Ohne Schulung – also ohne die Vermittlung von Wissen, das Trainieren von Strategien und die Hilfe bei der emotionalen Verarbeitung – geht es nicht. Muss es auch nicht, denn diese vier Schulungsprogramme bieten Input für Kopf, Herz und Hand.

Medias 2, SPECTRUM, flash und Diabetes bei Jugendlichen: ein Behandlungs- und Schulungsprogramm sind vier Programme, die sich an verschiedene Zielgruppen richten, aber immer zum Ziel haben, verschiedene Lernkanäle anzusprechen und die Teilnehmer zuverlässig fit zu machen für ihren jeweiligen Alltag mit Diabetes. Dies gelingt, indem sie nicht nur Wissen vermitteln.

Die MEDIAS 2-Familie

Es gibt nicht nur ein strukturiertes Schulungs- und Behandlungsprogramm mit Namen MEDIAS 2, sondern gleich eine ganze, inzwischen dreiköpfige Familie:

  • MEDIAS 2 Basis (für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die noch nicht mit Insulin behandelt werden),
  • MEDIAS 2 ICT (für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die mit einer ICT behandelt werden) und
  • MEDIAS 2 BOT+SIT+CT (konzipiert für Menschen mit Typ-2-Diabetes mit einer der derzeit üblichen nicht-intensivierten Insulintherapien).

Die Versionen Basis und ICT sind ausgelegt auf 12 Kurseinheiten à 90 Minuten, die Version BOT+SIT+CT auf 6 Einheiten à 90 Minuten.

Wichtig: Selbstmanagement

Allen drei Programmen gemeinsam ist der Selbstmanagement-Ansatz, der sich auch im Namen wiederfindet: Das Akronym MEDIAS 2 bedeutet Mehr Diabetes-Selbstmanagement Typ 2. Mit allen drei Programmen soll Wissen vermittelt werden, aber eben auch Fertigkeiten und Fähigkeiten, mit denen Teilnehmer in die Lage versetzt werden, Therapiemaßnahmen umzusetzen.

Weitere Stichpunkte zu den Zielen, die mit einer MEDIAS 2-Schulung erreicht werden sollen, sind u. a.: Krankheitsakzeptanz, Aufbau einer Behandlungsmotivation, Formulierung/Umsetzung von Behandlungszielen.

Methodik und Didaktik

Methodik und Didaktik sind in allen drei MEDIAS 2-Programmen gleich; jede Kursstunde ist gleich aufgebaut; die wiederkehrenden Elemente sind: die Vermittlung von Kenntnissen zum Typ-2-Diabetes und zur Umsetzung der Therapie, das Sprechen über das Erleben der Therapieanforderungen und der Austausch untereinander. Zudem gibt es die Wiederholung der wichtigsten Inhalte und Übungsaufgaben für zu Hause. Immer sollen verschiedene Lernkanäle angesprochen werden ("Kopf, Herz und Hand").

Die Folien aller drei Programme sind gleich aufgebaut, so dass bei Bedarf ein Programm um Folien aus einem der anderen MEDIAS 2-Programme ergänzt werden kann – so bietet es sich manchmal an, den nicht so umfangreichen Foliensatz von MEDIAS 2 BOT+SIT+CT zu erweitern.

MEDIAS 2 bietet viele Schulungselemente an wie das Ernährungsspiel oder Insulinschablonen – auch sie können in allen drei Programmen eingesetzt werden. Weitere Gemeinsamkeiten sind das "Lernen am Modell", die auf das jeweilige Programm abgestimmten Arbeitsblätter und Patientenbücher und das Einbeziehen von Angehörigen über eine spezielle Angehörigenstunde.

Das Programm MEDIAS 2 Basis ist in allen KV-Regionen deutschlandweit als abrechnungsfähiges Schulungsprogramm benannt. MEDIAS 2 ICT ist in mehreren KV-Regionen abrechnungsfähig. Der aktuelle Stand findet sich auf www.medias2.de. Die Termine aller Seminare sind einsehbar unter www.diabetes-schulungsprogramme.de.

Alle drei MEDIAS 2-Programme wurden entwickelt vom Forschungsinstitut der Diabetesakademie Bad Mergentheim (FIDAM) – gemeinsam mit Diabetologen und Diabetesberaterinnen/-assistentinnen. Es gibt auch eine MEDIAS 2-Version in türkischer Sprache.

