Patienten mit Typ-2-Diabetes und einer milden Niereninsuffizienz zeigen eine stärkere Reduktion ihrer HbA1C-Werte unter Sitagliptin (z.B. Xelevia) im Vergleich zu einer Behandlung mit Dapagliflozin – dies sind die Ergebnisse der kürzlich publizierten CompoSIT-R-Studie, die erstmals im Rahmen des ADA 2018 in Orlando präsentiert wurde [1].
Chronische Niereninsuffizienz ist eine häufige Komplikation bei Typ-2-Diabetes. In den USA leiden schätzungsweise 38 Prozent der Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes und 48 Prozent der über 65-Jährigen an einer milden Nierenfunktionsstörung (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate [eGFR] mindestens 60 ml/min/1,73 m2, aber weniger als 90 ml/min/1,73 m2) [1,2]. Die Nierenfunktion ist deshalb ein wichtiger Faktor bei der Auswahl der antihyperglykämischen Medikation bei der Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes.
CompoSIT-R-Studie: Vergleich von Sitagliptin mit Dapagliflozin
Während die Sicherheit und Wirksamkeit unterschiedlicher antihyperglykämischer Medikamente bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und moderater bis schwerer Niereninsuffizienz (eGFR unter 60 ml/min/1,73 m2) in zahlreichen klinischen Studien untersucht ist [1,3], ist die Datenlage bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und milder Niereninsuffizienz dagegen begrenzt [1].
Dipeptidyl-Peptidase-4-Inhibitoren (DPP-4-Inhibitoren) werden für verschiedene Stufen der Niereninsuffizienz als wirksam und verträglich angesehen, gleichwohl ist gelegentlich eine Dosisanpassung zur Kontrolle der Wirkstoffspiegel notwendig [1,4]. Im Gegensatz dazu weisen Inhibitoren des Natrium-Glukose-Cotransporters (SGLT-2-Inhibitoren) aufgrund ihres Wirkmechanismus eine verminderte Wirksamkeit im Falle einer moderaten bis schweren Niereninsuffizienz auf [1,5].
In der vorliegenden Studie waren Patienten mit Typ-2-Diabetes und einer milden Niereninsuffizienz eingeschlossen, deren Erkrankung durch Ernährungsanpassung, Bewegung und der Behandlung mit Metformin alleine oder in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff nur unzureichend beherrscht werden konnte [1]. Bei diesen Patienten wurde die Wirksamkeit und Sicherheit der zusätzlichen Gabe des DPP-4-Inhibitors Sitagliptin (N = 307) mit der zusätzlichen Gabe des SGLT-2-Inhibitors Dapagliflozin (N = 306) bei dieser Patientenpopulation verglichen [1].
Sitagliptin zeigt sich dem SGLT-2-Inhibitor überlegen
Die Ergebnisse dieser multinationalen, randomisierten, doppelblinden und aktiv kontrollierten Vergleichsstudie zeigen, dass die Therapie mit Sitagliptin (100 mg einmal täglich) bei Erwachsenen über 25 Jahren mit Typ-2-Diabetes (HbA1C ≥ 7,0 Prozent und ≤ 9,5 Prozent) und milder Niereninsuffizienz (eGFR ≥ 60 und < 90 ml/min/1,73 m2) einer Therapie mit Dapagliflozin (5 mg einmal täglich, Dosisanpassung bis 10 mg einmal täglich zu Woche 4) überlegen ist [1].
Nach 24 Wochen, am Ende der Studie, zeigten die Patienten mit Sitagliptin im Vergleich zu Dapagliflozin nicht nur eine stärkere Reduktion der HbA1C-Werte gegenüber Baseline (-0,51 Prozent vs. -0,36 Prozent, p = 0,006), darüber hinaus erreichte auch noch ein größerer Anteil an Patienten ihren HbA1C-Zielwert unter 7 Prozent (42,6 Prozent vs. 27,0 Prozent) [1]. Die vordefinierten Kriterien für Nicht-Unterlegenheit und Überlegenheit für Sitagliptin vs. Dapagliflozin wurden erreicht [1].
Die Inzidenz von Hypoglykämien war in beiden Gruppen vergleichbar, wobei die Inzidenz bei denjenigen Patienten höher war, deren Basismedikation neben Metformin einen Sulfonylharnstoff enthielt [1]. Im Allgemeinen war die Verträglichkeit in beiden Gruppen vergleichbar. In der Dapagliflozin-Gruppe trat eine höhere Rate an unerwünschten arzneimittelbedingten Ereignissen auf (13,7 Prozent vs. 7,8 Prozent), vor allem im Zusammenhang mit genitalen Pilzinfektionen [1].
Schlussfolgerung
Diese Studiendaten zeigen bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes, einer milden Niereninsuffizienz und unzureichender glykämischer Kontrolle unter Metformin mit oder ohne Sulfonylharnstoff durch die zusätzliche Gabe von Sitagliptin im Vergleich zu Dapagliflozin eine signifikant stärkere Reduktion der HbA1C-Werte und damit eine höhere HbA1C-Zielwerterreichung, wobei beide Substanzen im Allgemeinen gut verträglich waren [1].Quelle: Presseinformation der Berlin-Chemie AG