Seit der Wiedereinführung von Alirocumab (Praluent®) im April 2021 steht in Deutschland wieder mehr als ein PCSK9-Inhibitor zur Senkung erhöhter LDL-Cholesterin-Werte zur Verfügung. Die Verordnung von Alirocumab ist unter Einhaltung bestimmter Kriterien wirtschaftlich, verordnungs- und erstattungsfähig.

„Die Wiedereinführung von Alirocumab (Praluent®) im April 2021 begrüße ich sehr, denn die Verfügbarkeit von mehr als einem PCSK9-Inhibitor zur Senkung erhöhter LDL-Cholesterin-Werte bereichert das therapeutische Spektrum und gibt uns die Möglichkeit einer individuellen Therapie,“ erklärte Professor Dr. Andreas Zeiher, Frankfurt, im Rahmen einer Pressekonferenz* und ergänzte: „Lassen sich die in den Leitlinien empfohlenen Zielwerte mit einer intensiven Statintherapie (± andere lipidsenkende Therapien) nicht erreichen, können PCSK9-Inhibitoren wie Alirocumab eine Option sein, das kardiovaskuläre Risiko der Betroffenen zu senken.“[1]

Seit April letzten Jahres steht zusätzlich ein neuer 2-ml-Fertigpen für die monatliche Gabe von Alirocumab zur Verfügung, der die Anwendung des PCSK9-Inhibitors erleichtert: Der Pen ermöglicht es, die 300-mg-Dosis Alirocumab mit einer Injektion innerhalb von 20 Sekunden zu injizieren und das nur einmal monatlich.[2,3] Die Dosierung von 300 mg Alirocumab innerhalb von 4 Wochen erreichte in der CHOICE-Studie eine signifikante Senkung des LDL-C-Wertes (-65,8 Prozent unter Alirocumab vs. -0,8 Prozent unter Placebo; p< 0,0001).[4]

Die aktuelle Leitlinie zur Behandlung von Dyslipidämien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) sieht für Menschen mit einem sehr hohen kardiovaskulären Risiko – beispielsweise mit einer dokumentierten kardiovaskulären Erkrankung – einen LDL-C-Zielwert < 55 mg/dl (< 1,4 mmol/l) vor. Außerdem soll der LDL-C-Ausgangswert um mindestens 50 Prozent gesenkt werden.[1]

Zielwerte trotz Hochdosis-Statintherapie meist nicht erreicht

Doch diese Zielwerte werden im Therapiealltag sehr häufig nicht erreicht: Daten des SWEDEHEART-Registers (n= 25 466) zeigten, dass zwar zu 84 Prozent nach einem Myokard-Infarkt eine Sekundärprophylaxe mit Hochdosis-Statin gewählt wurde, jedoch nur 17 Prozent damit in den Zielbereich gelangten.[5] „Werden die LDL-C-Werte trotz maximal tolerierter Statindosis ± Ezetimib nicht erreicht, empfehlen ESC und EAS den Einsatz eines PCSK9-Inhibitors wie Alirocumab mit einem Empfehlungsgrad IA“, so Zeiher.[1] Einer Simulation zufolge könnte bei einer leitliniengerechten Therapieoptimierung unter Hochdosis-Statin + Ezetimib + PCSK9-Inhibitor zu etwa 90 Prozent der Zielbereich erreicht werden.[5]

ODYSSEY OUTCOMES: Das kardiovaskuläre Risiko senken

Mit dem Einsatz von Alirocumab lässt sich eine effektive und anhaltende Senkung des LDL-C-Spiegels erreichen.6 Das Potenzial einer konsequenten LDL-C-Senkung bei Menschen mit hohem kardiovasuklärem Risiko unterstreicht die bisher größte kardiovaskuläre Outcome-Studie mit einem PCSK9-Inhibitor: Wurde unter Alirocumab einen LDL-C-Zielwertbereich von 25 bis 50 mg/dl (0,6 bis 1,3 mmol/l) erreicht, sank das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (4-Punkt-MACE)§ signifikant (p<0,001).[7] (4-Punkt-MACE [Major adverse cardiovascular events] bestehend aus KHK-bedingtem Tod oder nicht-tödlichem Myokardinfarkt oder tödlichem bzw. nicht tödlichem ischämischen Schlaganfall oder instabiler Angina pectoris, die eine Hospitalisierung erforderte.[7])

Auch traten in der Gesamtstudienpopulation numerisch weniger Todesfälle auf.[7] Zeiher betonte, dass die geringere Mortalität unter einer Therapie mit Alirocumab in ODYSSEY OUTCOMES bei einer Behandlungsdauer von drei und mehr Jahren gezeigt werde.[8]

Erfreulich war auch das Sicherheitsprofil von Alirocumab: Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse und Laboranomalien war in der Alirocumab- sowie der Placebogruppe ähnlich – außer: Unter dem PCSK9-Inhibitor traten mehr Reaktionen an der Einstichstelle auf als unter Placebo.[7]

Aus der Studie ODYSSEY OUTCOMES lässt sich außerdem insgesamt folgern: Je höher das individuell kardiovaskuläre Risiko des Einzelnen ist, desto größer ist der Nutzen einer Therapie mit Alirocumab bei Menschen mit akutem Koronarsyndrom, die unter einer adäquaten Statin-Therapie ihren LDL-Cholesterin-Zielwert nicht erreichen,“ [9-11] unterstrich Zeiher.

Die Verordnung von PCSK9-Inhibitoren wie Alirocumab ist wirtschaftlich, verordnungs- und erstattungsfähig, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: Patienten mit gesicherter familiärer heterozygoter Hypercholesterinämie unter Berücksichtigung des Gesamtrisikos familiärer Belastung und Patienten mit heterozygot familiärer oder nicht familiärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie, bei denen eine gesicherte, vaskuläre Erkrankung (koronare Herzkrankheit, zerebrovaskuläre Manifestation, periphere arterielle Verschlusskrankheit sowie regelhaft weitere Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse vorliegen (z. B. Diabetes mellitus, eingeschränkte Nierenfunktion glomeruläre Filtrationsrate [GFR] , 60 ml/min/1,73 m2]). Die Patienten müssen außerdem refraktär gegenüber einer dokumentierten maximal diätetischen und medikametösen lipidsenkenden Therapie über einen Zeitraum von grundsätzlich zwölf Monaten (Statine und/oder andere Lipidsenker bei Statin-Kontraindikation) sein.[3,12] Zudem sind mit den Krankenkassen von ca. 80 Prozent der GKV-Versicherten Rabattverträge für die Verordnung von Alirocumab vereinbart worden.

Über ODYSSEY OUTCOMES
Die doppelblinde multinationale Studie ODYSSEY OUTCOMES schloss 18.924 Hochrisikopatienten ein. Die Teilnehmer hatten ein ein bis zwölf Monate vor der Randomisierung zurückliegendes akutes Koronarsyndrom (ACS) erlitten und erreichten trotz einer hochdosierten bzw. maximal tolerierten Therapie mit Atorvastatin oder Rosuvastatin (± anderen lipidsenkenden Therapien) in der Run-in-Phase keine ausreichende Kontrolle ihrer Lipide. Patienten konnten auch mit niedriger Dosierung teilnehmen, wenn Unverträglichkeit nachgewiesen und dokumentiert waren.[7] Keine ausreichende Kontrolle der Lipide war definiert als LDL ≥ 70 mg/dl (≥ 1,8 mmol/l) oder non-HDL ≥ 100 mg/dl (≥ 2,6 mmol/l) oder Apolipoprotein B ≥ 80 mg/dl.[7] Die Patienten wurden auf Alirocumab alle zwei Wochen oder Placebo randomisiert und im Median über 2,8 Jahre behandelt. Primärer Endpunkt war das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen (4-Punkt-MACE [Major adverse cardiovascular events] bestehend aus KHK-bedingtem Tod oder nicht-tödlichem Myokardinfarkt oder tödlichem bzw. nicht tödlichem ischämischen Schlaganfall oder instabiler Angina pectoris, die eine Hospitalisierung erforderte).[7]

Über Praluent® (Alirocumab)

Alirocumab hemmt die Bindung von PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9) an den LDL-Rezeptor und erhöht damit die Anzahl der LDL-Rezeptoren auf der Leberzelloberfläche. Dadurch wird der LDL-C-Spiegel im Blut gesenkt.

Alirocumab ist in Europa zugelassen zur Behandlung bei Erwachsenen mit primärer Hypercholesterinämie (heterozygote familiäre und nicht familiäre) oder gemischter Dyslipidämie begleitend zu einer Diät: a) in Kombination mit einem Statin oder mit einem Statin und anderen lipidsenkenden Therapieprinzipien bei Patienten, die mit einer maximal verträglichen Statintherapie die LDL-C-Zielwerte nicht erreichen oder b) als Monotherapie oder in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapieprinzipien bei einer Statin-Unverträglichkeit oder wenn Statine kontraindiziert sind. Alirocumab ist ferner angezeigt zur Behandlung bei Erwachsenen mit bestehender atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos durch Verringerung der LDL-C-Werte zusätzlich zur Korrektur anderer Risikofaktoren: a) in Kombination mit einer maximal verträglichen Statintherapie mit oder ohne anderen lipidsenkenden Therapieprinzipien oder b) als Monotherapie oder in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapieprinzipien bei Patienten mit einer Statin-Unverträglichkeit oder wenn Statine kontraindiziert sind.[3]

Alirocumab ist in mehr als 60 Ländern weltweit zugelassen, darunter in Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Australien, der Schweiz und der Europäischen Union (EU).


Referenzen
1 Mach F et al. Eur Heart J 2020;41(1):111–188
2 Frias et al. Clinical Therapeutics 2019; 42(1):94-107.E5
3 Fachinformation Praluent®, Stand: Dezember 2020
4 Roth EM et al. Atherosclerosis 2016; 254:254-26
5 Allahyari AA et al. Eur Heart J. 2020 Oct 21;41(40):3900-3909
6 Goodman SG et al. J Am Coll Cardiol 2020 Feb, 75 (4) 448–451
7 Schwartz GG et al. N Engl J Med 2018;379(22):2097-2107
8 Steg PG et al. 2020 Circulation 2019;140:103–112
9 Ray KK et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2019;7:618-28
10 Goodman SG et al. J Am Coll Cardiol 2019; 74:1177-86
11 Jukema JW et al. J Am Coll Cardiol 2019;74:1167-1176
12 G-BA-Beschluss vom 04.08.2016, https://www.g-ba.de/beschluesse/2676/ (zusammenfassende Dokumentation Seite 32), letzter Zugriff: Januar 2022

Quelle: Online-Fachpressekonferenz „Sanofi General Medicines – Highlights 2021“, 3. Dezember 2021; Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH | Redaktion