SPECTRUM: für CGM-Nutzer

Immer mehr Menschen mit Diabetes – darunter auch Kinder und Jugendliche – nutzen kontinuierliches Glukosemonitoring. Dadurch erhalten sie (bei Kindern: die Eltern) detaillierte Informationen über die Glukosekonzentration und Trends. Alarmfunktionen warnen vor Hypo- und Hyperglykämien, die gerade entstehen. Patienten können mit CGM ihre Diabeteseinstellung optimieren und stabilisieren und kommen im Alltag besser mit der Diabeteserkrankung zurecht.

Dies gelingt aber nur, wenn Patienten die Daten richtig interpretieren und auf Grundlage der Interpretation zur Therapieanpassung nutzen können. Hier setzt das Schulungsprogramm SPECTRUM (Schulungs- und Behandlungsprogramm für eigenständiges continuierliches Glukose-Monitoring) an.

Das Ziel: erfolgreich mit CGM umgehen können

Erstellt wurde das Schulungs- und Behandlungsprogramm von zwei Arbeitsgemeinschaften der Deutschen Diabetes Gesellschaft: der Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Technologie (AGDT) und der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD). Das Konzept, die Struktur und die Inhalte stammen somit von mehr als zwei Dutzend Diabetologinnen, Diabetesberatern, Wissenschaftlerinnen und Psychologen.

Ziel des Programmes ist, dass SPECTRUM-Teilnehmer nach der Schulung sicher und erfolgreich mit ihrem CGM-System umgehen können. Dazu gehört, ein gutes Verständnis von physiologischen und technischen Aspekten zu vermitteln. Ziel von SPECTRUM ist außerdem, Motivation und Empowerment im Umgang mit der neuen Technik/Therapieform zu wecken, Hilfestellung zu geben bei der Bewältigung der "Datenflut", die bei der CGM-Nutzung anfällt, und die Entwicklung von Fertigkeiten zur Lösung von Problemen (z. B. bei hohen Werten) zu begleiten.

Drei SPECTRUM-Versionen

SPECTRUM gibt es in drei Versionen, und zwar für Erwachsene mit Diabetes, für Eltern mit Kindern mit Diabetes und für Jugendliche mit Diabetes und ist in allen drei Versionen gedacht für Anwender, die mit CGM beginnen. SPECTRUM ist anwendbar bei allen CGM-Systemen und Insulintherapieformen.

Für Erwachsene, die mit SPECTRUM geschult werden, gibt es ein Einführungsmodul, gefolgt von sechs Schulungsmodulen à 90 Minuten Dauer. In den Versionen für Eltern von jüngeren Kindern und für Jugendliche gibt es neben dem Einführungsmodul bei gleichem Themenspektrum fünf Schulungsmodule; oft werden die Module in diesen Gruppen individuell in kompakterer Form erarbeitet.

Evaluierungsstudien für Erwachsene und für Eltern und Jugendliche laufen bzw. die Studie für die Schulung von Erwachsenen mit SPECTRUM soll im September 2019 abgeschlossen worden sein.

Für FGM-Nutzer: flash

Auch bei flash geht es um den richtigen Umgang mit Glukosedaten, denn neben CGM-Systemen liefert auch das Flash Glukose Messsystem ständig verfügbare Werte und umfangreiche Informationen über den Glukoseverlauf.

Das strukturierte Schulungsprogramm flash besteht aus vier Schulungseinheiten à 90 Minuten, die aufeinander aufbauen. Folgende Themengebiete werden in Gruppen von drei bis acht Teilnehmern behandelt: "Grundlagen der Flash Glukose Messung", "Glukoseverläufe analysieren", "Therapieanpassungen", und "Überprüfung der Therapieanpassung".

Gedacht ist flash für alle Patienten mit einer intensivierten Insulintherapie oder Insulinpumpentherapie. In der Schulung sollen gemeinsam mit den Patienten der richtige Umgang mit Flash Glukose Messsystemen, die Interpretation der Daten und die daraus resultierenden therapeutischen Konsequenzen erarbeitet werden.

2019 wurde flash von der DDG entsprechend der Richtlinien zur Anerkennung von strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogrammen zertifiziert. Zuvor war es auf Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität untersucht worden. Entwickelt wurde das Programm vom Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Mergentheim (FIDAM).

