Die Patientenschulung ist in der Nationalen VersorgungsLeitline Diabetes als Therapiemaßnnahme fest verankert. Dennoch haben rund 30 Prozent aller Diabetes-Patienten noch nie an einer Schulung teilgenommen. Die Zusammenhänge zwischen Diabetes-related-Distress, Depression und dem erhöhten Risiko für Gefäßkomplikationen und frühen Tod erläuterten namhafte Experten beim Kirchheim-Forum 2016 in Berlin.

Die Ergebnisse einer Befragung von 818 diabetologischen Schwerpunktpraxen zur aktuellen Schulungssituation in Deutschland stellte der Diplom-Psychologe Dominik Ehrmann aus Bad Mergentheim auf dem Kirchheim-Forum in Berlin vor. Obwohl in der Nationalen VersorgungsLeitlinie die Patienten-Schulung als unverzichtbarer Bestandteil der Diabetesbehandlung verankert ist, wurden rund 30 Prozent aller Typ-2-Diabetiker noch nie geschult.

Bei rund 50 Prozent liegt die Schulung mehr als fünf Jahre zurück, zugleich sei der Nachschulungsbedarf schon nach zwei Jahren sehr hoch. Den größten Bedarf gebe es bei den Themen körperliche Bewegung, Eigenmotivation und Ernährung.

Stress macht Diabetes - Diabetes macht Stress

Wie Professor Nobert Hermanns aus Bad Mergentheim erläuterte, gilt Stress völlig unstrittig als ein Faktor, der das Erkrankungsrisiko für Typ-2-Diabetes erhöht. Andererseits können auch nach einer Diabetes-Diagnose die Anforderungen an die Behandlung in Eigenregie und die Furcht vor Folgeerkrankungen Stress auslösen: Dieser "Diabetes-related-Distress" ist mit einem erhöhten Risiko für Depression verbunden und beeinflusst den Verlauf der Erkrankung negativ.

Ein dauerhaft erhöhter Stresslevel bei Patienten mit Diabetes mellitus beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern führt auch in einem höheren Maß zu Depressivität. Diese widerum geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für mikro- und makrovaskuläre Komplikationen einher und verkürzt die Lebenszeit von Diabetikern.

Schulung verringert Stresslevel

Ein wirkungsvolles Mittel, um den Diabetes-related-Distress bei Patienten zu verringern sei es, Patienten direkt nach der Diagnosestellung zu schulen, betont Hermanns. Vor allem Schulungen mit einem Empowerment-Ansatz stärken Patienten in ihrer Selbstwirksamkeit und versetzen sie in die Lage, das Diabetes-Management mit einem geringeren Stresslevel zu bewältigen.

Bei vielen Patienten erfolgt die erste Schulung allerdings erst dann, wenn die Umstellung auf eine Insulintherapie erforderlich geworden ist.



von Ingeborg Fischer-Ghavami
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