Auf ihrer Jahrespressekonferenz wiederholten Vertreter der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Forderungen nach einem Nationalen Diabetesplan. Dieser solle auch ein Diabetesregister mit zentrale erfassten Patientendaten beinhalten, so die Experten.

In Deutschland leiden Millionen von Menschen an Diabetes mellitus – und jedes Jahr kommen 500.000 Neuerkrankte hinzu. Etwa ein Fünftel aller Todesfälle hierzulande ist einer neuen Studie zufolge direkt auf diese chronische Erkrankung zurückzuführen. Vor dem Hintergrund dieser dramatischen Entwicklungen müssen die Versorgung und die medizinischen Strukturen dringend verbessert werden, fordern Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Sie fordern deshalb einen Nationalen Diabetesplan, der auch ein Diabetesregister mit Patientendaten beinhalten sollte. Auf der Jahrespressekonferenz der DDG am 28. Februar 2018 in Berlin erläuterten sie unter anderem, warum eine zentrale Erfassung von Patientendaten so wichtig ist und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt.

Zentrales Register mit Patientendaten bislang nur bei Krebserkrankungen

„In Deutschland gibt es bisher lediglich bei Krebserkrankungen die gesetzliche Vorgabe, dass Krankheitsverläufe und deren Behandlung flächendeckend erfasst und zentral in einer Langzeitauswertung zusammengeführt werden müssen“, sagte Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Past Präsident und Pressesprecher der DDG. „Wir benötigen solch ein zentrales Register mit Patientendaten jedoch auch dringend für Diabetes-Erkrankungen.“

Nur so könnten regionale Unterschiede in der Versorgung aufgezeigt werden. Außerdem schaffe eine breite Datenbasis die Grundlage dafür, validierte und detailliertere Erkenntnisse über die Langzeitwirkung von Therapien in der breiten Anwendung zu gewinnen. „Mithilfe eines Patientenregisters können wir beispielsweise auswerten, wie hilfreich Therapien mit bestimmten Medikamenten sind – und welche Wirkungen nicht medikamentöse Maßnahmen wie Patientenschulungen, die Stoffwechselselbstkontrolle und begleitende Lebensstiländerungen haben“, so Gallwitz.

Auf Basis dieser Erkenntnisse kann die Patientenversorgung gezielt verbessert werden. Ein solches Vorgehen würde letztlich auch das Gesundheitssystem entlasten.

DDG-Kommission definiert medizinische und wissenschaftliche Standards

Die DDG will den Aufbau eines nationalen Diabetesregisters tatkräftig unterstützen. Die Kommission „Versorgungsforschung und Register“ der Fachgesellschaft hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, entsprechende medizinische und wissenschaftliche Standards zu definieren. Die Experten haben auch die fortschreitende Digitalisierung im Blick und sehen darin eine Chance für eine verbesserte Versorgung.

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„Qualitativ hochwertige Diabetes-Apps, Wearables und digitale Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung können die herkömmliche Diagnostik und Therapie sinnvoll ergänzen und wichtige Patientendaten liefern“, meinte Gallwitz. „Sie entlasten Mediziner und geben ihnen mehr Zeit für den direkten Austausch mit ihren Patienten.“

Wichtige Voraussetzungen im Umgang mit den digitalen Anwendungen sind unter anderem, dass Vorgaben zum Schutz der persönlichen Daten eingehalten werden, IT-Kenntnisse bei den Beteiligten ausreichend vorhanden sind und die Systeme untereinander sinnvoll und leicht kombinierbar sind.

Maßnahmen sollen Sterberisiko senken sowie Lebenserwartung und -qualität steigern

Das nationale Diabetesregister soll – nach den Vorstellungen der DDG – ein zentraler Baustein in einem „Nationalen Diabetesplan“ zur Verbesserung der medizinischen Versorgung sein. Weitere zentrale Ansatzpunkte darin sind beispielsweise die Forderung nach einer adäquaten Medizinerausbildung und -weiterbildung sowie nach einer flächendeckenden Patientenversorgung durch niedergelassene Allgemein- und Fachärzte.

Zudem sieht der Plan den Einsatz moderner Medikamente und eine angemessene Behandlung und Pflege im Krankenhaus vor. In diesem Zusammenhang fordern die Experten auch, den Beruf des Diabetesberaters staatlich anzuerkennen. „Wenn die Politik jetzt aktiv wird und die vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzt, kann das Sterberisiko von Diabetespatienten stark reduziert und deren Lebenserwartung und -qualität eindeutig verbessert werden“, resümierte Gallwitz.


Literatur
Jacobs E, Hoyer A, Brinks R, Kuss O, Rathmann W: Burden of mortality attributable to diagnosed diabetes: a nationwide analysis based on claims data from 65 million people in Germany. Diabetes Care. 2017 Dec; 40(12):1703-1709.
Jacobs E, Rathmann W: Epidemiologie des Diabetes in Deutschland. In: Kröger J, Müller-Wieland D (Hrsg.): Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2018. Die Bestandsaufnahme. Kirchheim Verlag, Mainz. 2017; 9-22.


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)