Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat dem GLP-1-Rezeptor-Agonisten Dulaglutid (Handelsname Trulicity) in einem aktuellen Beschluss einen doppelten Zusatznutzen gegenüber einer zweckmäßigen Vergleichstherapie bei Typ-2-Diabetes zugesprochen.

Wie das Unternehmen Lilly bekanntgegeben hat, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) den Wirkstoff Dulaglutid (Handelsname Trulicity) [1, a], zum zweiten Mal und gleich doppelt einen Zusatznutzen gegenüber einer zweckmäßigen Vergleichstherapie bei Typ-2-Diabetes zugesprochen.

Demzufolge bescheinigt der G-BA Dulaglutid, dem die American Diabetes Association (ADA) und die European Association for the Study of Diabetes (EASD) im Konsensusempfehlungs-Update die stärkste Evidenz unter den GLP-1-Rezeptor-Agonisten in der kardiovaskulären Primärprävention attestieren [2, b, c] in Kombination mit Insulin einen Zusatznutzen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und moderater oder schwerer Niereninsuffizienz [d] sowie einen Zusatznutzen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne Niereninsuffizienz [e, 3].

Weniger schwere unerwünschte Ereignissen unter Dulaglutid

Der neu zugesprochene Zusatznutzen [3], von Dulaglutid bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und moderater oder schwerer chronischer Nierenerkrankung in Kombination mit Insulin lispro basiert auf den Daten der Studie AWARD-7 [f]. Sie zeigte, dass Dulaglutid in Kombination mit Insulin lispro bei dieser Patientengruppe das Risiko für nicht-schwere, symptomatische, bestätigte Hypoglykämien oder schwere Hypoglykämien im Vergleich zur Kombination aus Insulin glargin und Insulin lispro signifikant reduzierte [4].

Zugleich bestätigte der G-BA erneut den bereits bestehenden Zusatznutzen [3] für Patienten mit Typ-2-Diabetes, die Dulaglutid in Kombination mit Insulin erhalten. Er beruht auf Ergebnissen der AWARD-4-Studie, in der Dulaglutid und Insulin glargin jeweils in Kombination mit Insulin lispro verglichen wurden. Hierbei ermöglichte der GLP-1-Rezeptor-Agonist eine bessere glykämische Kontrolle bei verringerter Hypoglykämierate und positivem Effekt auf das Körpergewichtg [5]. Ausschlaggebend für den Zusatznutzen war das signifikant verringerte Risiko von schweren unerwünschten Ereignissen unter Dulaglutid im Vergleich zu Insulin glargin [3].

„Methodische Gründe“: kein Zusatznutzen bei hohem kardiovaskulären Risiko

Ebenfalls vom G-BA bewertet, wurde ein möglicher kardiovaskulärer Zusatznutzen von Dulaglutid 1,5 mg [6]. Grundlage war die kardiovaskuläre Endpunktstudie REWIND [h, 7, 8], die aufgrund des breiten Patientenkollektivs und der Beobachtungsdauer von im Median 5,2 Jahren sowie der patientenrelevanten Endpunkte, insbesondere hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse [b] und Gesamtmortalität, zur frühen Nutzenbewertung nach § 35a SGB V herangezogen wurde.

Hierbei bestätigt der G-BA in der Kategorie „Morbidität“ für den zusammengesetzten primären Endpunkt „MACE-3“ [b], bei der Einzelkomponente „nicht tödlicher Schlaganfall“ sowie beim Endpunkt „andauernde Verschlechterung der Nierenfunktion“ jeweils ein statistisch signifikanten Vorteil für Dulaglutid 1,5 mg gegenüber der Kontrolle [6].

Trotz des statistisch signifikanten, klinisch relevanten Nutzens von Dulaglutid 1,5 mg bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und erhöhtem kardiovaskulären Risiko [i], in Bezug auf kardiovaskuläre sowie renale Endpunkte, wurde seitens des G-BA aus methodischen Gründen hier kein Zusatznutzen für Dulaglutid 1,5 mg abgeleitet [3, 6].

