Das Risiko für Übergewicht und Insulinresistenz ist bei Kindern von Müttern mit Typ-1-Diabetes signifikant erhöht. Das berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München im Fachmagazin Diabetologia.

Bislang war bekannt, dass das Risiko für Typ-1-Diabetes bei Kindern von betroffenen Eltern weit höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. „Zudem gab es vereinzelte Hinweise aus Vorgängerstudien, dass Kinder von Müttern mit Typ-1-Diabetes zusätzlich ein erhöhtes Risiko für das metabolische Syndrom tragen, da die zeitweise hohen Blutzuckerwerte im Mutterleib langfristige Auswirkungen auf den Stoffwechsel und das Körpergewicht der Nachkommen zu haben scheinen“, erklärt Privatdozent Dr. Andreas Beyerlein.

„Wir wollten diese Diskussion nun auf eine solide Datengrundlage stellen“, so der Statistiker und Epidemiologe weiter, der die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Institut für Diabetesforschung des Helmholtz Zentrums München und der Forschergruppe Diabetes e. V., federführend leitete.

Höherer BMI und andere signifikant erhöhte Werte bei Typ-1-Erkrankung der Mutter schon vor der Schwangerschaft

Ausgangspunkt der Arbeit waren die drei Studien TEENDIAB, BABYDIAB und BABYDIET, welche die Entstehungsmechanismen von Typ-1-Diabetes aufklären sollen. „Insgesamt haben wir die Daten von knapp 2.800 Kindern untersucht, die einen erstgradigen Verwandten mit Typ-1-Diabetes hatten“, erklärt Erstautorin Anitha Pitchika. „Sie wurden bis zu ihrem 18. Lebensjahr hinsichtlich Stoffwechsel und Körpergewicht untersucht“. Anette-Gabriele Ziegler ergänzt: „Diese Auswertungen waren in dieser Form erst mit unseren Datensätzen möglich, die eine ausreichend große Anzahl von Müttern mit Typ-1-Diabetes enthalten“.

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Dabei fiel auf, dass Kinder, deren Mütter vor der Schwangerschaft an Typ-1-Diabetes erkrankt waren, einen signifikant höheren Body-Mass-Index aufwiesen als Kinder von stoffwechselgesunden Müttern. „Bei den Teilnehmern der TEENDIAB-Studie“, erklärt Beyerlein, „war das Risiko für ein späteres Übergewicht mehr als doppelt so hoch“. Auch weitere Werte wie Hüftumfang, Nüchternglukosespiegel oder das Risiko für Insulinresistenz waren signifikant erhöht, wenn die Mutter Typ-1-Diabetes hatte.

Zuvor hatten die Wissenschaftler mögliche Störfaktoren wie beispielsweise den sozioökonomischen Status der Mutter oder ein höheres Geburtsgewicht herausgerechnet.

Kein eindeutiger Nachweis für grundlegende Änderungen im kindlichen Stoffwechsel

Um herauszufinden, inwiefern die Unterschiede durch grundlegende Änderungen im kindlichen Stoffwechsel verursacht wurden, erhoben die Forscher von 500 Teilnehmern der TEENDIAB-Studie so genannte „Metabolomics-Daten“. Tatsächlich konnten sie aber keine durch mütterlichen Typ-1-Diabetes bedingten signifikanten Veränderungen hinsichtlich der Stoffwechselprodukte und -wege aufdecken.


Literatur
Original-Publikationen: Pitchika A et al. Associations of maternal type 1 diabetes with childhood adiposity and metabolic health in the offspring: prospective cohort study. Diabeteologia (2018). DOI: 10.1007/s00125-018-4688-x.
Pitchika A et al. Associations of Maternal Diabetes During Pregnancy with Overweight in Offspring: Results from the Prospective TEDDY Study. Obesity (2018). DOI: 10.1002/oby.22264.


Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU)