Sotagliflozin hat für die EU die Zulassung als Add-on zur Insulintherapie bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes erhalten. Grundlage dafür war das inTandem-Studienprogramm, in dem der SGLT1/2-Inhibitor eine signifikante Therapieverbessung im Vergleich zu Insulin alleine erzielte.

Die Europäische Kommission hat die Marktzulassung für Sotagliflozin (Handelsname Zynquista) erteilt. Der von den Unternehmen Sanofi und Lexicon entwickelte SGLT1/2-Inhibitor ist damit nun in der EU in den einmal täglichen Dosierungen von 200 mg und 400 mg zugelassen zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle ergänzend zu einer Insulintherapie bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes und einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 27 kg/m2, die trotz optimaler Insulintherapie keine adäquate Blutzuckereinstellung erreichen.

„Millionen von Menschen mit Typ-1-Diabetes ringen europaweit mit der Kontrolle ihres Blutzuckers, trotz optimaler Insulintherapie,“ kommentierte Prof. Dr. Thomas Danne, Kinderkrankenhaus Auf der Bult, Hannover. „Für die vielen Menschen mit Typ-1-Diabetes, die übergewichtig oder adipös sind, ist Sotagliflozin eine neue Behandlungsoption, die Ärzte jetzt für geeignete Patienten in Kombination mit einer Insulintherapie in Betracht ziehen können.“

Oral anzuwendender dualer Inhibitor zweier Proteine

Sotagliflozin ist ein oral anzuwendender dualer Inhibitor von zwei Proteinen, die für den Glukosetransport verantwortlich sind – bekannt als natriumabhängiger Glukose-Co-Transporter Typ 1 und Typ 2 (SGLT1 und SGLT2) [1]. SGLT1 ist verantwortlich für die Glukoseaufnahme im Gastrointestinaltrakt [2] und SGLT2 für die Wiederaufnahme von Glukose in den Nieren [3].

„Der duale Wirkmechanismus von Sotagliflozin ermöglicht wichtige Behandlungsvorteile für Erwachsene mit Typ-1-Diabetes, darunter eine Verminderung der Blutzucker-Wiederaufnahme in den Nieren durch SGLT2-Inhibition und eine Verzögerung der Resorption von Glukose aus der Nahrung durch lokale SGLT1-Inhibition im Intestinaltrakt,“ ergänzte Dr. John Reed, Global Head of Research & Development, Sanofi.

Großes Phase-III-Studienprogramm zur Sicherheit und Wirksamkeit

Die Marktzulassung basiert unter anderem auf dem klinischen Studienprogramm inTandem, das drei klinische Phase-III-Studien beinhaltet, die die Sicherheit und Wirksamkeit von Sotagliflozin bei etwa 3.000 Erwachsenen mit unzureichend kontrolliertem Typ-1-Diabetes untersuchten [4, 5, 6, 7].

„Wir sind stolz darauf, Sotagliflozin in Kombination mit Insulin durch das bisher größte klinische Phase-III-Studienprogramm bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes entwickelt und dafür jetzt die Zulassung durch die Europäische Union erhalten zu haben,“ sagte Dr. Pablo Lapuerta, Executive Vice President and Chief Medical Officer, Lexicon. „Wir danken der Europäischen Kommission für die Anerkennung der klinischen Vorteile von Sotagliflozin bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes sowie den Familien und Ärzten, die an den Studien teilgenommen haben.“

Senkung von HbA1c, Körpergewicht und systolischem Blutdruck

Diese drei Studien zeigten, dass die Behandlung mit Sotagliflozin, das Erwachsenen mit unzureichend kontrolliertem Typ-1-Diabetes als orale Therapie zusätzlich zu Insulin verabreicht wurde, von Baseline bis Woche 24 zu einer konsistenten signifikanten Verminderung von HbA1c, Körpergewicht und systolischem Blutdruck führte und zudem zu einer signifikanten Verbesserung der Zeit im Blutzuckerzielbereich sowie einer Verbesserung der Patient Reported Outcomes im Vergleich zu Insulin alleine.

Dies galt für die 200-mg- sowie die 400-mg-Dosierung [4, 5, 6, 7]. Erreicht wurde dies ohne den bei der Intensivierung von Insulin üblichen Anstieg an schweren Hypoglykämien sowie mit weniger schweren hypoglykämischen Ereignissen unter der 400-mg-Dosierung in Woche 52.

Laufendes Studienprogramm mit Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes

Wie bei anderen SGLT2-Inhibitoren zeigten die klinischen Studien ein erhöhtes Risiko für Genitalmykosen und Diabetische Ketoazidosen (DKA), die bekanntlich Menschen mit Typ-1-Diabetes häufiger treffen als jene mit Typ-2-Diabetes.

Mehrere Mitglieder der wissenschaftlichen Diabetes-Community betrachten das DKA-Risiko, das mit SGLT2-Inhibitoren assoziiert ist, bei geeigneter Auswahl der Patienten sowie Schulung und Keton-Selbstmonitoring als handhabbar [8, 9, 10, 11]. Das Risiko von DKA wird durch eine sorgfältige Auswahl der Patienten für die Behandlung mit Sotagliflozin sowie durch einen Risikomanagementplan und eine Strategie zur Risikominderung reduziert – darunter Schulungsmaßnahmen für Patienten, Ärzte und Betreuer, die den sicheren Gebrauch des Präparates unterstützen.

Sotagliflozin wird derzeit in einem Programm mit elf laufenden klinischen Studien bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes untersucht, darunter zwei Studien bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und Nierenfunktionsstörungen sowie zwei große kardiovaskuläre Outcome-Studien.



Referenzen
[3] Wright EM et al. Physiol Rev 2011;91:733-794.
[5] Danne T et al. Diabetes Care 2018 Jun; dc180342. https://doi.org/10.2337/dc18-0342.
[7] Danne T et al. “inTandem1 and inTandem2: increased time in range with sotagliflozin as adjunct therapy to insulin in adults with type 1 diabetes by 24-week continuous glucose monitoring”, Abstract #610, presented at European Association for the Study of Diabetes 54th Annual Meeting, October 1-5, 2018, Berlin, Germany. [Abruf April 2019].
[9] Rosenstock J, Ferrannini E. Diabetes Care 2015 Sep; 38(9): 1638-1642.


Quelle: Presseinformation von Sanofi