Timo Becker ist 25 Jahre alt und lebt seit 10 Jahren mit seinem Diabetes mellitus Typ 1. Er schildert als Betreuer und Betroffener seine Eindrücke und Erfahrungen vom diesjährigen Camp D der Firma Novo Nordisk.

Vom 4. bis 8. Juli durfte ich das Camp D in Bad Segeberg als Betreuer und Betroffener besuchen. Es ist das fünfte Camp D, welches nach vier Jahren Wartezeit wieder stattgefunden hat. Das diesjährige Camp fand unter dem Motto „Colour your life“ statt.

Insgesamt waren mehr als 400 Teilnehmer und knapp 130 Betreuer dabei. Die Betreuer bestanden aus Diabetologen, Diabetesberatern-/assistenten, Pädagogen, Psychologen und nicht medizinischen Beteuern, z.B. ehemaligen Teilnehmern.
Medizinische Betreuer trugen rote T-Shirts, auf denen „Quatsch mich an“, auf den Rücken stand, nicht medizinische Betreuer hatte blaue T – Shirts. Die Teilnehmer selbst hatten grüne T-Shirts erhalten. Das „Orgateam“ hatte graue T-Shirts an. So konnte man auf den ersten Blick erkennen, welche Funktion die jeweilige Person hat.

Die Veranstaltung wurde auf einem 111 000 Quadratmeter großen Platz ausgerichtet, welcher normalerweise für Pferdesport genutzt wird. Die Teilnehmer und Betreuer haben in Zelten geschlafen.
Es wurden die sogenannten „Kleinfamilien“ gebildet, welche aus zwei Betreuern und acht Teilnehmern bestanden.

Camp-Tagebuch, Tag 1

Am ersten Tag begann die Reise für mich früh morgens um kurz nach fünf. Die Betreuer haben von Novo Nordisk Tickets für Bahn/Flug erhalten. Insgesamt war die Veranstaltung für Betreuer mit keinerlei Kosten verbunden. Teilnehmer mussten eine Umkostenpauschale von 99 Euro entrichten.

Nach der Ankunft wurden die knapp 300 Zelte von den Betreuern und Mitarbeitern von Novo Nordisk aufgebaut. Anschließend bekamen die Betreuer ein ausführliches „Briefing“ bzgl. Ablauf der nächsten Tage, Zeltplatzordnung, Aufgaben und Verpflichtungen. Großen Wert wurde auf die „Selbstverpflichtung zur Prävention vor sexueller Gewalt“ gelegt, welche den Umgang zwischen Betreuern und Teilnehmern regelt. Zum Abschluss des Tages gab es ein großes Grillbuffet, es wurden keine Kosten gescheut. Die Teilnehmer reisten einen Tag später an.

Camp-Tagebuch, Tag 2

Wie jeden Tag, begann auch Tag zwei mit dem Frühstücksbuffet im 1800 Quadratmeter großen Gemeinschaftszelt. Kurz darauf trafen die ersten Teilnehmer ein. Aus unserer Praxis reisten ebenfalls drei Patienten als Teilnehmer an. Nachdem die Teilnehmer die Zelte bezogen hatten, welche direkt neben denen der Betreuer standen, wurden sie über die Zeltplatzordnung, sowie das strenge Alkohol-, und Badeverbot aufgeklärt. Direkt aufgefallen ist, dass es kaum einen Teilnehmer gab, der nicht mit irgendeiner Art Gewebezuckersensor ausgestattet war. Allein das zeigt, welch ein riesen Fortschritt und Bereicherung die kontinuierliche Gewebezuckermessung darstellt.

Im Anschluss folgte die Begrüßung der Teilnehmer im großen Gemeinschaftszelt, sowie das gemeinschaftliche Abendessen. Der restliche Abend war „Freizeit“ in der sich die Teilnehmer kennen lernen konnten. In dieser Freizeit war besonders das Sternzelt mit Elektrokamin beliebt. Darunter standen „chillige“ Stühle und Luftmatratzen mit Decken für die kälteren Abendstunden, perfekt für den Austausch und ausgiebige Gespräche. Ein besonderes Highlight war der Musiker, der dort abends mit der Gitarre gespielt und gesungen hat.

