Ein gesunder Lebensstil hilft nicht nur, eine gute Figur zu machen, sondern auch viel für die eigene Gesundheit zu tun. Das gilt für Menschen mit oder ohne Diabetes – und natürlich auch für Politiker. Vier von ihnen kamen beim von diabetesDE organisierten „Parlamentarischen Kochen“ zusammen. Neben kulinarischen Aspekten spielte dabei die Gesundheitspolitik eine große Rolle.

Regional, leicht und lecker: Klassiker der Deutschen Küche, neu interpretiert." Unter dieser Prämisse stand ein Koch-Event im September in Berlin: Vier Abgeordnete des Bundestags standen Pate für klassische deutsche Gerichte aus ihrer Heimatregion. Die kulinarische Neuinterpretation der Rezepte fand im Miele-Kochstudio "Unter den Linden" statt.

Regionale Klassiker - neu interpretiert

Der Berliner Starkoch Kolja Kleeberg bereitete die Speisen aus der gesunden Trendküche zu. Die Rezepte hatte die Ernährungswissenschaftlerin und Food-Journalistin Dagmar von Cramm zuvor mit Blick auf "Gesund essen mit Diabetes" frisch überarbeitet. Die Patenschaft für die einzelnen Gerichte lag bei der Politik: bei Karin Maag (CDU, Baden-Württemberg), Dirk Heidenblut (SPD, Nordrhein-Westfalen), Dietrich Monstadt (CDU, Mecklenburg-Vorpommern) und Renate Künast (Die Grünen, Berlin).

"Essen sollte für viele Menschen gesünder und gesundes Essen erlebbar sein", sagte Prof. Dr. Thomas Haak vom Vorstand diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe zur Begrüßung. Auf die Teller kamen vier neu interpretierte regionale Klassiker: Alblinsen-Salat mit Rote Bete und Apfel (Maag, Baden-Württemberg), Bohnen-Graupenrisotto mit Westfälischem Schinken (Heidenblut, NRW), Wildschweinpfeffer mit Wurzeln (Monstadt, Mecklenburg-Vorpommern) und Birnen in Berliner Weiße (Künast, Berlin).

Effektive und nachhaltige politische Lösungen nötig

"Wir essen zu viele hochverarbeitete Fertigprodukte, die zu energiereich, zu süß, zu fettig und zu salzig sind", betonte Haak. Der Grund, warum Typ-2-Diabetes und Adipositas weiter auf dem Vormarsch sind. "Natürlich kann sich jeder selbst bemühen, gesünder zu essen, wir brauchen aber vor allem politische Lösungen, die effektiv und nachhaltig sind", so der Diabetologe und Chefarzt aus Bad Mergentheim.

Alle bei dem Koch-Event anwesenden Politiker – egal welcher Parteicouleur – waren sich in einem Punkt einig: Aufklärung und Vorbeugung sind die wichtigste Stellschrauben zur Diabetes-Bekämpfung. "Wir geben jährlich drei Millionen Euro nicht für, sondern gegen Diabetes aus", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Karin Maag. Diesen Betrag stellt das Bundesgesundheitsministerium seit 2016 aus Haushaltsmitteln und ausschließlich für Diabetesprojekte bereit.

Gesundes Essen bedeutet für Maag, dass es "ausgewogen, schmackhaft, stets frisch, mit Zutaten aus der Region und der Jahreszeit entsprechend" sein müsse. "Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist das gemeinsame Essen von besonderer Bedeutung", sagte die CDU-Politikerin.

Endlich mehr Aufmerksamkeit für das Thema Diabetes

Dirk Heidenblut schätzt die regionale Ruhrgebietsküche, die schmackhaft, unkompliziert und günstig sei, wie er sagt. "Und Dank jahrzehntelanger Immigration besonders vielfältig." Ein Slogan den er aus seiner Heimat NRW besonders mag: "`Der Pott kocht!´".

Dietrich Monstadt ist Berichterstatter für Diabetes und Adipositas der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Der insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker kennt den täglichen Kampf mit dem Diabetes und weiß, wie schwer es im (politischen) Alltag ist, sich der "Entsagung" stellen zu müssen. Auf gesundes Essen hat er in den letzten Wochen besonders geachtet und einige Kilos abgenommen. "Ich bin nicht mehr adipös, wie mein Arzt gesagt hat, aber immer noch übergewichtig."

Monstadt freut sich, dass das Thema Diabetes heute – durch gezielte Aufklärung – viel mehr Aufmerksamkeit erfährt. Auch die Gesundheitspolitik in Berlin habe jetzt ein Auge darauf, "dass wir in den nächsten Wochen eine Nationale Diabetes-Strategie im Bundestag verabschieden werden", betonte er. "Um auf allen Ebenen dazu beizutragen, dass das Diabetes-Geschehen in Deutschland positiv begleitet wird – nicht nur gesundheitspolitisch, sondern ressortübergreifend", so der Unionspolitiker, wie etwa im Kultusbereich durch mehr Sport an den Schulen und natürlich durch gesunde Ernährung.

„Der Diabetes-Tsunami wird enorm sein“

Aktuell gibt es rund zehn Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland, die Dunkelziffer liegt bei etwa zwei Millionen. Stimmt die Prognose, dass diese Anzahl in 15 Jahren vermutlich auf bis zu 20 Millionen steigt, "dann ist jeder vierte Deutsche vom Säugling bis zum Greis an Diabetes erkrankt", warnt Monstadt. "Der Diabetes-Tsunami wird enorm sein". Die Politik müsse die chronische Erkrankung Diabetes deshalb noch weiter in den Fokus rücken – etwa durch Veranstaltungen wie dieses Show-Kochen in Berlin.

Als Rezept-Pate für Mecklenburg-Vorpommern ging er noch auf seine Heimat ein, die "durch ländliche Räume, ihre natürlichen Ressourcen, die Jagd und die Nähe der Menschen zur Natur geprägt" sei. "Deshalb esse ich gerne regionale Gerichte, wie Wild", erklärte er. Als Typ-2-Diabetiker schätze Monstadt vor allem leckere Gerichte, die er ohne Reue essen könne. Deshalb sei dies heute "ein toller Abend".

Gesundes aus Berlin? Schwierig!

"Gutes Essen muss man mit dem Erhalt von Vielfalt verbinden", betonte die ernährungspolitische Sprecherin der Grünen, Renate Künast, die Patin für den Nachtisch stand. "Mein persönliches Motto: Sorten erhalten durch Aufessen!" Ein gesundes Dessert aus Berlin sei allerdings schwer zu finden. "Da fällt einem nur ‚Berliner Luft"’ oder ‚Berliner Pfannkuchen’ ein – beides fett und süß. Tradition ist ja nicht immer gesund", sagte sie. Berlin sei aber auch für seine Birnen aus dem Havelland bekannt. "Alte Birnensorten wie ‚Gute Luise’ oder ‚Kaiserkrone’ sind für mich ein besonderer Genuss".

Das "Parlamentarische Kochen" soll für jedes Bundesland zeigen, wie modern und gesund die traditionelle, regionale Küche sein kann. Das Show-Kochen wurde von diabetesDE veranstaltet, unterstützt von Almased. Die Rezepte gibt es unter www.diabetesde.org zum kostenlosen Download.



Autorin: Angela Monecke
Redaktion Diabetes-Forum, Kirchheim-Verlag
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2018; 30 (10) Seite 6-7