Warum braucht Deutschland ein nationales Diabetesregister? Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), hat schlagkräftige Argumente für eine flächendeckende Datenauswertung beim Diabetes.

Etwa 6,7 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes. 500.000 neu erkrankte Patienten kommen jährlich hinzu. Bei rund einem Fünftel aller bundesweiten Todesfälle gilt Diabetes als direkte Ursache. Trotz der Einführung der Disease-Management-Programme (DMP) für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker mangelt es aber nach wie vor an vergleichbaren, zen-tralen Versorgungsdaten. Denn die föderalen Strukturen in Deutschland und die Organisation der Kostenträger verhinderten bislang, dass flächendeckende, zentrale, regelmäßige und standardisierte Auswertungen der DMP-Daten umgesetzt werden.

Prof. Dr. Baptist Gallwitz fordert im Namen der DDG ein nationales Diabetesregister, das im Rahmen eines Nationalen Diabetesplans bzw. einer Nationalen Diabetes-Strategie umgesetzt werden soll.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft sieht hier dringenden Handlungsbedarf und fordert deshalb den Aufbau eines nationalen Diabetesregisters: "In Deutschland gibt es bisher lediglich bei Krebserkrankungen die gesetzliche Vorgabe, dass Krankheitsverläufe und deren Behandlung flächendeckend erfasst und zentral in einer Langzeitauswertung zusammengeführt werden müssen", sagt Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Past Präsident und Pressesprecher der DDG. "Wir benötigen solch ein zentrales Register mit Patientendaten jedoch auch dringend für Diabetes-Erkrankungen."

Wie wirken Therapien auf lange Sicht?

Regionale Unterschiede in der Diabetesversorgung ließen sich nur so aufdecken. Eine breite Datenbasis schaffe zudem die Grundlage, um validierte und detailliertere Erkenntnisse über die Langzeitwirkung von Therapien in der breiten Anwendung zu gewinnen. "Mithilfe eines Patientenregisters können wir beispielsweise auswerten, wie hilfreich Therapien mit bestimmten Medikamenten sind – und welche Wirkungen nicht medikamentöse Maßnahmen wie Patientenschulungen, die Stoffwechselselbstkontrolle und begleitende Lebensstiländerungen haben", betont Gallwitz.

Die Kommission "Versorgungsforschung und Register" der DDG hat auch die Digitalisierung im Blick. Diabetes-Apps, Wearables und digitale Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung könnten Diagnostik und Therapie sinnvoll ergänzen und wichtige Patientendaten liefern, erklärte er. Bei den digitalen Anwendungen sei es vor allem wichtig, dass Vorgaben zum Schutz der persönlichen Daten eingehalten werden, IT-Kenntnisse vorhanden sind und man die Systeme untereinander sinnvoll und leicht kombinierbar kann.



Autorin: Angela Monecke
Redaktion Diabetes-Forum, Kirchheim-Verlag
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2018; 30 (4) Seite 9