Im Rahmen einer simulierten Marsmission haben Wissenschaftler erstaunliche Entdeckungen beim Ausgleich der Kochsalzzufuhr und -abgabe gemacht.

Nicht nur 24-h-Rhythmus bei der Regulierung des Salzhaushalts

Beim Ausbalancieren des Salzhaushalts ist der menschliche Organismus offenbar viel flexibler als bisher angenommen. Diesen Schluss ziehen Forscher aus einer Langzeitstudie im Rahmen der russisch-deutsch-europäischen Mars500-Mission, einer simulierte Reise zum Nachbarplaneten in den Jahren 2009 und 2010. Dabei zeigte sich, dass es neben dem als Standard geltenden 24-Stunden-Rhythmus einen Zeitraum von sechs bis neun Tagen für den Ausgleich der Kochsalzzufuhr und -abgabe gibt.

Erfassung der Stoffwechseldaten bei simulierter Marsmission

Die simulierte Marsmission hatte es ermöglicht, Stoffwechseldaten von den Teilnehmern zunächst an 105, dann an 205 aufeinanderfolgenden Tagen zu erheben. Für jede Person war ein täglicher Vergleich der im Speiseplan vorgeschriebenen Salzdosis mit der Konzentration von Natrium im Urin möglich. Nach der gängigen Lehrmeinung hätte die im Salz enthaltene und mit dem Essen aufgenommene Natriummenge innerhalb von 24 Stunden den Körper wieder verlassen müssen – doch beide Messwerte hielten sich keineswegs die Waage. Es gab sogar recht starke Schwankungen in der täglichen Ausscheidung, obwohl die Zufuhr gleich blieb.

Grundlage des gebräuchlichen Diagnoseverfahrens erschüttert

Der Sammelurin eines Tages reicht demnach nicht aus, um einzuschätzen, wie viel Speisesalz ein Mensch im selben Zeitraum zu sich genommen hat, so die Forscher. Damit sei die Grundlage eines gebräuchlichen Diagnoseverfahrens erschüttert. Ein weiteres Ergebnis: Außer der Niere sorgen auch andere Körpergewebe für den richtigen Salzgehalt. Manche Gewebe hätten zusätzlich eigene Methoden entwickelt, sich die bevorzugte Menge Kochsalz aktiv zu sichern. Dabei richteten sie sich weder nach Tagen noch nach Wochen. Haut und Muskeln speichern Natrium offenbar über Monate hinweg, ganz unabhängig von der Kochsalzzufuhr und ohne Veränderung des Gewichts oder des Volumens.