Bundesministerin Julia Klöckner hat im Dezember die vom Kabinett beschlossene Reduktions- und Innovationsstrategie zu Zucker, Fett und Salz in Fertiglebensmitteln vorgestellt. Die Organisation diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe sieht erheblichen Nachbesserungsbedarf.

„Das ist ein Anfang, den wir grundsätzlich begrüßen“, kommentiert Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Die ersten Zielmarken, die am 19. Dezember genannt worden sind, beziehen sich jedoch nur auf freie Zucker und nur auf drei Produktgruppen und sind so niedrig, dass wir uns auf einen langwierigen Reduktionsprozess über Jahre mit marginalen jährlichen Verbesserungen einstellen müssen. Das ist nicht der große Wurf und wir sehen erheblichen Nachbesserungsbedarf“, so der Diabetologe.

Ziele "recht unambitioniert" - Keine ökonomischen Anreize für Lebensmittelwirtschaft

Der Zuckergehalt soll

  • - in überzuckerten Kindercerealien um 20 Prozent,
  • - in zuckergesüßten Erfrischungsgetränken um 15 Pozent und
  • - in Kinderjoghurts um 10 Prozent gesenkt werden.

„Das sind leider recht unambitionierte Ziele für den langen Zeitraum von 6 Jahren, die dem Ansatz der freiwilligen Selbstverpflichtung geschuldet sind. Wir hätten uns ökonomische Anreize für die Lebensmittelwirtschaft gewünscht, um diese Prozesse zu beschleunigen. Am aussichtsreichsten wäre die Einführung einer 'gesunden Mehrwertsteuer' gewesen, die gesunde Lebensmittel begünstigt und durch höhere Steuern auf zu fette, zu zuckrige und zu salzige Lebensmittel gegenfinanziert“, findet Kröger.

Softdrinksteuer in Großbritannien setzt Maßstäbe

„Mit der Softdrinksteuer haben es die Briten geschafft, innerhalb von 1 bis 2 Jahren die Anzahl der überzuckerten Getränke am Markt zu halbieren; die Zuckergehalte sanken um 30-65 Prozent! Wir schätzen deshalb über den langen Zeitraum von 6 Jahren bis 2025 eine Halbierung des Zuckergehaltes in zuckergesüßten Erfrischungsgetränken als sehr gut machbar ein.“

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Weitere Stellschrauben sollen in Angriff genommen werden

„Wir begrüßen jedoch, dass Frau Klöckner weitere Branchen- und Produktgruppen bezogene Reduktionsziele in Aussicht gestellt hat – das ist dringend notwendig. Ebenfalls positiv ist, dass Klöckner sich für die flächendeckende Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards für Kita- und Schulessen einsetzen und gemäß Koalitionsvertrag bis Sommer 2019 ein neues Konzept für eine besser verständliche Nährwertkennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite vorlegen wird – das fordern wir schon lange“, so Kröger weiter.

„Wir finden es gut und richtig, dass neben Fertigprodukten nun auch das Außer-Haus-Essen einbezogen werden soll – hier gibt es großen Handlungsbedarf, weil die Verbraucher immer mehr zum Essen „to go“ greifen oder bei Bestell- und Lieferdiensten fertiges Essen ordern.“

Reduktions- und Innovationsstrategie in dieser Form lediglich ein Anfang?

„Die Reduktions- und Innovationsstrategie in der vorgelegten Form wird das Übergewichtsproblem und das Problem der 1000 täglich neudiagnositizierten Menschen mit Diabetes in Deutschland allein nicht lösen können“, prophezeit Kröger.

Mit der Reduktions- und Innovationsstrategie soll „die gesunde Wahl zur einfachen Wahl werden“ und langfristig ein Konzept gegen das weit verbreitete Übergewicht gefunden werden, so Frau Klöckner bei der Pressekonferenz im Dezember. Übergewicht ist ein Hauptverursacher für ernährungsmitbedingte Krankheiten, wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Krankheiten und andere, die jährlich rund 70 Mrd. € an Kosten verursachen.



Quelle: Pressemitteilung von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe