Wegen ihrer gegenteiligen Effekte, wurden Insulin und Glucagon lange Zeit als zwei Hormone angesehen, die darum „konkurrieren“ ihr Signal an die Leber zu senden. Viele Wissenschaftler hielten es sogar für möglich, dass zu aktives oder in zu großen Mengen abgesondertes Glucagon ein Risikofaktor für Diabetes darstellt. Laut Dr. Jennifer Estall, Wissenschaftlerin am Montreal Clinical Research Institute (IRCM) und der Universität de Montréal, und ihrem Team ist nun das Gegenteil der Fall. Die neue Studie wurde in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) publiziert.
Höhere Glucagonspiegel in begrenzten Fastenzeiten, wie z.B. im Schlaf, sorgen dafür, dass der Körper seine Energiereserven nutzen kann und verhindern so, dass der Blutzucker zu tief abfällt und es zu Hypoglykämien kommt. Laut Estall entdeckten die Forscher nun, dass Glucagon darüber hinaus aber noch eine andere Funktion hat: Es bereitet die Leber vor, sodass sie stärker auf das Signal von Insulin anspricht die Zuckerproduktion einzustellen sobald der Körper nicht länger auf den selbst produzierten Zucker angewiesen ist (wenn z.B. anschließend das Frühstück eingenommen wird).
Protein sorgt für bessere Ansprache auf Insulin
Anhand ihrer Beobachtungen in den Leberzellen von Mäusen, entdeckten die Forscher, dass Glucagon dazu das Protein PGC1A benötigt. „Die Aktivierung von PGC1A führte nicht, wie vorher angenommen, zu Hyperglykämien - stattdessen sprachen die Mäuse besser auf Insulin an“, sagte Aurèle Besse-Patin, Erstautor der Studie. Tatsächlich könnten hohe Glucagon- und PGC1A-Spiegel von Vorteil sein, so Estall weiter. Ohne diese reagiere die Leber nach dem Essen weniger schnell auf Insulin und es dauere dementsprechend länger bis der Blutzuckerspiegel wieder zum Normalzustand zurückkehre.
Die Forscher hoffen durch ihre Arbeit andere Wissenschaftler ebenfalls dazu anzuregen, sich näher mit Glucagon und PGC1A zu beschäftigen, die aufgrund ihrer bisher angenommenen unerwünschten Effekte in der Forschung großteils unberücksichtigt geblieben sind. Die Arbeit des Teams könnte helfen neue therapeutische Ziele für Diabetes und andere metabolische Krankheiten zu identifizieren.
Ausführliche Presseinformation
Quelle: Pressemitteilung des Montreal Clinical Research Institute (IRCM) | Redaktion
