Für die Ersthilfe bei schwerer Hypoglykämie steht seit März diesen Jahres neben den bisher verfügbaren Glukagon-Injektionskits auch ein Glukagon-Notfallpräparat zur Verfügung, das nasal appliziert werden kann (Baqsimi®). Eine Notfall-Simulationsstudie untersuchte, welche Formulierung von medizinischen Laien in einer Notfallsituation erfolgreicher appliziert werden kann.¹ Das nasale Glukagon zeigte hier eine deutliche Überlegenheit.¹

Menschen mit Diabetes mellitus, die mit Insulin, Sulfonylharnstoff oder Gliniden behandelt werden, weisen ein Risiko für schwere Hypoglykämien auf. Bei einer schweren Hypoglykämie sind Betroffene auf Fremdhilfe angewiesen.² Seit März 2020 steht von Lilly ein Präparat zur nasalen Applikation von Glukagon zur Verfügung (Baqsimi). Dabei wird gebrauchsfertiges Glukagon-Pulver in einem Einzeldosisbehältnis bei einem Notfall über die Nase verabreicht, wo es von der Nasenschleimhaut resorbiert wird.³ Das nasale Glukagon ist auch bei Menschen mit verstopfter Nase (z. B. bei Erkältung) wirksam, unabhängig davon, ob sie ein abschwellendes Nasenspray nutzen oder nicht.³

Seit längerer Zeit steht bereits Glukagon zur Injektion zur Verfügung, das ebenfalls zur Anwendung durch medizinische Laien vorgesehen ist. Angesichts der Vorbereitung und Handhabung der intramuskulären Injektion sind in der Praxis jedoch viele Hilfeleistende mit der korrekten Applikation überfordert, so dass eine adäquate Glukagon-Versorgung in vielen Fällen unterbleibt.⁴

Notfall-Simulationsstudie stellt Formulierungen in den direkten Vergleich

Eine Notfall-Simulationsstudie ging der Frage nach, welche der beiden Formulierungen – nasales oder injektables Glukagon – von medizinischen Laien in einer Notfallsituation erfolgreich appliziert werden kann. Dazu wurden 16 Betreuer von Menschen mit Diabetes in der Anwendung beider Glukagon-Formulierungen geschult. Nach 1-2 Wochen nahmen diese an einer Notfallsimulation teil, bei der eine lebensechte Puppe einen bewusstlosen Menschen darstellte, der in eine schwere Hypoglykämie geraten war. Laute Geräusche und andere Stressfaktoren erzeugten dabei eine Atmosphäre, die einer echten Notsituation ähnelte. Die Betreuer wurden gebeten, dem Dummy einmal das injektable Glukagon zu verabreichen und bei einem zweiten Termin das nasale Glukagon.¹

Darüber hinaus wurde eine zweite Gruppe aus 15 Probanden gebildet, die keinen engeren Kontakt zu Menschen mit Diabetes hatten, aber in einem Notfall bereit wären, zu helfen. Diese Probanden, die keine Schulung erhielten, wurden ebenfalls gebeten, dem Dummy nasales bzw. injektables Glukagon zu verabreichen.¹

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Nasale Applikation gelingt auch ohne Schulung

Anschließend wurde verglichen, wie häufig den Teilnehmern die erfolgreiche Verabreichung einer vollständigen Dosis Glukagon gelang und wieviel Zeit sie dafür benötigten. Injektables Glukagon galt als vollständig verabreicht, wenn > 90 % der angestrebten Dosis von 1 mg verabreicht wurde. Das nasale Glukagon galt als vollständig verabreicht, wenn der Kolben vollständig hineingedrückt wurde. Nur 2 (13 %) der geschulten Betreuer konnten das injektable Glukagon vollständig applizieren. Die übrigen injizierten nur einen Teil der Dosis oder gar kein Glukagon. Von den ungeschulten Probanden konnte keiner die Injektion einer vollständigen Dosis Glukagon vornehmen. Das nasale Glukagon wurde dagegen von 15 (94 %) der geschulten Betreuer und von 14 (93 %) der ungeschulten Probanden korrekt und erfolgreich appliziert.¹

Die Studienteilnehmer waren bei der Gabe des nasalen Glukagons nicht nur erfolgreicher, sondern auch schneller als bei der Injektion. Die geschulten Betreuer benötigten für die nasale Verabreichung der vollen Dosis im Durchschnitt 0,27 min, die ungeschulten Probanden 0,44 min. Die Vorbereitung und Applikation des injektablen Glukagons dauerte demgegenüber bei den geschulten Betreuern, denen dieses gelang, 1,89 min.¹

Studienteilnehmer präferierten nasales Glukagon

Auf die Frage, welche der Formulierungen sie weiterempfehlen würden, gaben 81% der geschulten Betreuer und alle ungeschulten Probanden dem nasalen Glukagon den Vorzug. Hauptgrund für die Präferenz war die einfachere Anwendung des nasalen Glukagons, auch die nadelfreie Applikation wurde als Grund genannt.¹

Die Studie zeigt, dass das nasale Glukagon von Helfern im Falle einer schweren Hypoglykämie einfach und schnell angewendet werden kann. Die Verordnung eines Glukagonpräparats stellt einen sinnvollen Bestandteil eines Plans zur Vorbereitung von Menschen mit Diabetes und ihres persönlichen Umfelds auf einen möglichen Notfall dar.


Literatur
1. Yale JF et al. Diabetes Technol Ther 2017;19(7):423-32
2. Deutsche Diabetes Gesellschaft S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes, 2. Auf-lage 2018
3. Fachinformation Baqsimi®, Stand Dezember 2019
4. Mönnig E et al. DDG 2019 29 May – 1 June, Poster 020, Berlin

Quelle: Pressemitteilung von Lilly Diabetes