Für Menschen mit Diabetes Typ 2 ist die Krebsprävention und -früherkennung besonders wichtig, denn Krebserkrankungen sind die häufigste Todesursache bei dieser Patientengruppe. Doch ist es auch gerade diese Gruppe, die Vorsorgeuntersuchungen – insbesondere bei Darmkrebs – zu selten in Anspruch nimmt, kritisieren die Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Krebs“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sowie die Stiftung „LebensBlicke“ in einer Pressemeldung. Die Darmkrebsfrüherkennung per Stuhltest (IFOBT) ist unkompliziert und schnell zu Hause durchführbar.Die DDG und die Stiftung „Lebensblicke“ fordern Ärztinnen und Ärzte dazu auf, ihre Patientinnen und Patienten vermehrt über niederschwellige Vorsorgemöglichkeiten aufzuklären und raten Betroffenen zur Wahrnehmung dieser Angebote.

Bei Menschen mit einem Diabetes Typ 2 bilden sich – im Vergleich zu ihren gesunden Mitmenschen – häufiger bösartige Zellveränderungen im Dickdarm und anderen Geweben. „Das Darmkrebsrisiko ist etwa doppelt so hoch wie bei Stoffwechselgesunden. Besteht darüber hinaus noch eine familiäre Vorbelastung, erkranken Diabetespatientinnen und -patienten im Schnitt sogar bis zu 18 Jahre früher an dieser Krebsart“, erklärt Professor Dr. med. Hans Scherübl, Sprecher und 1. Vorsitzender der AG „Diabetes und Krebs“ der DDG.

Übergewichtige mit Insulintherapie sind besonders gefährdet

Ursache für das erhöhte Erkrankungsrisiko bei Typ-2-Diabetes sind bestimmte Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse durch das mit der Stoffwechselerkrankung häufig assoziierte Übergewicht, sowie die Wirkung des zugesetzten Insulins, oder ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel. „Besonders darmkrebsgefährdet sind daher übergewichtige Menschen mit einem insulintherapierten Diabetes Typ 2“, führt Professor Dr. Jürgen F. Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „LebensBlicke“ und emeritierter Direktor der Medizinischen Klinik C am Klinikum Ludwigshafen, aus. „Gravierend ist, dass sich Adipositas und Diabetes weltweit zu regelrechten Epidemien entwickelt haben, sie in einer Wechselwirkung miteinander stehen und dadurch Krebserkrankungen begünstigen.“ So erkranken immer mehr jüngere Erwachsene unter 50 Jahren an Darmkrebs.

Problematisch: in Deutschland nehmen nur 10 bis 20 Prozent Vorsorgeangebote wahr

„Umso problematischer ist es, wenn Betroffene die niederschwelligen Angebote der Darmkrebsvorsorge nicht wahrnehmen oder darüber zu wenig aufgeklärt werden“, mahnt Scherübl, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Vivantes-Klinikum Am Urban in Berlin. In einigen europäischen Ländern, wie den Niederlanden und England, betrage die Teilnahmerate bei der Darmkrebsvorsorge mit Stuhlbluttests rund 70 Prozent. In Deutschland nehmen lediglich zehn bis zwanzig Prozent diese Angebote wahr. Dabei seien die Maßnahmen zur Darmkrebsfrüherkennung sehr niederschwellig: „Stuhltests erfordern keine Vorbereitung, sind nichtinvasiv und können von Patientinnen und Patienten selbst zu Hause angewendet werden“, ergänzt Riemann.

Niederschwellig: nicht-invasive Stuhltests

Liegen neben einem Diabetes mellitus weitere Risikofaktoren wie Tabak- oder Alkoholkonsum, Übergewicht oder eine familiäre Belastung vor, übernehmen einige Krankenkassen inzwischen auch die Kosten für eine frühere Vorsorgekoloskopie – bei Männern bereits ab dem 40. Lebensjahr und bei Frauen ab dem 45. Lebensjahr. „Dieses Angebot sollten diese Hochrisikopatienten unbedingt nutzen“, empfiehlt Gastroenterologe Riemann. „Darmkrebs ist gut heilbar – aber nur, wenn er früh erkannt wird.“

Die Experten weisen darauf hin, dass in Zukunft die Darmkrebsvorsorge noch effektiver sein wird. Derzeit werde sehr erfolgreich an innovativen Bluttests, die mit Biomarkern arbeiten und die mikrobielle Erbsubstanz detektieren, sowie neuen Stuhltests, wie Multitarget-Stuhl-DNA-Tests, gearbeitet.


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft | Redaktion

Ingeborg Fischer-Ghavami
Redaktion diabetologie-online
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