Im September fand zum zehnten Mal die verbandseigene Tagung des VDBD statt und lockte im Online-Format zahlreiche Interessierte an die Bildschirme und Rechner. 268 Diabetesfachkräfte hatten sich angemeldet, um am 23.09.23 die Gelegenheit zu einem wissenschaftlichen Update zu nutzen. Elisabeth Schnellbächer hatte als pädagogische Leiterin der VDBD AKADEMIE ihren letzten Auftritt und wurde mit großem Dank verabschiedet.
Die diesjährige VDBD-Tagung hatte im 30. Jubiläumsjahr des VDBD ihr eigenes kleines Jubiläum. Wie in den Jahren zuvor wurden wieder spannende und informative Vorträge rund um das Thema Diabetes angeboten. Dazu gehörten Diabetes und Depressionen im Alter, DMP-Adipositas oder Resilienz bis hin zu patientengerechter Sprache und Diabetes und Essstörungen. In seinem Feedback an die VDBD AKADEMIE zeigt sich das Publikum äußerst zufrieden mit der diesjährigen Themenwahl. Zudem wussten die Referentinnen und Referenten Prof. Dr. med. Torsten Kratz (Berlin), Prof. Dr. Thomas Skurk (München), Dr. Isabella Helmreich (Mainz), Dr. Katharina Braune, (Berlin) und Dr. Isabelle Mack (Tübingen) zu begeistern. Moderiert und begleitet wurde die Tagung von Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin VDBD und VDBD AKADEMIE, Dr. Lars Hecht, Vorstand VDBD und wissenschaftlicher Leiter der VDBD AKADEMIE sowie Elisabeth Schnellbächer, pädagogische Leiterin der VDBD AKADEMIE, die am Ende der Tagung ihren Abschied publik machte.
- Vielen Dank und weiter so!
- Ganz lieben Dank für die gute Organisation und die praxisorientierten Themen!
- Gute Präsentation des "Teams Akademie" und beste Wünsche für die Zukunft an Elisabeth.
- Tolle Themen….tolle kompetente Referenten….. perfekt organisierte Tagung …. DANKE
- Themen und Referenten waren hervorragend. Vielen Dank an Frau Schnellbächer für ihr enormes Engagement.
- Sehr interessante Themenauswahl und hervorragende Referenten.
- Vielen Dank für die informative Veranstaltung. Als Online-Version perfekt!
Das zweite Gesicht des Diabetes: Depression im Alter
Eines der fünf Tagungsthemen, vorgetragen von Prof. Dr. Torsten Kratz, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Berlin, beschäftigte sich mit den Ursachen steigender Zahlen von Depressionen älterer Patient:innen mit Diabetes und wie man die Symptome dieser Depressionen besser erkennen kann. Depression zählt, genau wie Diabetes auch, zu den Volkskrankheiten. 4% der Gesamtbevölkerung leiden an einer diagnostizierten Depression und 17% davon sind Menschen mit Diabetes.
Sowohl Diabetes als auch Depressionen haben biologische Ursachen, da die genetischen Voraussetzungen für beide Erkrankungen nachgewiesenermaßen sehr ähnlich sind. Aber auch psychosoziale Faktoren spielen für Depressionen eine Rolle, häufig in Abhängigkeit davon, in welcher Phase der Diabeteserkrankung – z.B. Erhalt der Diagnose oder Umstellung von Medikationen - die Patient:innen sich befinden. Es besteht außerdem eine starke Wechselwirkung zwischen dem Diabetes und einer Depression, wobei es keine Rolle spielt, ob es sich dabei um Typ-1- oder Typ-2-Diabetes handelt. Eine Depression führt bei vielen Menschen oft zu einem ungesunden Lebensstil und verdoppelt damit das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Umgekehrt haben Menschen mit einer Diabeteserkrankung ein drei- bis vierfach höheres Depressions-Risiko, welches bei Frauen nochmal ausgeprägter ist, da sie die regelmäßigen Blutzucker-Tests, Insulin-Injektionen oder sonstigen Einschränkungen als deutliche Verschlechterung ihrer Lebensqualität empfinden.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit von Depressionen weiter signifikant zu und ist bei multimorbiden Patient:innen oft erschwert zu erkennen. Um in diesen Fällen eine Depressionen aufzudecken, rät Prof. Dr. Kratz, auf folgende Symptome zu achten:
- Affektstarre
- Gefühl der Gefühllosigkeit
- Schuldgefühle
- Tagesschwankungen
- Suizidgedanken
- Wahnsymptomatiken
- Depressive Episoden in der Vorgeschichte
Um die Depressionen zu behandeln, empfiehlt Prof. Dr. Kratz einerseits die Psychotherapie, um die psychische Seite, d.h. die Persönlichkeitsfaktoren, psychosozialen Belastungen, Lebenserfahrungen zu stabilisieren. Um die körperlichen Beschwerden einer Depression, wie genetische Empfindlichkeiten, die Hirntätigkeit und andere körperliche Erkrankungen einzudämmen, benötigt man eine gut abgestimmte Pharmakotherapie. Gute Erfahrungen hat Prof. Dr. Kratzt auch mit Behandlungsansätzen der Verhaltenstherapie gemacht. Dazu gehören z.B. der Ausbau sozialer Fertigkeiten, das Schaffen von Kontaktmöglichkeiten, der Aufbau angenehmer Aktivitäten, der Abbau von negativen Gedanken, aber auch Lichttherapie oder Schlafentzugstherapie. Zu den Behandlungsoptionen sollte man sich immer mit den entsprechenden Fachkräften in Verbindung setzen, um für die Betroffenen die optimale Behandlung zu gewährleisten.
