Ab sofort ist Professor Dr. med. Monika Kellerer für zwei Jahre Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Sie folgt auf Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, der sich als Past-Präsident weiterhin in Präsidium und Vorstand der medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft engagieren wird. Monika Kellerer ist die erste Frau an der Spitze der DDG, die vor 55 Jahren gegründet wurde. Professor Dr. med. Andreas Neu, bereits seit 2015 im Vorstand der DDG, wird Vizepräsident.

Der neuen DDG Präsidentin Monika Kellerer ist es ein besonderes Anliegen, den Nachwuchs zu fördern. Derzeit gibt es nur noch an etwa acht Universitäten eigenständige bettenführende klinische Lehrstühle für Diabetologie in Deutschland; gleichzeitig wird die Zahl der Diabetespatienten in den kommenden zwanzig Jahren nach Expertenschätzungen auf bis zu zwölf Millionen ansteigen. „Wir brauchen den Erhalt und Ausbau der diabetologischen Lehrstühle, um diese Herausforderung meistern zu können“, betont Kellerer. „Wer soll sonst den ärztlichen Nachwuchs in Zukunft ausbilden, wer die Patienten betreuen und klinische Studien durchführen?“

Optimierte Patientenversorgung und -orientierung im Mittelpunkt

Monika Kellerer wird auch ihre Erfahrungen als Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I am Marienhospital in Stuttgart in ihre Arbeit für die DDG einbringen. Insbesondere will sie eine optimierte Patientenversorgung und -orientierung in den Mittelpunkt ihrer Amtszeit stellen. „Ziel ist eine hochwertige und flächendeckende Betreuung durch innovative Konzepte“, erläutert Kellerer. „Dafür wollen wir unter anderem Zertifizierungen zu wichtigen Aspekten in der Diabetestherapie weiterentwickeln“. So plant die DDG die Ausgestaltung von Modulen, die die Behandlung etwa von Adipositas, Nierenschwäche, diabetischem Fußsyndrom und Schwangerschaftsdiabetes in der Ergebnisqualität verbessern.

Stärkung der „sprechenden Medizin“

Aber auch die Stärkung der „sprechenden Medizin“ gehört für Monika Kellerer zur Patientenorientierung und damit ganz oben auf die Agenda. „Diabetes ist eine chronische Erkrankung, und Betroffene sind nur bereit, eine Therapie dauerhaft durchzuführen oder das Verhalten zu ändern, wenn sie den Sinn verstehen“, erläutert die Stuttgarter Diabetologin. „Das gilt in gleichem Maß übrigens auch für die Angehörigen. Dafür braucht man den Dialog.“

„Nationale Diabetes-Strategie“: Konkrete Pläne auf Länderebene entwickeln

Außerdem ist es ihr wichtig, dass die von CDU und SPD im Koalitionsvertrag festgehaltene „Nationale Diabetes-Strategie“ nun endlich bei der Bevölkerung ankommt und auf Länderebene konkrete Pläne zu deren Umsetzung entwickelt werden. „Großen Erkenntnisgewinn für optimale Vorbeugung und individuelle Therapie versprechen wir uns darüber hinaus von der digitalen Patienten-Akte, die wir weiterhin engagiert voranbringen wollen“, sagt die neue DDG Präsidentin.

Anknüpfung an das Thema Digitalisierung

Monika Kellerer knüpft damit auch an die Arbeit ihres Vorgängers, Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, an. Müller-Wieland hatte in seiner Amtszeit unter anderem das Thema Digitalisierung als einen der zentralen Schwerpunkte auf die DDG Agenda gesetzt. Gerade in der Diabetologie ermöglichen elektronische Diabetes-Akte, Diabetes-Register und Telemedizin eine Verbesserung der flächendeckenden Versorgung, das Erkennen individueller Krankheitsverläufe und verbesserte Therapien.

Zur Person

Monika Kellerer studierte Humanmedizin in München und wurde unter den Diabetologen Professor Dr. med. Helmut Mehnert, München, sowie Professor Dr. med. Hans-Ulrich Häring, Tübingen, zur Assistenz- und Fachärztin für Innere Medizin aus- und weitergebildet. Nach einem Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft und einem Gastaufenthalt an der Harvard Medical School, Boston, habilitierte sich Monika Kellerer zum Thema „Modulation der Insulinsignalübertragung und ihre Bedeutung für die Pathogenese der Insulinresistenz“.

An diesem Thema forschte sie auch im Rahmen eines Heisenberg-Stipendiums der DDG, bevor sie 2002 eine Stelle als Ärztliche Direktorin am Zentrum für Innere Medizin I (Diabetologie, Endokrinologie, Angiologie, Internistische Intensivmedizin, Kardiologie, Allgemeine Innere Medizin) am Marienhospital Stuttgart antrat. Monika Kellerer hat sich in der DDG insbesondere in der Leitlinienarbeit engagiert, die sie von 2009 bis 2019 als Leitlinienbeauftragte koordinierte. Diese Aufgabe wird nun Andreas Neu ab Juli 2019 übernehmen.

Der aktuelle DDG-Vorstand

Im aktuellen DDG Vorstand sind neben Monika Kellerer auch Professor Dr. med. Jens Aberle, Hamburg, und Professor Dr. med. Joachim Spranger, Berlin, vertreten. Dem Gremium gehören weiterhin an: Vize-Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu, Tübingen, Past-Präsident Professor Dr. med. Müller-Wieland, Aachen, Professor Dr. med. Ralf Lobmann, Stuttgart, Dr. med. Hans-Martin Reuter, Jena, Dr. med. Matthias Kaltheuner, Leverkusen und Professor Dr. med. Dr. h.c. Hendrik Lehnert, Lübeck. Hendrik Lehnert wird 2020 das Amt des Tagungspräsidenten übernehmen.



Quelle:
Deutsche Diabetes Gesellschaft