Der 125. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) in Wiesbaden hat in diesem Jahr rund 8.300 Teilnehmer gezählt. Neben dem Kongressmotto "Digitale Medizin" stellte der DGIM-Vorsitzende Professor Dr. med. Claus F. Vogelmeier auch die nicht-apparative und nicht-medikamentöse Therapie, die internistische Intensivmedizin, die Arbeit der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung und die seltenen Erkrankungen in den Mittelpunkt.

Patienten mit der chronischen Lungenerkrankung COPD leiden nicht nur unter häufigem Husten, Atembeschwerden und Entzündungen im Bereich der Atemwege, sie entwickeln auch Begleiterkrankungen, die andere Organe betreffen. Wie oft solche Komorbiditäten vorkommen und wie man sie erkennen kann, soll die deutschlandweite COSYCONET-Studie klären.

Aktuelle Ergebnisse der umfangreichen Studie, an der mehr als 2.700 COPD-Patienten aus 29 Versorgungszentren teilnehmen, sind auf der 125. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) vorgestellt worden. Bei einer Pressekonferenz erläuterte DGIM-Kongresspräsident Professor Dr. Claus Vogelmeier als Leiter und Sprecher der Studie die Ergebnisse.

COSYCONET-Kosortium untersucht Folgen der COPD

Von COPD Betroffene ("chronic obstructive pulmonary disease") leiden unter verengten Atemwegen, vermehrter Schleimproduktion und chronischem Husten. Der mit Abstand wichtigste Auslöser für die Erkrankung, an der rund jeder zehnte Bundesbürger über 40 leidet, ist das Rauchen. "80 Prozent der COPD-Patienten sind Raucher oder haben früher im Leben geraucht", sagte Vogelmeier. Aber auch andere Luftschadstoffe wie Feinstaub oder eine berufliche Belastung mit Kohle- oder Getreidestaub kommen als Auslöser einer COPD infrage.

Professor Dr. Claus F. Vogelmeier stellte Ergebnisse der COSYCONET-Studie zur COPD vor.

Das COSYCONET-Kosortium richtet den Blick nun auf die Folgen der Erkrankung. Im Rahmen des Studienprogramms werden die COPD-Patienten siebenmal intensiv untersucht: Bei Aufnahme in die Studie, sowie 6, 18, 36, 54, 72 und 90 Monate danach. Bei jedem dieser Termine werden Lungenfunktion, Größe, Gewicht und Blutwerte gemessen, auf Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen untersucht und die körperliche Leistungsfähigkeit getestet.

Über Fragebögen werden außerdem demographische Basisdaten erhoben und Aspekte wie Aktivität, psychische Befindlichkeit, subjektive Lebensqualität und Medikation erfasst. "Eine solch große und umfassende Datenbasis zur COPD fehlte für Deutschland bislang", sagt Vogelmeier. Aus der Fülle der erhobenen Daten konnte in den letzten Jahren eine Vielzahl von Erkenntnissen gewonnen und in Fachjournalen publiziert werden.

COPD kann Lage des Herzens verändern

Eine aktuelle Auswertung, die auch auf dem DGIM-Kongress vorgestellt wird, beschäftigt sich mit dem Einfluss, den die Lungenerkrankung auf das Herz der Patienten hat. "Wir beobachten, dass die linke Herzkammer bei COPD-Patienten oft verkleinert ist, außerdem ändert sich durch die Überblähung der Lunge die Lage des Herzens im Brustkorb", sagt Vogelmeier, der die COSYCONET-Studie mit initiiert hat und leitet.

Wie die aktuellen Daten zeigen, verschiebt sich mit zunehmendem Schweregrad der COPD auch die elektrische Achse des Herzens, also die Richtung der Erregungsausbreitung im Herzmuskel. "Diese Veränderung muss an sich keinen Krankheitswert haben", erklärt Vogelmeier. Es sei jedoch wichtig, die möglicherweise durch die COPD verursachten Verschiebungen bei der Interpretation von EKG-Ableitungen zu berücksichtigen.

Weitere aktuelle COSYCONET-Auswertungen betrachten die Häufigkeit, mit der COPD-Patienten die in den Leitlinien empfohlenen nicht-medikamentösen Behandlungs- und Präventionsangebote wahrnehmen. "Hier zeigt sich noch Raum für Verbesserungen", sagte Vogelmeier.

Prävention des Typ-2-Diabetes

Professor Dr. Martin Hrabě de Angelis, Vorstandsmitglied beim Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Direktor und Lehrstuhlinhaber der Institute für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München berichtete über personalisierte Prävention von Diabetes und die Relevanz der Subgruppen. Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Diabetes.

