Die AWMF begrüßt, dass der neue Bundesminister für Gesundheit, Professor Dr. Karl Lauterbach, die zukünftige Gesundheitspolitik in der Wissenschaft verankern und evidenzbasiert ausrichten will, wie er es bei seiner Amtseinführung betont hat. Die AWMF hatte zuletzt in ihren Positionen zur Gesundheitspolitik für die aktuelle Legislaturperiode gefordert, dass diese mehr als bisher auf Basis von Leitlinien und Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin fußen müsse.

Leitlinienwissen muss in Zukunft schneller, besser und breiter zur Verfügung stehen

„Die weitere Verbesserung der Qualität in der medizinischen Versorgung muss im Mittelpunkt einer patientenorientierten Gesundheitspolitik stehen. Dies gelingt nur, wenn Entscheidungen in der Gesundheitspolitik auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Es freut uns als AWMF, dass der Bundesgesundheitsminister als langjähriger Verfechter der evidenzbasierten Medizin diese Prämisse seinem gesundheitspolitischen Handeln voranstellt“, sagt Professor Dr. med. Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (IMWi).

Die Corona-Pandemie hat die Defizite der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen deutlich gemacht. Gleichzeitig ist offensichtlich geworden, wie wichtig die Vermittlung verlässlicher, wissenschaftlich fundierter Informationen ist, wie sie von der Task Force COVID-19 der AWMF kontinuierlich durch zeitnah aktualisierte Leitlinien bereitgestellt werden. Leitlinienwissen muss aber in Zukunft schneller, besser und breiter verfügbar gemacht werden – auch über digitale Gesundheitsanwendungen. Dazu arbeitet die AWMF derzeit intensiv daran, ihr qualitätsgesichertes Leitlinienregister in eine digitale Softwarestruktur zu überführen.

„Die Digitalisierung von Leitlinien ist essentiell für die Verbesserung der Vermittlung von vertrauenswürdigem Wissen. Die Umsetzung benötigt eine unabhängige Finanzierung durch den Bund. Wir hoffen sehr, dass sich der neue Bundesgesundheitsminister nachdrücklich dafür einsetzt, um die evidenz-basierte Versorgung in Deutschland zu fördern“, sagt Professor Dr. med. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF.

Ärztliche Ausbildung soll attraktiver gestaltet werden

Als eine der weiteren Zukunftsaufgaben seiner Gesundheitspolitik hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach definiert, die ärztliche Ausbildung attraktiver zu gestalten. „Als AWMF haben wir uns kontinuierlich in den Prozess der Weiterentwicklung des Medizinstudiums eingebracht und stehen auch künftig mit der Expertise und dem Wissen unserer 180 Mitgliedsfachgesellschaften gerne zur Verfügung“, betont Treede. Immer mehr Fächer leiden sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Wissenschaft an einem Nachwuchsmangel. „Dieser kann nur gemindert werden, indem einerseits eine intensivere Ausbildung in der ambulanten Medizin in Lehrpraxen und Hochschulambulanzen sichergestellt wird. Gleichzeitig müssen auch die wissenschaftlichen Karrierepfade gestärkt werden. Beides kann nur mit politischer Unterstützung gelingen“, so Treede.


Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)