"Patientenschulung ist ein Stiefkind"

Dr. Herbert Hillenbrand ist einer der Tagungspräsidenten des Kirchheim-Forums Diabetes 2016. Im Interview berichtet er, was die Besucher des Fachkongresses Ende Januar in Berlin erwartet.

Diabetes-Forum (DF): Das "Kirchheim-Forum Diabetes Berlin" wird seit 10 Jahren erfolgreich veranstaltet. Was macht diese Fortbildung so besonders?
Dr. Herbert Hillenbrand: Wir bieten ein sehr praktisch orientiertes Forum für Hausärzte, Diabetologen und alle Professionen an, die jeden Tag direkt mit der Diabetesbehandlung zu tun haben. Es richtet sich also an die Behandler. Wir wollen zum einen die aktuelle Wissenschaft aufbereiten und darüber informieren, was die wissenschaftlichen Studien-Erkenntnisse für die praktische Arbeit bedeuten.

Zum anderen geht es um Lösungen für die Praxis – um Motivation oder z.B. auch um neue technische Möglichkeiten wie die Glukosemessungen (CGM und FGM). Weiter beleuchten wir konkrete Schnittstellen-Themen: Wie arbeiten Hausärzte, Diabetologen und Kliniken zusammen? Erstmals veranstalten wir ein interdisziplinäres Schulungsforum – die Patientenschulung ist schon länger ein Stiefkind in der Chronikerbehandlung, das mehr Aufmerksamkeit und Begleitung erfordert.

DF: Hauptthema des Programms ist der "Lebensweg des Diabetikers und seine Begleiterkrankungen". Was sind Ihre Programm-Highlights?
Hillenbrand: Der Schwerpunkt liegt wie immer auf dem Typ-2-Diabetes, dessen Krankheitsbild sehr komplex ist. Es gibt immer den Einklang: Bewegung, Ernährung, Medikamente, Schulung. Wir stellen die Frage: Was sind die aktuellen Erkenntnisse und Meinungen bzgl. der optimalen Therapie? Diesmal haben wir den Fokus nicht nur auf die Folge- bzw. Begleiterkrankungen des Diabetes gelegt, sondern auch auf parallele Erkrankungen wie Krebs oder Endokrinopathien gelegt. Das ändert die Prioritäten in der Therapiezielfindung, in der ganzen Therapie.

In diesem Zusammenhang haben wir die Polypharmazie besonders im Auge. Diabetes und Psychosoziales ist auch ein wichtiges Thema, über das wir informieren. Darüber hinaus bieten wir ein Therapie-Update 2016 an. Unsere Workshops bauen wir ebenfalls immer mehr aus. Mit diesen praxisorientierten Veranstaltungen wollen wir den Teilnehmern die Gelegenheit bieten, sich ganz nach ihren Bedürfnissen und Problemen, die sie im Alltag haben, mit bestimmten Themen intensiv als auch interaktiv zu beschäftigen.

DF: Was wünschen Sie den Besuchern?
Hillenbrand: Dass sie bei diesen vielfältigen und sehr differenzierten Themengebieten mit hohem Praxisbezug ihr persönliches Programm zusammenstellen und nach dem Kirchheim-Forum sagen: Das hat mich weitergebracht und hilft mir im beruflichen Alltag. Jeder kann hier seine Themen finden.

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2015; 27 (12) Seite 8