Die aktualisierten Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC), die beim diesjährigen ESC-Kongress in Paris vorgestellt wurden, untermauern, dass kardiovaskuläre Begleiterkrankungen eine immer wichtigere Rolle bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes einnehmen. Die in Kooperation mit der European Association for the Study of Diabetes (EASD) entwickelten Leitlinien stellen Antidiabetika mit erwiesener kardiovaskulärer Risikoreduktion ins Zentrum der Therapie bei Typ-2-Diabetes.¹ Unabhängig von der bestehenden Medikation sollte bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen (ASCVD) oder hohem/sehr hohem kardiovaskulärem Risiko u. a. der Einsatz von GLP-1 Rezeptoragonisten (RA) mit bestätigter kardiovaskulärer Risikoreduktion begonnen werden.¹

“In den letzten 5–6 Jahren haben die Ergebnisse kardiovaskulärer Endpunktstudien (CVOT)1 zu einem Wandel in der Therapie des Typ-2-Diabetes geführt. Dass einige dieser Studien nicht nur kardiovaskuläre Sicherheit gezeigt haben, sondern für die SGLT-2 Inhibitoren und GLP-1 RA sogar eine deutliche kardiovaskuläre Prognoseverbesserung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und hohem kardiovaskulären Risiko belegen konnten, hat niemand erwartet“, stellte Dr. Thomas Jax, Schwalmtal, bei einer Presseveranstaltung von Novo Nordisk in Paris fest. Dieser Entwicklung trägt die ESC Rechnung und berücksichtigt erstmals diese CVOTs in seiner Leitlinie, die bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und ASCVD oder hohem/sehr hohem kardiovaskulären Risiko u. a. den Einsatz von GLP-1 RA mit bestätigter kardiovaskulärer Risikoreduktion als Add-On Therapie bei mit Metformin vortherapierten Patienten empfiehlt.¹ Der GLP-1 RA Liraglutid (Victoza®) wird zudem bei Typ-2-Diabetes und kardiovaskulärer Erkrankung (CVD) bzw. hohem/sehr hohem kardiovaskulären Risiko explizit empfohlen, um kardiovaskuläre Ereignisse zu reduzieren. Als einziger GLP-1 RA ist Liraglutid zusätzlich in derselben Patientengruppe empfohlen, um das Mortalitätsrisiko zu senken.¹

„Mit den neuen Leitlinien liegt jetzt eine klare Handlungsempfehlung für die Therapie von Patienten mit Typ-2-Diabetes und ASCVD vor“, betonte Dr. Anselm K. Gitt, Ludwigshafen. „Die initiale Bestimmung des kardiovaskulären Status rückt vaskuläre Komorbiditäten ins Zentrum der Behandlung und macht deutlich: Für das Ziel einer langfristigen Prognoseverbesserung ist neben der Senkung glykämischer Parameter der rechtzeitige Einsatz der Substanzen mit nachweislicher kardiovaskulärer Risikosenkung entscheidend.“

Studien zeigen weniger kardiovaskuläre und renale Ereignisse

In der LEADER-Studie reduzierte der GLP-1 RA Liraglutid im Vergleich zu Placebo das Auftreten von schweren kardiovaskulären Ereignissen (MACE) bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und hohem kardiovaskulären Risiko.³ Zusätzlich konnte das Risiko für kardiovaskulären Tod [a] signifikant gesenkt werden.² Eine Reduktion von MACE unter Liraglutid zeigte sich auch in einer skandinavischen Registerstudie im Vergleich zu DPP-IV Inhibitoren.⁴

Ergänzend bestätigte jetzt eine im August veröffentlichte Metaanalyse [b] zur Wirkung von GLP-1 RA auf mikro- und makrovaskuläre Komponenten, dass GLP-1 RA neben kardiovaskulären Ereignissen auch renale Ereignisse nachweislich reduzieren.⁵ Unter den GLP-1 RA war, im Vergleich zu Placebo, das Risiko für MACE relativ um 12 % sowie das Risiko für den kombinierten renalen Endpunkt um 17 % verringert.⁵

„Jetzt kommt es darauf an, dass die Leitlinien nicht nur auf dem Papier bleiben, sondern Einzug in die Praxis halten. Im Sinne einer multifaktoriellen Therapiestrategie ist dabei ein fachübergreifender Austausch wichtig“, resümierte Dr. Jax.

Über die LEADER-Studie
LEADER war eine multizentrische, internationale, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und einem hohen kardiovaskulären Risiko die Auswirkung von Liraglutid im Vergleich zu Placebo, beides als Ergänzung zu einer Standardtherapie (bestehend aus Lebensstiländerungen, blutzuckersenkend und kardiovaskulär wirkenden Substanzen), auf den primären kombinierten Endpunkt untersuchte.² Ab September 2010 wurden 9.340 Menschen mit Typ-2-Diabetes randomisiert, die mindestens 3,5 bis höchstens 5 Jahre teilnahmen.

Studienziel war, die Nicht-Unterlegenheit und – bei Erreichen – im nächsten Schritt die Überlegenheit von Liraglutid gegenüber Placebo zu zeigen. Der primäre kombinierte Endpunkt war definiert als die Zeit ab der Randomisierung bis zum ersten Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses bestehend aus kardiovaskulärem Tod, nicht-tödlichem Herzinfarkt oder nicht-tödlichem Schlaganfall („3-Punkt MACE“). Ausgewählter sekundärer Endpunkt war die Evaluierung der Gesamtmortalität. Weitere sekundäre Sicherheitsendpunkte umfassten insbesondere die Inzidenz hypoglykämischer Ereignisse, die Inzidenz schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (SAE), die Inzidenz von MESI (medizinischen Ereignissen von besonderem Interesse) sowie Änderungen ausgewählter Laborparameter im Vergleich zum Ausgangswert.²


[a] Präspezifizierter sekundärer Endpunkt.

[b] Daten aus sieben randomisierten klinischen Studien mit insgesamt 56.004 beteiligten Patienten mit Typ-2-Diabetes.⁵


Literatur
1. Cosentino F et al. European Heart Journal 2019;00:1–69. DOI:10.1093/eurheartj/ehz486.
2. Marso SP et al. N Engl J Med 2016;375:311–322.
3. Fachinformation Victoza®, aktueller Stand.
4. Svanström H et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2019;7:106–114.
5. Kristensen SL et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2019 Aug 14. pii: S2213-8587(19)30249-9. doi: 10.1016/S2213-8587(19)30249-9.

Quelle: Pressemitteilung von Novo Nordisk