Armut und Arbeitslosigkeit sind in Griechenland an der Tagesordnung. Das hat besondere Auswirkungen auf die medizinische Versorgung. Hilfe kam u. a. aus Niedersachsen.

Das griechische Gesundheitswesen hat seit Beginn der Wirtschaftskrise bis heute unter dem Druck der Geldgeber drastische Sparmaßnahmen erfahren. Es fehlt in staatlichen Krankenhäusern teilweise an einfachsten Materialen wie Verbänden, Spritzen etc.

Zudem sind Stand 2015 ca. 30 % der Griechen durch z. B. Arbeitslosigkeit in Armut geraten und können die Beiträge zur Krankenversicherung nicht mehr bezahlen. Ein soziales Netz gibt es dann nur noch durch die Familie, denn Krankenhausbehandlungen oder der Besuch einer Arztpraxis sind nicht mehr möglich. Das trifft die Diabetiker hart, deren Therapien teuer sind. Und besonders Typ-1-Diabetiker sind durch fehlendes Insulin oder die Möglichkeit, den Blutzucker zu messen, vital gefährdet.

Was können wir hier in Deutschland machen? Einiges!

Was können wir hier in Deutschland machen? Diese Frage haben sich Diabetologen im Raum Göttingen gestellt und eine Hilfsfahrt organisiert. Im August 2015 haben alle südniedersächsischen Diabetes-Schwerpunktpraxen, viele Allgemeinpraxen und das Diabeteszentrum Bad Lauterberg Diabetesmaterial im Wert von 20.000 Euro gesammelt. Für Insuline hat man einen speziellen Transportbehälter gebaut, damit sie weder zu warm noch zu kalt werden konnten.

Stefan Gehrke von der Diabetespraxis Duderstadt und seine Frau Irini Mataliotaki haben dann mit einem Kombi den Transport nach Athen ins Krankenhaus "Elpis" gefahren. Dort wurde die Spende von der Diabetologin Dr. Grigoropoulou und Chefarzt Dr. Giannaros mit großer Freude angenommen.

Ehrenamtliche Initiativen gegen die Not in Griechenland

In den letzten Jahren haben sich unter dem Druck der Not in Griechenland soziale Initiativen gebildet, die mit viel ehrenamtlicher Arbeit für die ca. 3 Millionen vom Gesundheitssystem abgeschnittenen Griechen wie auch für hilfsbedürftige, im Land befindliche Flüchtlinge die Not lindern helfen. Dazu gehören soziale Arztpraxen, von denen es mehr als 70 über das Land verteilt gibt (z.B. www.ellinikou.org), Krankenhäuser wie das "Elpis" in Athen, in dem unversicherte Menschen behandelt werden ("Elpis", gr. Hoffnung) und Kinderhilfsorganisationen wie "The Smile of the Child".

Eine Fahrt mit Hilfsgütern nach Athen ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es gibt weitere Transporte, die der Arzt und Chemiker Professor Giannis von der Universität Leipzig als "Medikamentennothilfe Griechenland" organisiert. Die Helfer in verschiedenen Teilen Griechenlands und auch auf Lesbos teilen ihm mit, was sie benötigen, und er organisiert dann eine Sachspende. "Das ist besser, als Geld zu spenden", sagt er.

So können auch Sie helfen

Insbesondere Blutzuckermessstreifen, Penkanülen und Medikamente werden für die Diabetiker gebraucht. Aber auch Dinge des täglichen Bedarfs wie Handschuhe, Spritzen, Verbandmaterial, bis hin zu Rollstühlen und medizinischen Geräten. Einzige Bedingung: das Verfallsdatum darf noch nicht erreicht sein. Wer Geld spenden möchte, kann Kontakt mit Prof. Giannis oder der Diabetespraxis in Duderstadt aufnehmen, damit davon hier Hilfsgüter gekauft werden können und dann direkt an die Helfer weitergeleitet werden.

Wenn die Politik keine Lösungen findet, müssen wir selbst aktiv werden, ist das Motto der Helfer.

Adressen für Fragen und Hilfsangebote:


Autor: Dr. Stefan Gehrke
Westertorstraße 7,
37115 Duderstadt

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2016; 28 (4) Seite 50