Professor Hrabě de Angelis berichtete über personalisierte Prävention von Diabetes und die Relevanz der Subgruppen.

Derzeit leiden etwa sieben Millionen Menschen daran. Bis zum Jahr 2040 wird die Anzahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes auf bis zu zwölf Millionen steigen. Die Exzessmortalität bei Diabetes ist hoch, jeder fünfte Deutsche stirbt an Diabetes.

Viele verschiedene Untertypen beim Typ-2-Diabetes

Diese Zahlen machen deutlich, wie dringend neue wirksame Präventionsmaßnahmen und innovative Behandlungsformen benötigt werden. Typ-2-Diabetes ist eine Erkrankung, die sich sehr heterogen manifestiert. Studien aus Skandinavien zeigen, dass wir es beim Typ-2-Diabetes mit verschiedenen Untertypen zu tun haben, die unterschiedlich schwer verlaufen.

Diese Untertypen konnten durch das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) in Analysen der German Diabetes Study (GDS) bestätigt werden. Patienten, die an bestimmten Subtypen leiden, haben ein hohes Risiko für diabetische Folgeschäden. Diese Ergebnisse machen auch deutlich, wie wichtig hier eine gezielte Prävention von Diabetes ist.

Unterschiedliche Subtypen bei Prädiabetes Aktuelle Studien des DZD zeigen, dass es bereits beim Prädiabetes unterschiedliche Subgruppen gibt, die unter anderem auch unterschiedlich auf Lebensstilinterventionen reagieren. Untersuchungen weisen darauf hin, dass nicht jeder Prädiabetiker das gleich hohe Risiko hat, später auch einen Diabetes zu entwickeln.

Vom Prädiabetes zum Diabetes: Es gibt eine Hochrisikogruppe

Es gibt vielmehr eine Hochrisikogruppe: Bei Probanden, die an einer Fettleber mit Insulinresistenz oder einer Insulin-Sekretionsstörungen leiden, kommt es mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zu einer manifesten Diabeteserkrankung. Zudem ist das Risiko erhöht, später auch Folgeerkrankungen auszubilden. Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine intensive Lebensstilintervention mit viel Bewegung und einer nachhaltigen begleitenden Beratung hier helfen kann, den Ausbruch der Stoffwechselerkrankung hinauszuzögern oder gar zu vermeiden.

Die Studien-Ergebnisse hat Professor Dr. Andreas Fritsche (Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Eberhard Karls Universität Tübingen, DZD) in seinem Vortrag "Ergebnisse zu Hochrisikogruppen aus der Präventionsstudie PLIS" auf der DGIM vorgestellt.

Digitalisierung ermöglicht, die Prädiktion und Prävention der Volkskrankheit Diabetes in einer neuen Dimension zu erforschen. Das DZD arbeitet daran, weitere Subtypen des Diabetes und des Prädiabetes zu identifizieren und dafür spezifische Präventionsansätze beziehungsweise Therapien zu entwickeln. Dazu haben wir unter anderem große Multicenter-Studien aufgelegt.

Darüber hinaus verfügt das DZD über einen riesigen Datenschatz aus Kohorten, klinischen Studien, Bioproben, präklinischen Modellen, Untersuchungen an verschiedenen Standorten, Ergebnissen aus Omics-Analysen sowie Geno- und Phänotypisierungen.

Eckart von Hirschhausen unterstützt Pro-Impfen-Aktion

Ebenfalls zu Gast bei der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin war Fernsehmoderator und Mediziner Dr. Eckart von Hirschhausen. Er unterstützt eine Aktion, über das Impfen aufzuklären:

Sprach sich für das Impfen aus: Dr. Eckart von Hirschhausen.

"Impfen ist sinnvoll, solidarisch und sicher. Als ehemaliger Arzt in der Kinderheilkunde weiß ich, wie hilflos die Medizin ist, wenn es zu einer viralen Hirnhautentzündung gekommen ist. Und als Komiker weiß ich, dass ein Wort wie ,Herdenimmunität‘ nicht gerade zur Motivation beträgt, denn wer ist schon gerne Teil einer Herde. Deshalb freue ich mich, dass inzwischen das Wort ,Gemeinschaftsschutz‘ die Runde macht. Denn die allermeisten Menschen wollen ja ihre Kinder und sich schützen und ihren Beitrag dazu leisten."



Autor: Matthias Heinz
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2019; 18 (6) Seite 44-46