Mit gefälschten Anzeigen, falschen Gesundheitsversprechen und missbrauchten Logos versuchen unseriöse Anbieter im Netz, Menschen mit Diabetes zum Kauf vermeintlicher "Wundermittel" zu bewegen. Mikronadelpflaster, angeblich "natürliche GLP-1-Lösungen" oder nichtinvasive Blutzuckermessgeräte werden in sozialen Medien und auf fragwürdigen Webseiten als einfache Alternativen zu bewährten Therapien angepriesen – ohne wissenschaftliche Grundlage, ohne Zulassung und oft ohne jede Wirkung.
Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) haben zu diesem Thema eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlicht, um vor dieser wachsenden Gefahr zu warnen.
Täuschung mit gefälschten Logos und falschen Empfehlungen
Immer öfter missbrauchen betrügerische Webseiten und Social-Media-Profile die Namen und Logos seriöser Organisationen. Teilweise werden sogar Fotos und angebliche Aussagen namhafter Diabetologinnen und Diabetologen eingesetzt, um Seriosität vorzutäuschen. "Die sozialen Medien entwickeln sich zunehmend zu einem rechtsfreien Raum für gesundheitsgefährdende Desinformation", warnt DDG-Präsidentin Professorin Dr. Julia Szendrödi. Die DDG selbst verkaufe keinerlei Produkte, sondern widme sich ausschließlich der evidenzbasierten Fortbildung und Leitlinienentwicklung. Regelmäßig meldet die Fachgesellschaft den Plattformbetreibern Falschinformationen und Logo-Missbrauch– mit teilweise erfolgreicher Löschung, auch wenn die Flut kaum einzudämmen ist. Besonders perfide ist die Tatsache, dass viele der Betroffenen nach einer Bestellung entweder gar keine Ware erhalten oder minderwertige Geräte ohne diabetologischen Nutzen, wie etwa einfache Pulsoximeter. Rücksendungen oder Erstattungen sind praktisch ausgeschlossen, da die Anbieter anonym und oft aus dem Ausland agieren.
Beratungsbedarf steigt
Die Fake-Produkte erreichen zunehmend auch den Praxisalltag. "Patientinnen und Patienten kommen mit Fragen zu dubiosen Mitteln, die sie im Netz gesehen oder bereits bestellt haben", berichtet Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE. Das kostet wertvolle Zeit, in der eigentlich die medizinische Betreuung im Vordergrund stehen sollte, ergänzt Toralf Schwarz, Vorsitzender des BVND. Auch Diabetesberaterinnen und -berater spüren die Folgen. "Wir erleben täglich, wie schnell sich solche Inhalte verbreiten", so VDBD-Vorsitzende Kathrin Boehm. Umso wichtiger sei es, Patientinnen und Patienten darin zu bestärken, Angebote kritisch zu prüfen.
Aufklärung als bester Schutz
Die vier Organisationen sehen in einer gut informierten Patientenschaft den wirksamsten Schutz gegen betrügerische Angebote. Positiv sei, dass sich viele Betroffene bereits in sozialen Netzwerken gegenseitig warnen. Zusätzlich sollen künftig auch Verbraucherzentralen, Hausärztinnen und Hausärzte sowie Apotheken stärker sensibilisiert werden. "Wir arbeiten gemeinsam daran, Missbrauch öffentlich zu machen, Anzeigen zu stellen und kontinuierlich zu warnen", betont Professorin Szendrödi. Doch auch die Politik und die Öffentlichkeit müssen erkennen, wie groß die Risiken durch digitale Desinformation inzwischen seien. Für Patientinnen und Patienten haben die Verbände ein Infoblatt für Wartezimmer entwickelt.
Link zum Infoblatt: https://www.vdbd.de/fileadmin/portal/redaktion/Pressemitteilungen/2025-08_Handout_So_erkennen_Sie_gef%C3%A4lschte_Gesundheitsprodukte.pdf
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2025; 37 (5) Seite 44-45