Primärprävention-Empfehlung im ADA/EASD-Konsensuspapier

Das aktuelle ADA/EASD-Konsensuspapier empfiehlt hingegen aufgrund der positiven REWIND-Daten, dass Dulaglutid 1,5 mg unter den GLP-1-Rezeptor-Agonisten nicht nur in der Sekundärprävention von kardiovaskulären Ereignissen [b], sondern auch bereits in der Primärprävention eingesetzt werden sollte [2, 6]. Darüber hinaus konstatiert das aktuelle Update der ADA/EASD-Konsensusempfehlung für Dulaglutid 1,5 mg die stärksten Evidenz unter den GLP-1-Rezeptor-Agonisten für die Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse [2, a, b, c]

Dulaglutid (Trulicity) ist gemäß Zulassung voll erstattungsfähig und wirtschaftlich für alle Patienten mit Typ-2-Diabetes [a].



Literatur und Verweise
[2] Buse JB et al. Diabetes Care. 2020 Feb;43(2):487-493.
[3] Gemeinsamer Bundesausschuss. Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL): Anlage XII - Beschlüsse über die Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a SGB V – Dulaglutid 2020 [updated 16.07.2020]. Verfügbar unter (letzter Aufruf 20.07.2020): www.g-ba.de/downloads/39-261-4373/2020-07-16_AM-RL-XII_Dulaglutid_D-511.pdf.
[4] Tuttle KD et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2018; 6:605-617.
[5] Blonde L et al. Lancet 2015; 385:2057-2066.
[6] Gemeinsamer Bundesausschuss. Tragende Gründe zum Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL): Anlage XII – Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a SGB V Dulaglutid (Erneute Nutzenbewertung aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse gemäß §13 (Diabetes mellitus Typ 2)). 2020. Verfügbar unter (letzter Aufruf 20.07.2020): www.g-ba.de/downloads/40-268-6732/2020-07-16_AM-RL-XII_Dulaglutid_D-511_TrG.pdf
[7] Gerstein HC et al. Diabetes Obes. Metab. 2018; 20: 42-49.
[8] Gerstein HC et al. Lancet 2019; 394:131-38.

[a] Trulicity® (Dulaglutid) ist angezeigt zur Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend kontrolliertem Typ-2-Diabetes unterstützend zu Diät und Bewegung, als Monotherapie, wenn die Einnahme von Metformin wegen Unverträglichkeit oder Kontraindikationen nicht angezeigt ist oder in Kombinationstherapie zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung des Diabetes mellitus [1].
[b] MACE-3 (major adverse cardiovascular event): Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, oder nicht-tödlicher Schlaganfall.
[c] Belegt durch eine placebokontrollierte, doppelblinde kardiovaskuläre Langzeit-Outcome-Studie REWIND, bei welcher Patienten mit Typ-2-Diabetes und unterschiedlich hohem kardiovaskulären Risiko (Alter ≥ 50 Jahre und klinisch manifeste Gefäßerkrankung, Alter ≥ 55 Jahre und subklinische Gefäßerkrankung; Alter ≥ 60 Jahre und Zutreffen von mind. 2 weiteren Risikofaktoren)8 Dulaglutid 1,5 mg oder Placebo jeweils in Kombination mit einer Standardtherapie verabreicht wurde [1].
[d] Erwachsene Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, bei denen Diät und Bewegung und die Behandlung mit Insulin (mit oder ohne einem anderen blutzuckersenkenden Arzneimittel) den Blutzucker nicht ausreichend kontrollieren, mit moderater oder schwerer Niereninsuffizienz gemäß einer chronischen Nierenerkrankung CKD Stadium 3 und 4, definiert über einen eGFRWert < 60 bis ≥ 15 ml/min/1,73 m [3, 4].
[e] e Erwachsene Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, bei denen Diät und Bewegung und die Behandlung mit Insulin (mit oder ohne einem anderen blutzuckersenkenden Arzneimittel) den Blutzucker nicht ausreichend kontrollieren, ohne Niereninsuffizienz [3, 5].
[f] Assessment of Weekly AdministRation of LY2189265 (Dulaglutid) in Diabetes.
[g] Dulaglutid ist nicht angezeigt zur Gewichtsabnahme, die Änderung des Körpergewichtes war in den klinischen Studien ein sekundärer Endpunkt.
[h] Researching cardiovascular Events with a Weekly INcretin in Diabetes.
[i] Gemäß den Einschlusskriterien von Gerstein et al.: Alter ≥ 50 Jahre und klinisch manifeste Gefäßerkrankung, Alter ≥ 55 Jahre und subklinische Gefäßerkrankung; Alter ≥ 60 Jahre und Zutreffen von mind. 2 weiteren Risikofaktoren [8].

Quelle: Presseinformation der Lilly Deutschland GmbH | Redaktion