Anfang April fand in Berlin der 14. Kongress für Gesundheitsnetzwerker statt. Zum Thema „Versorgung digital: total normal!“ hatte die Berlin-Chemie AG dazu Fachpersonal aus dem Gesundheitswesen eingeladen. Es kamen über 500 Interessierte zusammen, um über Digitalisierung und Telemedizin zu diskutieren und sich darüber zu informieren. Ein Höhepunkt: die Verleihung des Preises für Gesundheitsnetzwerker.

Teilnehmer des 14. Kongresses für Gesundheitsnetzwerker im ddb-Forum in Berlin waren Ärzte, Vertreter von Kliniken, Medizinischen Versorgungszentren, Verbänden, Apotheken und Krankenkassen sowie Anbieter von Branchenlösungen und aufstrebende Start-ups aus dem Healthcare-Bereich.

Für die einen noch Zukunft, für die anderen längst Realität

Die Themenwahl für den Kongress war aktuell und zukunftsorientiert und bedeutete für manche einen Blick in die Zukunft, für andere ist einiges davon längst Alltag. Zu den großen Programmpunkten zählten unter anderem die digitale Patientenakte, das e-Rezept, Videosprechstunden, Big Data und Telemedizin. Um über den aktuellen Stand, die Umsetzung im Alltag und neue Möglichkeiten aufzuklären, waren renommierte Ärzte, Forscher und Experten eingeladen worden.

Workshop „Arztpraxis 2035: Vorausdenken und gestalten“

Katharina Specht von der Agentur WOK präsentiert das Resultat aus dem Workshop „Arztpraxis 2035: Vorausdenken und gestalten“. Beispielhaft wird an Philipp, 33 Jahre, Diabetiker mit Übergewicht, gezeigt, wie digitale Angebote ihn unterstützen könnten: Tracking durch Smart Watches; „Lauf-Tinder“, um Laufpartner aus der Nähe zu finden und durch das gemeinsame Laufen Übergewicht und Blutzuckerwerte in den Griff zu bekommen; Patientenakte; eine smarte Drohne, die Medikamente bringt, nachdem ein E-Rezept eingereicht wurde.

Links unten: Alle sollten in der Schule mehr über Gesundheit und eine gesunde Lebensweise lernen; medizinisches Personal muss auf die neue Technologie und die Digitalisierung geschult werden.

Ein Haupt- und drei Sonderpreise für Gesundheitsnetzwerker

Die Tagung startete mit der Verleihung des Preises für Gesundheitsnetzwerker (für integrierte Versorgungsprojekte, bereits erfolgreich umgesetzte Versorgungsnetze oder auch digitale Projekte). Gudrun Schaich-Walch, u.a. ehemalige Gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, führte als Mitglied der Jury durch diesen Programmpunkt.

Als Preisgeld stiftete die Berlin-Chemie AG 20.000 Euro, die dieses Jahr unter mehreren Preisträgern aufgeteilt wurden. Auf der Shortlist standen neun Projekte; vergeben wurde schließlich ein Hauptpreis und drei Sonderpreise.

Preis für Gesundheitsnetzwerker 2019 - Preisträger und Jury-Mitglieder: Rene Engelmann (IVPNetworks), Stefanie Stoff-Ahnis (AOK Nordost; Jury), Florian Kropp (Töchter & Söhne), Susanne Eble (Berlin-Chemie AG; Jury), Thilo Veil, (Töchter & Söhne), Dr. Christian Daxer (Gesundes Kinzigtal), Dr. Thomas Schang (Agentur Deutscher Arztnetze; Jury), Gabriele Knuth (IVPNetworks), Nobert Paas (IVPNetworks), Gudrun Schaich-Walch (Jury), Prof. Dr. Alexander Ehlers (Jury und Moderation), Marc Kamps (Birds an Trees), Lehna Bohns (Birds and Trees).

Der Hauptpreis ging an die KV Nordrhein und die IVPNetworks GmbH mit ihrem Projekt NPPV (Neurologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung). Den Sonderpreis für überzeugende Umsetzung gewann die Mukoviszidiose-App Patchie. Der Sonderpreis für ein wichtiges Anliegen ging an den Online-Pflegekurs für pflegende Angehörige der Töchter& Söhne Gesellschaft für digitale Helfer mbH, und den dritten Sonderpreis für eine technische Lösung gewann das Projekt DIGITAL IV von der Gesundes Kinzigtal GmbH.

Ergänzung statt Ersatz, Assistenz statt Konkurrenz

Anschließend startete Dr. Volker Busch mit der Vortragsreihe. Der wissenschaftliche Leiter der AG Psychosoziale Stress- und Schmerzforschung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Regensburg stieg mit seinem Vortrag „Digital, virtuell, neuronal – was kommt im Gehirn an?“ in die Thematik der Digitalisierung ein.

Dr. Volker Busch (Wissenschaftlicher Leiter der AG Psychosoziale Stress- und Schmerzforschung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Regensburg) Vortrag: „Digital, virtuell, neuronal – was kommt im Gehirn an?“

Dabei erklärte er die Faszination und gleichzeitige Angst vor der Zukunft. Der Mensch habe Angst, durch die Digitalisierung seine Arbeit, seine „Sinnhaftigkeit“ zu verlieren. Am Ende schloss er seinen mitreißenden Vortrag aber damit ab, dass die Digitalisierung unser Kollege statt Feind sei, eine Ergänzung statt Ersatz und eher eine Assistenz als Konkurrenz.

Digitalität effizient in den Arbeitsalltag integrieren

Die Stimmung bei den Gesundheitsnetzwerkern war gelassen. Die Diskussionen wurden genutzt, um sich zu informieren und den eigenen Standpunkt deutlich zu machen. Für die meisten Teilnehmer ist die Digitalisierung heute längst Alltag, während andere noch mit ihr hadern.

Das liegt teilweise an der Technologie selbst, aber auch am eigenen Wissen beziehungsweise Unwissen. So haben immer noch viele ein Problem damit, die Digitalität effizient in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Alle waren sich jedoch einig, dass es diese Probleme schnell zu lösen gilt, denn: Digitalität ist längst Realität.



Autorin: Lisa Schütte
Freie Autorin, Referentin & Social Media-Managerin
Mitglied des „Zukunftsboard Digitalisierung“

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2019; 31 (5) Seite 28-29