Programm "Diabetes bei Jugendlichen"

Eine altersgemäße Schulung für Jugendliche gelingt mit: Diabetes bei Jugendlichen: ein Behandlungs- und Schulungsprogramm. Das Programm wird sowohl in den nationalen und internationalen Leitlinien als auch im Rahmen des Disease Management Programms Typ 1 Diabetes Pädiatrie empfohlen und wurde vom Bundesversicherungsamt akkreditiert. Zielgruppe sind Jugendliche (etwa vom 12. Lebensjahr an) und auch junge Erwachsene mit Typ-1-Diabetes.

Das Ziel der Schulung ist die strukturierte Vermittlung aller notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zur eigenverantwortlichen Therapie – natürlich immer abgestimmt auf den Entwicklungsstand der Jugendlichen. Dazu gehören praktische Übungen, die Erarbeitung von Fertigkeiten zur Prävention und auch zur Behandlung akuter Komplikationen.

Gefördert wird die Integration der Therapie in den Alltag (wozu auch die Förderung der sozialen Kompetenz gehört, die diese Integration erst möglich macht), eine altersgemäße Entwicklung und ein gesunder Lebensstil. Außerdem wird Wert gelegt auf den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den Jugendlichen mit Diabetes und ihren Eltern und dem Diabetesteam.

Geschult wird anhand von vier Heften, die als roter Faden durch die Schulungssequenzen und als begleitendes Material für die Jugendlichen konzipiert sind; in den Heften dienen sechs Jugendliche mit Diabetes als Identifikationsfiguren, die praktische Tipps und Anregungen geben. Die vier Hefte haben die übergeordneten Themen "Diabetes Basics" (u. a. Insulintherapie, Injektion, Ernährung, Hypo- und Hyperglykämien), "Insulintherapie für Profis", "Diabetes Specials" (u. a. Körpergefühl, Folgeerkrankungen, Eltern, Pubertät, Verhütung, Reisen, Beruf, Transition) und "Pumpentherapie und CGM".

Stunden flexibel gestalten

Das Autorenteam des Schulungsprogramms um Prof. Karin Lange (Hannover) empfiehlt, die Schulung flexibel zu gestalten, weshalb es schwierig ist, eine durchschnittliche Schulungsdauer zu benennen. Geht es um eine Initialschulung im stationären Bereich, ist von durchschnittlich 18 Unterrichtsstunden theoretischer und praktischer Schulung plus etwa 12 Unterrichtsstunden praktischer Übungen zur Insulintherapie und Ernährung auszugehen. Bei ambulanten Folgeschulungen sind nach Angabe der Autoren 12 bis 16 Unterrichtsstunden jährlich angemessen.

Die Materialien zu allen vier Schulungsprogrammen sind erhältlich über den Kirchheim-Verlag.

Weitere Schulungsprogramme aus dem Kirchheim-Verlag
  • PRIMAS: für ein selbstbestimmtes Leben mit Typ-1-Diabetes
  • bot leben: für Typ-2-Diabetiker mit basalunterstützter oraler Therapie
  • INPUT: für die Insulinpumpentherapie
  • DiabetesFIT: Schulungssystem zur Funktionellen Insulintherapie (FIT)
  • HyPOS: Hypoglykämie Positives Selbstmanagement
  • NEUROS: für Menschen mit Diabetes und Neuropathie
  • SGS: Strukturierte Geriatrische Schulung (auch in Russisch, Türkisch und Hocharabisch)
  • DiaLife - zusammen leben mit Diabetes; Schulungsprogramm für Angehörige
  • Diabetes und Verhalten: für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin spritzen
  • Schulungsprogramm Gestationsdiabetes
  • Diabetes bei Kindern: ein Behandlungs- und Schulungsprogramm
  • Fit für die Schule: Trainigsprogramm für 5- bis 7-jährige Kinder
  • DELFIN: Elternprogramm für Familien von Kindern mit Diabetes
  • ZI-Schulungsprogrammme Diabetes und Hypertonie.

Alle Programme (ZI-Programme: teilweise) sind erhältlich beim Kirchheim-Verlag.


Redaktion Diabetes-Forum
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2019; 31 (9) Seite 46-47