Mit der Nutzung von Systemen zur automatischen Insulinabgabe (automated insulin delivery, AID-Systeme) steigt auch die Fülle der Herausforderungen, mit denen Menschen mit Typ-1-Diabetes und deren Behandler:innen konfrontiert sind. Eine neue Broschüre gibt einen praxisrelevanten Überblick über Möglichkeiten und Grenzen der neuen Technologie. Sie liefert Lösungsansätze für typische Probleme und gibt Tipps zur Verordnung.

In den letzten Jahren wurden immer mehr AID-Systeme zugelassen und die Anzahl der Anwender:innen steigt. Auch Diabetologen:innen messen der neuen Technologie immer mehr Bedeutung bei [1]. Mit der Nutzung steigt auch die Fülle der Herausforderungen, mit denen Menschen mit Typ-1-Diabetes und deren Behandler:innen konfrontiert sind.

Status quo und Zukunftstechnologie

Die neue Broschüre „AID-Systeme in der Praxis. Status quo und Potenziale der Diabetes-Technologie“ soll einen praxisrelevanten Überblick über die Möglichkeiten – aber auch Grenzen – der neuen Technologie geben, Lösungsansätze für typische Probleme liefern und gibt handfeste Tipps zur Verordnung. Die Broschüre ist unter anderem auf dem Onlineportal Diabetes der Berlin-Chemie AG zum Download verfügbar.

Die 32-seitige Broschüre, die in Kooperation mit der Medical Tribune und den Experten:innen des Zukunftsboards Digitalisierung (zd) entstanden ist, beinhaltet auf einen Blick wichtige Informationen über die Zukunftstechnologie, die eine „technische Heilung“ des Diabetes verspricht: „Viele Menschen mit Typ-1-Diabetes setzen ihre Hoffnungen auf Systeme zur automatischen Insulinabgabe“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Kulzer, zd-Mitglied und Leiter des Forschungsinstituts der Diabetes-Akademie Mergentheim, „doch die Vorstellung, dass ein AID-System den Anwender:innen einfach so alle Therapieentscheidungen abnimmt, ist nicht zutreffend.“

Der Umgang mit der Technik ist anspruchsvoll und der Informationsbedarf groß: „Die Herstellerschulungen geben die Basics, aber viele Fragen kommen erst bei der Anwendung auf“, so Prof. Kulzer. So wenden sich Menschen mit Diabetes bei Problemen oft an die Praxisteams. „Ein kompaktes Informationsangebot für Ärzt:innen und Diabetesberater:innen fehlt jedoch, deshalb war den Mitgliedern des Zukunftsboards Digitalisierung und der Berlin-Chemie AG ein großes Anliegen, diese Broschüre mitzuentwickeln, um genau diese Lücke zu füllen“, erläutert Prof. Kulzer.

Praktische Hilfestellung für den Praxisalltag

Die Experten:innen gehen in der Broschüre auf die Problematik der fehlenden Schulungen ein und machen Vorschläge, wie ein strukturiertes Schulungs- und Anwendungsprogramm zu AID-Systemen aussehen könnte. Aufgrund ihrer Praxiserfahrungen haben die Experten:innen des zd in der Broschüre einige typische Probleme, bei denen Patienten:innen mit AID-Systemen Hilfe benötigen könnten, zusammengetragen.

„So können zum Beispiel technische Störungen zu einem Verlust des Sensorsignals führen, so dass die Betroffenen jederzeit in der Lage sein sollten, die Insulinpumpentherapie in ‚klassischer‘ Weise fortzusetzen“, weiß Dr. med. Winfried Keuthage (Münster), zd-Mitglied und Diabetologe. Für diese Situationen haben die Experten:innen Ratschläge, wie sich das jeweilige Problem möglicherweise beheben lässt. Für Eilige gibt es ein Lexikon, das wichtige Begriffe rund um die automatisierte Insulinabgabe erklärt.

Laut den Herausgebern liefere die Broschüre eine kompakte Momentaufnahme der aktuellen Lage und lasse dabei auch die Sicht der Krankenkassen oder der DIY-Looper:innen, die sich mithilfe von Open-Source-Algorithmen selbst AID-Systeme bauen, nicht außer Acht. Das Ziel für die Behandlung von Menschen mit Typ-1-Diabetes ist klar – mehr Zeit im Zielbereich, weniger Folgeerkrankungen. Hierfür wagen die zd-Mitglieder auch einen Blick in die Zukunft: Sie erläutern das Potenzial von neuen Technologien wie etwa Voll-AID-Systemen und entwickeln Ideen für die künftige Ausgestaltung der AID-Therapie.

Das zd – gebündeltes Know-How für die Digitalisierung

Mit der Initiative „Zukunftsboard Digitalisierung“ hat die Berlin-Chemie AG ein Gremium ins Leben gerufen, das neue Impulse setzt. So tauschen sich die zehn Mitglieder, allesamt Experten:innen rund um das Thema Diabetes, regelmäßig zu aktuellen digitalen Entwicklungen in der Diabetestherapie aus und veröffentlichen jährlich den Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes (D.U.T-Report), der nicht nur ein breit gefächertes Meinungsbild, sondern auch Textbeiträge, die neue Denkanstöße liefern, bietet.

Das zd bildet zudem die Jury des bytes4diabetes-Award, mit dem die Berlin-Chemie AG jährlich digitale Projekte zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Diabetes auszeichnet. Mit der Expertise der zd-Mitglieder ist die Berlin-Chemie AG nah am Puls der Digitalisierung und sammelt neue Ideen, um Praxisteams im Arbeitsalltag zu unterstützen.

Broschüre herunterladen

Die Broschüre „AID-Systeme in der Praxis. Status quo und Potenzial der Diabetes-Technologie“ kann ab sofort über das Onlineportal Diabetes der Berlin-Chemie AG heruntergeladen werden. Die Broschüre ist am 22. September in der Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH erschienen.


Quellen:
1. Kulzer B, Heinemann L. Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes 2021: 39-54

Quelle: Berlin Chemie AG | Redaktion