Das kurzzeitige Erhalten der noch vorhandenen Inselzellfunktion bei Typ-1-Diabetikern durch den monoklonalen Antikörper Teplizumab verspricht bessere langfristige klinische Ergebnisse.
Erste Ergebnisse einer neuen klinischen Studie der Yale University, New Haven (Connecticut), ergaben, dass Typ-1-Diabetiker, die mit dem monoklonalen Antikörper Teplizumab (MacroGenics) behandelt wurden, einen größeren Restbestand des C-Peptids aufweisen, im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Der Bestand des C-Peptids erlaubt Rückschlüsse auf die Funktion der Inselzellen. Ein kurzzeitiger Erhalt verspricht eine Verbesserung der langfristigen klinischen Ergebnisse, informiert das Immune Tolerance Network (ITN) in einer Pressemeldung. Publiziert werden soll die Studie „Autoimmunity-Blocking Antibody for Tolerance in Recently Diagnosed Type 1 Diabetes“ (AbATE) in der November-Ausgabe der Zeitschrift Diabetes.
Antikörper soll CD3-Rezeptoren blocken
Die von Dr. Kevan Herold (Yale University) geführte AbATE-Studie prüft die Bindung des monoklonalen Antikörpers Teplizumab an die CD3-Rezeptoren auf den T-Zellen von Patienten mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes. Der CD3-Rezeptor ist für die T-Zell-Aktivierung verantwortlich, was im Fall von Typ-1-Diabetikern zu einer Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen führen kann. Durch die Bindung des Antikörpers an den Rezeptor soll diese unerwünschte Zerstörung der Betazellen durch die T-Lymphozyten reduziert werden.
Eine vorangegangene Studie des ITN mit Teplizumab zeigte, dass die einmalige Anwendung des Antikörpers den C-Peptid-Rückgang der Typ-1-Diabetiker für ein Jahr verlangsamte. Das Ziel der Studie war es, zu sehen, ob die Verringerung des C-Peptids durch eine zweite Anwendung von Teplizumab mit einem Abstand von einem Jahr verlängert werden kann.
Teplizumab erhält Inselzellfunktion
In dieser nicht verblindeten, randomisierten Phase-II-Studie erhielten 77 neu diagnostizierte Typ-1-Diabetiker (im Alter von 8 bis 30 Jahren) Teplizumab bzw. Placebo. Die Teplizumab-Gruppe bekam in einem Einjahresintervall den Antikörper in zwei 14-Tages-Durchgängen. Beide Gruppen erhielten eine intensive Diabetesbetreuung und wurden für zwei Jahre beobachtet. Den primären Endpunkt der Studie stellte der Vergleich des C-Peptid-Bestands zwischen den beiden Gruppen dar. Nach zwei Jahren zeigte sich, dass in der Teplizumab-behandelten Gruppe signifikant mehr (75 %) C-Peptid nachweisbar war als in der Vergleichsgruppe.
„Responder“ und „Non-Responder“
Weitere Analysen zeigten, dass sich innerhalb der Teplizumab-Gruppe zwei Untergruppen von Patienten auf der Grundlage ihres C-Peptid-Bestands herausstellten: Die „Responder" zeigten eine Reduktion des C-Peptids um 6 % gegenüber dem Ausgangswert im Verlauf der Studie, während die „Non-Responder" einen C-Peptid-Rückgang ähnlich wie die Kontrollgruppe zeigte (40 % Reduktion gegenüber dem Ausgangswert).
Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Biomarker und Zelltypen, die den Unterschied zwischen diesen beiden erklären könnten. Resultat: Die „Responder“ hatten im Vergleich zu den „Non-Respondern" bei Studienbeginn einen niedrigeren HbA1c-Wert und einen geringeren Insulinverbrauch. Weiterhin fanden sie Unterschiede in den spezifischen T-Zell-Untergruppen, was für die Wissenschaftler auf einen Zusammenhang des Immunstatus mit der Medikamentenreaktionsfähigkeit hindeutet. Allerdings sind noch weitere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen, erklärte das ITN.
Guter Fortschritt, aber noch kein Durchbruch
„Dieser umfassende Ansatz zur Identifizierung der Merkmale von Individuen, die auf Therapien reagieren, ist äußerst vielversprechend, da die ‚Responder‘ in dieser Studie eine robuste und verlängerte Arzneimittelwirkung zeigten“, sagte Dr. Herold. „Diese Art der Reaktion wurde noch nicht in anderen Immuntherapiestudien gesehen.“
Teplizumab stellt ein vielversprechendes Mittel zur Toleranzinduktion dar. Die Möglichkeit, eine Untergruppe von Patienten, bei denen die Therapie besser wirkt, identifizieren zu können, verbessert die klinische Anwendung und die Ergebnisse für die Patienten erheblich. Weitere Analysen, um den Mechanismus der Reaktion zu verstehen, werden mit den Daten der AbATE-Studie durchgeführt, erklärt das ITN.
von Lena Schmidt, Mainz
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