Etwa einer von vier Teenagern weiß nicht, dass er oder sie unter Adipositas leidet. Auch ein Drittel ihrer Eltern ist sich dessen nicht bewusst. Das zeigen Daten der neuen ACTION teens-Studie, die auf dem European Congress on Obesity (ECO) in Maastricht, Niederlande, erstmals vorgestellt wurde.¹

Bleibt eine Adipositas-Erkrankung unerkannt und somit unbehandelt, stellt sie eine große Belastung für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen dar. Denn die chronische Erkrankung ist mit einer ganzen Bandbreite von Komorbiditäten und Komplikationen assoziiert. Diese reichen von psychischen Problemen und Herzkrankheiten bis zu Typ-2-Diabetes, diversen Krebsarten und Problemen mit Knochen und Gelenken.² In Deutschland sind etwa 6 % der Kinder und Jugendlichen von Adipositas betroffen.³

Die von Novo Nordisk gesponserte ACTION teens-Studie wertete Daten von mehr als 5.000 12- bis 17-jährigen Jungen und Mädchen mit Adipositas sowie von mehr als 5.000 Eltern bzw. Betreuungspersonen und über 2.000 medizinischen Fachkräften aus. Einem von drei Elternteilen fällt es schwer, Adipositas beim eigenen Nachwuchs überhaupt zu erkennen.¹ Fast die Hälfte hofft, dass die Jugendlichen einfach aus der Krankheit herauswachsen.¹

Für Letzteres gibt es allerdings keinerlei medizinische Evidenz. Dies ist besonders problematisch, denn Menschen, die im Kindes- und Jugendalter bereits an Adipositas erkranken, haben im frühen Erwachsenenalter nachweislich ein dreifach höheres Sterberisiko als die Vergleichsgruppe ohne Adipositas.⁴

ACTION teens-Daten offenbaren ungelöste Herausforderungen

„Die ACTION teens-Studie erfasst die Wahrnehmungen, Einstellungen, Verhaltensweisen und potenziellen Hindernisse für eine wirksame Behandlung bei Jugendlichen mit Adipositas in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Es muss mehr getan werden, um einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Adipositas voranzutreiben.“ Diese ungelöste Herausforderung für das Gesundheitswesen beeinträchtigt das Leben von viel zu vielen jungen Menschen, deren Gesundheit auch im späteren Leben ernsthaft durch Adipositas beeinträchtigt wird, so Stephen Gough, Senior Vice President, Global Chief Medical Officer, Novo Nordisk.

Vicki Mooney, Co-Autorin der ACTION teens-Studie und Vorsitzende der Irish Coalition for People Living with Obesity (ICPO) sowie Geschäftsführerin der European Coalition for People living with Obesity (ECPO), sagt: „Die Ergebnisse zeigen, dass junge Menschen gerne abnehmen und ihre Gesundheit verbessern wollen. Allerdings hat ein Drittel von ihnen Hemmungen, mit den eigenen Eltern darüber zu sprechen. Viele suchen stattdessen in den sozialen Medien nach Rat. Es ist schwer vorstellbar, unter welchem Druck sie stehen – zumal fast 70 % glauben, dass sie allein für das Abnehmen verantwortlich sind. Gleichzeitig wissen viele Eltern nicht, wie sie den Nachwuchs hierbei am besten unterstützen können.“¹

Zugang zu Präventivmaßnahmen und evidenzbasierten Behandlungsstrategien wichtig

Überdies zeigt die Studie, dass die Ärztinnen und Ärzte besser geschult werden müssen. Die große Mehrheit (87 %) gibt an, nach dem Medizinstudium keine nennenswerte Aus- oder Weiterbildung im Umgang mit Adipositas erhalten zu haben.⁵

„Adipositas, sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen, ist ein großes Problem mit schweren gesundheitlichen und negativen sozialen Folgen für die Betroffenen. Nach einer aktuellen Studie der World Obesity Federation steigt derzeit in Deutschland die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die mit einer krankhaften Adipositas leben, jährlich um ca. 2,2 %.⁶ Demnach wären bereits im Jahr 2030 mehr als 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland von dieser chronischen Krankheit betroffen. Die Behandlung ist, wie bei Erwachsenen auch, schwierig, insbesondere in Bezug auf die Langzeiterfolge. Deshalb ist es so wichtig, sowohl effektive Maßnahmen für die Prävention und gleichzeitig einen gesicherten Zugang zu evidenzbasierten Behandlungsstrategien sicherzustellen“, kommentiert Professor Arya M. Sharma, Adipositasexperte und ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Adipositasforschung, die Studienergebnisse mit Blick auf Deutschland.

Über die ACTION teens-Studie
ACTION teens ist eine multinationale Studie, die unter 5.275 Jugendlichen mit Adipositas im Alter von 12 bis 17 Jahren, 5.389 zugehörigen Eltern/Betreuungspersonen und 2.323 medizinischen Fachkräften durchgeführt wurde. Die Daten wurden in den folgenden 10 Ländern erhoben: Australien, Italien, Kolumbien, Mexiko, Saudi-Arabien, Spanien, Südkorea, Taiwan, die Türkei und das Vereinigte Königreich. Ziel der Studie war es, Wahrnehmungen, Einstellungen, Verhaltensweisen im Umgang mit Adipositas sowie potenzielle Hindernisse für eine wirksame Therapie zu ermitteln. Die vollständigen Forschungsergebnisse werden in Kürze veröffentlicht werden.

Referenzen
1. Fernández-Aranda F, Baur L, Bereket A, et al. ACTION teens global survey: attitudes about obesity and weight loss among adolescents living with obesity, caregivers and healthcare professionals. Poster presented at the European Congress on Obesity (ECO), 5 May 2022, Maastricht, The Netherlands.
2. Freedman et al. J Pediatr 2007; 150(1): 12-17 e12.
3.. Schienkiewitz et al. J Health Monit 2018; 3(1): 16-23.
4. Lindberg et al. PLoS Med 2020;17(3):e1003078. https:// doi.org/10.1371/journal.pmed.1003078
5. Maffeis C, Baur L, Bereket A, et al. ACTION teens global survey: participant characteristics and key information sources for adolescents living with obesity, caregivers and healthcare professionals. Poster presented at the European Congress on Obesity (ECO), 5 May 2022, Maastricht, The Netherlands.
6. World Obesity Federation. Obesity Atlas 2022. Online unter: https://data.worldobesity.org/publications/?cat=15#DE; letzter Zugriff April 2022.

Quelle: Novo Nordisk | Redaktion