Wie gut sind Menschen mit Diabetes in Deutschland heute schon versorgt, wo sind die Pain Points und welche Ansätze für Verbesserungen gibt es? Das sind die zentralen Fragen, die die gesundheitspolitische Veranstaltungsreihe Diabetes 2030 seit 2016 begleiten und auch im Fokus einer von Novo Nordisk unterstützten Presseveranstaltung standen – intensiv und konkret diskutiert anhand bewährter Praxisbeispiele aus dem Nachbarland Dänemark.

Zu Gast war Professor Allan Flyvbjerg, ehemaliger CEO des weltweit renommierten Steno Diabetes Center Copenhagen, der den dortigen Versorgungsansatz skizzierte und erläuterte, wie es gelingt, Menschen mit Diabetes auf höchstem Niveau zu behandeln – nicht zuletzt dank Patientenzentrierung, strukturierter Vernetzung und hoher digitaler Standards. Ob und wie das dänische Modell Vorbildcharakter für die Diabetesversorgung in Deutschland haben kann, diskutierte er mit Experten und Expertinnen aus Deutschland: Stephanie Haack, Chief Communications Officer bei #dedoc° und Diabetes Bloggerin, Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, Bad Oeynhausen, und Prof. Dr. rer. pol. Jürgen Wasem, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen.

Konzept des Steno Diabetes Center hat Modell-Charakter

„Wir haben die gleichen Probleme, Dänemark ist in Sachen Diabetesversorgung grundsätzlich nicht schlechter oder besser als Deutschland“, mit dieser Aussage überraschte Allan Flyvbjerg gleich zu Beginn der Veranstaltung Vortragende wie Teilnehmer und Teilnehmerinnen gleichermaßen. Das dänische Gesundheitssystem stehe wie viele andere unter starkem Druck. Er sei daher auch nicht gekommen, um zu zeigen „wie gut es in Dänemark liefe“, sondern vor allem, um Inspirationen zu geben. Denn wenn es um Verbesserungen in der Diabetes-Versorgung gehe, könne das Konzept des Steno Diabetes Center durchaus Modell-Charakter haben – für die Diabetesversorgung in Dänemark insgesamt genauso wie für andere Länder und Gesundheitssysteme. Sieben Steno Diabetes Center sind inzwischen in Form von Public Private Partnerships (PPP) in Dänemark etabliert, von Kopenhagen aus verteilt über das gesamte Land, in Grönland und auf den Faröer Inseln, so eine Pressemeldung von Novo Nordisk.

Maßgeschneiderte Behandlungsmöglichkeiten

Sie sind vor allem bekannt dafür, Menschen mit Typ-1- und teilweise auch mit Typ-2-Diabetes maßgeschneiderte Behandlungsmöglichkeiten zu bieten. Die Organisation dieser Zentren vergleicht Flyvbjerg gerne mit gut organisierten Flughäfen: Die Patientinnen und Patienten kommen dort an und erhalten ihren Boarding Pass, der sie ermächtigt, ein umfangreiches, strukturiertes, multiprofessionelles Angebot zu nutzen. Die Resultate seien beeindruckend: mehr gesunde Lebensjahre für die Patientinnen und Patienten, eine hohe Zufriedenheit auf Seiten der Nutzerinnen und Nutzer sowie Lösungen, die strukturell und finanziell nachhaltig sind. „Die Behandlung im Steno Diabetes Center hat über Typ-1- und Typ-2-Diabetes hinweg dafür gesorgt, diabetesbedingte Erblindung nahezu auf null und Beinamputationen um 80 Prozent zu reduzieren“, so Flyvbjerg.

Leuchtturmprojekte, um zu zeigen, dass optimierte Versorgung gelingen kann

„Wir brauchen genau solche Leuchtturmprojekte, um zu zeigen, dass optimierte Versorgung gelingen kann, wenn man nur den Blick weitet“, unterstrich Tschöpe. Allerdings könne es nicht das Ziel sein, das dänische Vorbild eins zu eins auf Deutschland zu übertragen, darin waren sich die Diskutanten einig. Vielmehr müsse es darum gehen, einzelne Aspekte mit Vorbildfunktion in bestehenden Strukturen umzusetzen, betonte Wasem. Dazu zählte Tschöpe ganz klar die mustergültige Digitalisierung, wie sie schon heute in den Steno Zentren Realität sei und der er auch in Deutschland die Rolle eines Transparenz- und Verknüpfungsinstrumentes attestierte. Dem pflichtete Stephanie Haack bei, insbesondere wenn es darum gehe, die breite Masse der Menschen mit Diabetes zu erreichen. Wenn sie einen Wunsch frei hätte, was sie von Dänemark auf Deutschland übertragen würde, dann wäre das der Dialog auf Augenhöhe mit den Menschen mit Diabetes. Hier könne sich Deutschland sehr viel vom Vorbild des Steno Diabetes Centers abschauen, wo Menschen mit Diabetes mit ihren individuellen Vorstellungen und Kompetenzen im Umgang mit ihrer Erkrankung im Mittelpunkt stehen und ihre Behandlung eigenverantwortlich mitgestalten können.

Aus ökonomischer Perspektive sieht Wasem die Chance vor allem in einem Versorgungsansatz, der stark wertebasiert und ergebnisorientiert ist und aufgrund dessen das World Economic Forum (WEF) 2021 dem Steno Diabetes Center eine internationale Vorbildfunktion attestiert hat. Allerdings gäbe es auch in vorbildhaften Strukturen Verbesserungspotenzial, unterstrich Flyvbjerg. So müsse die Abstimmung zwischen Klinik und Hausärzten, bei denen 80 Prozent der Menschen mit Diabetes behandelt würden, weiter verbessert werden – nicht zuletzt mit Blick auf eine sektorenübergreifende Datenverfügbarkeit.
Schlussendlich, darin waren sich alle einig, dürfe man bei allen Verbesserungsbemühungen nie aus den Augen verlieren, um wen es bei allem immer geht: die Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen. Sie seien die „raison d’ètre“, brachte es Allan Flyvbjerg auf den Punkt.

Über Diabetes 2030
Diabetes 2030 versteht sich als Plattform eines zukunftsgerichteten und fortschrittsorientierten Austauschs zu gesundheitspolitischen, medizinisch-wissenschaftlichen sowie patientenbezogenen Themen im Bereich Diabetes und damit zusammenhängenden chronischen Erkrankungen. Ziel des Dialogs zwischen den einzelnen Interessensgruppen ist es, Schnittmengen zwischen Bereichen zu identifizieren, konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten und so gemeinsam die Behandlung und damit die Prognose der Menschen mit Diabetes zu verbessern.

Quelle: Novo Nordisk Pharma GmbH | Redaktion