beeinträchtigen. Sie glauben nicht, dass die Insulintherapie ihre Situation verbessert oder sie haben kein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem behandelnden Arzt. Die Experten betonten, dass die entscheidende Phase, in der einer solchen Entwicklung vorgebeugt werden kann, der Start der Insulintherapie ist. Hierzu haben die Experten Empfehlungen in vier Kategorien entwickelt:

1. Insulin früh thematisieren

Behandelnde Ärzte sollten frühzeitig – bei oder kurz nach der Diagnose – mit ihren Patienten über Insulin als normalen Teil der Therapiekaskade bei Diabetes sprechen. So kann eine positive Einstellung gegenüber Insulin gefördert und möglichen Schuldgefühlen bei der Einstellung auf Insulin vorgebeugt werden.

2. Information und Schulung

Wenn auf Insulin umgestellt wird, kann eine intensive Schulung zum Selbstmanagement des Diabetes-Patienten das Gefühl vermitteln, die Kontrolle über ihre Erkrankung und die Therapie zu behalten. Schulungen umfassen idealerweise die Injektionstechnik, Mahlzeitenplanung, Sport und Bewegung, Blutzuckermessung sowie den Umgang mit Hypoglykämien. Vor allem das letztgenannte Thema verdient ausreichend Beachtung. Patienten sollten in der Lage sein, das Risiko von Hypoglykämien realistisch einzuschätzen, Symptome zu erkennen und gegenzusteuern.

Auch die Problematik der möglichen Gewichtszunahme sollte im Patientengespräch erläutert werden, verbunden mit dem Angebot von Lösungen wie einer Ernährungsberatung und Anleitung zur Steigerung der körperlichen Aktivität. Die Schulung sollte darüber hinaus eine realistische und individuelle Zielsetzung im Hinblick auf die Glukosewerte behandeln, so dass Patienten den messbaren Erfolg ihrer Therapie nachvollziehen können.

3. Titration der wirksamen Dosis

Die Dosis-Titration kann bei entsprechender Motivation und Fähigkeit vom Patienten selbst übernommen werden. Dabei sind einfache, sichere und effektive Algorithmen zu bevorzugen, wie z. B. der in der Insight-Studie⁷ beschriebene, bei dem die Dosis des Basalinsulins täglich um 1 Einheit pro Tag erhöht wird, bis der Patient die Zielwerte erreicht.

4. Follow-up

Der erste Follow-up-Termin sollte zwischen einem Tag und höchstens zwei Wochen nach dem Insulinstart stattfinden. Dabei kann die Dosierung überprüft und die Injektionstechnik des Patienten kontrolliert werden. Zusätzlich ist es sinnvoll, den Patienten regelmäßig zu kontaktieren. Sobald der Patient stabil auf Insulin eingestellt ist und gut zurechtkommt, sind meist Routine-Termine im Abstand von drei Monaten ausreichend.

Begleitende Hilfen können Patientenmaterialien bieten wie die Abasaglar®-Einstellungsmappe, die mit einer Kurzanleitung zur Anwendung des Kwik-Pens, einem Blutzuckertagebuch und weiteren Informationen bei den einzelnen Schritten des Insulinstarts wertvolle Unterstützung leisten kann.


Literatur
1) Polonsky H. et al, Int J Clin Pract 2017; e12973
2) Brunton S. et al, Diabetologia 2014; 57:S54
3) Liebl A. et al, Durr Med Res Opin 2011; 27:887-895
4) Perez-Nievez M. et al, Durr Med Res Opin 2016; 32:669-680
5) Hadjiyianni I. et al, Value Health 2015; 18:A611-A612
6) Moennig E. et al, Diabetol Stoffwechsel 2016;11:FV31
7) Harris S. et al, Can Fam Physician 2008; 54:550-558

Quelle: Pressemitteilung von Lilly und Boehringer Ingelheim