Verabschiedung Elisabeth Schnellbächer
Am Ende der VDBD-Tagung musste sich die VDBD AKADEMIE von ihrer langjährigen Begleiterin und Unterstützerin, Elisabeth Schnellbächer, verabschieden. Sie engagierte sich seit 1997 im VDBD (Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V.). Elisabeth gründete die AG Südwest des VDBD, war seit 2007 Mitglied des Vorstandes, stellvertretende Vorsitzende und von 2011-2016 Vorsitzende. Seit 2016 hat sie den Aufbau der VDBD AKADEMIE mit ihrem Wissen, Netzwerk und ihren reichhaltigen Erfahrung als pädagogische Leiterin maßgeblich unterstützt.
Elisabeth Schnellbächer ist ausgebildete Pädagogin.
Nach dem Abitur 1972 absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester an den Universitätskliniken Bonn. Es folgte ein Lehramtsstudium mit Schwerpunkt Naturwissenschaften, Pädagogik und insbesondere Didaktik, das erfolgreich mit dem 1. und 2. Staatsexamen beendet wurde sowie ein Studium der Erwachsenenpädagogik und des "Total Quality Management". Weiterhin ließ sie sich zur Diabetesassistentin und Diabetesberaterin weiterbilden.
Frau Schnellbächer arbeitete in einer hausärztlichen Allgemeinpraxis mit diabetologischem Schwerpunkt. Dort war sie zuständig für Patientenschulungen, Mitarbeiterqualifikation und Qualitätsmanagement. Begleitend lehrte sie sowohl an einer Schule als auch im Bereich der Erwachsenenbildung. Sie entwickelte Schulungskonzepte, die zum Teil deutschlandweit umgesetzt wurden wie z. B. zur kindgerechten Motivation zu gesunder Ernährung und Bewegung oder solche für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Sie arbeitete an Filmprojekten mit so z. B. einem Lehrfilm der Universität Mainz, der didaktischen Einführung und Umsetzung eines Films zur Tertiärprävention sowie einem Film des SWR zu Lebensmitteln und Diätverordnung. Frau Schnellbächer referierte bei VERAH-Seminaren und entwickelte ein Diabetesmodul für MFA zur deutschlandweiten Umsetzung parallel zur Entwicklung eines Diabetesmoduls für Hausärzte (IHF). Sie erstellte ein 40-Stunden-Curriculum für Ärzte zur Erlangung der Fachkunde Geriatrie mit und referiert dort. Sie war eingebunden in die Entwicklung des Bachelor-Studiengangs "Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement" und ist Mitglied der Steuerungsgruppe des ersten Studiengangs "Physician Assistant" in Rheinland-Pfalz an der Hochschule Kaiserslautern.
2008 wurde ihr aufgrund ihres Engagements die Dr. Rolf-Eckart Hoch-Medaille des Hausärzteverbandes Rheinland-Pfalz, 2011 die Walter-Kreienberg-Medaille der Akademie für Ärztliche Fortbildung Rheinland-Pfalz verliehen sowie 2019 die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz.
Frau Schnellbächer engagierte sich seit 1997 im VDBD (Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V.). Sie gründete die AG Südwest des VDBD, war seit 2007 Mitglied des Vorstandes, stellvertretende Vorsitzende und von 2011-2016 Vorsitzende, seit 2016 Pädagogische Leiterin der VDBD AKADEMIE. 2008 war sie außerdem Gründungs- und Vorstandsmitglied diabetesDE.
Wir danken Elisabeth Schnellbächer herzlich für die konstruktive, effiziente und immer gut gelaunte Zusammenarbeit in den vergangenen sieben Jahren und wünschen ihr alles erdenklich Gute für die Zukunft.
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2023; 35 (11) Seite 44-41