Während des gesamten Camp D lief die Aktion „Gib WATT du kannst“. Ziel dieser Aktion war es, eine große Lampe rund um die Uhr zum Leuchten zu bringen, nur durch Muskelkraft in Form von Fahrradfahren. Jede „Kleinfamilie“ wurde zwei Mal zum Radeln eingeteilt. An diesem Abend hatte mein Team von 23 bis 24 Uhr das Vergnügen.

Camp-Tagebuch, Tag 3

Der dritte Tag war der „Workshop-Tag“. Die Workshops wurden in separaten Zelten oder in einem naheliegenden Hotel angeboten. Es wurden vielfältige Themen wie Alkohol, Reisen, Sport, Sexualität/Kinderwunsch und Digitalisierung vorgestellt.
Als die Workshops beendet waren, stand für den restlichen Abend Freizeit an.

Camp-Tagebuch, Tag 4

Der vierte Tag war der Sport-Tag. An diesem Tag hatten die Teilnehmer die Möglichkeit verschiedene Sportarten auszuprobieren. Zum Beispiel Kickboxen, Parkour, Feldhockey, Stand-up-Paddling und andere. Außerdem konnte eine Radtour gewählt werden und es wurde ein Fußball und Volleyballturnier ausgerichtet.

Alternativ zum Sportprogramm wurden Kochworkshops mit dem TV-Koch Ole Plogstedt angeboten. Die Plätze waren natürlich begehrt und begrenzt, jedoch konnte ich mich noch irgendwie dazwischen mogeln. Es wurden verschiedene Gerichte mit den Teilnehmern zusammen zubereitet, darunter z.B. auch vegane Gerichte. Der Kochworkshop war wirklich interessant und hat mir persönlich sehr gut gefallen!

Nach dem Sport und Abendessen stand die sogenannte „Holi-Powder“ Aktion an. Dafür hat jeder ein weißes Camp D-T-Shirt, einen Mundschutz und das farbige Pulver bekommen. Alle Teilnehmer haben sich in einem großen Kreis zusammen gestellt und passend zu dem Motto „Colour your life“ gleichzeitig das farbige Pulver in die Luft geworfen. Danach waren die T-Shirts nicht mehr weiß, sondern kunterbunt.

Der weitere Abend sollte für mein Team sehr anstrengend werden, denn von 3 bis 4 Uhr nachts stand Fahrrad fahren an und wir hatten beschlossen, vorher nicht zu schlafen. Somit war die Nacht sehr kurz.

Camp-Tagebuch, Tag 5

Nun war die Zeit schon vorbei und es stand die Abreise an. Doch vorher mussten die Zelte abgebaut und „entsorgt“ werden. Wie die Zelte entsorgt werden, konnte jeder selbst entscheiden und so kam es, dass viele Leute sich über ein quasi neues Zelt freuen durften. Der Abschied war für viele schwer, aber meine „Kleinfamilie“ bleibt weiterhin in Kontakt und plant sogar schon das nächste Treffen.

Insgesamt war es sehr beeindruckend, was Novo Nordisk auf die Beine gestellt hat. Es wurde an wirklich alles gedacht, deshalb großen Respekt an das Organisationsteam. Das Catering war wirklich hervorragend, das Essen war superlecker. Insgesamt war die Versorgung sehr gut. Es standen dauerhaft Kühlschranke mit Snacks und belegten Broten zur Verfügung, sodass die Gefahr eine Hypoglykämie bei dem reichhaltigen Angebot stark vermindert wurde. Die Stimmung in dem Camp war harmonisch und alle haben sich wohl gefühlt.

Ich glaube, dass die jungen Erwachsenen wirklich von diesen wenigen Tagen profitieren konnten, aufgrund des breiten Angebots an Workshops usw., aber vor allem wegen dem Austausch mit fast ausschließlich anderen Betroffenen.
Deshalb hoffe ich, dass das nächste Camp D nicht wieder vier Jahre auf sich warten lässt, und ich würde mich freuen, wenn ich wieder als Betreuer dabei sein dürfte.



Timo Becker
Diätassistent und Diabetesberater DDG
Diabetespraxis der MVZ Ahaus GmbH

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2018; 30 (10) Seite 46-48