Kann man ohne Adipositas-Operation so viel abnehmen? Man kann, wie Schauspieler und Buchautor („Halbfettzeit“) Tetje Mierendorf unter Beweis gestellt hat. Im Interview spricht der Typ-2-Diabetiker mit uns über sein früheres Dicksein und verrät, warum er nicht zum Schönheitschirurgen geht.

Weltdiabetestag, Diabetestag im Bundespresseamt: Was versprechen Sie sich für die Diabetesaufklärung?

Tetje Mierendorf: Ich hoffe, dass in der Bevölkerung eine breite öffentliche Wahrnehmung des Diabetes stattfindet. Mit dem Aktionstag im Bundespresseamt geht ein ganz wichtiges Signal an die Bundesregierung, endlich etwas gegen die Diabetes-Epidemie zu tun: Sie ist die größte gesundheitliche Bedrohung, die auf uns zurollt.

Sie haben fast 70 Kilo abgenommen und Ihren Typ 2 heute im Griff – ohne Diabetesmedikamente. Wie haben Sie das geschafft?

Mierendorf: Meine Spitze lag bei 180 Kilo und ich habe damals Metformin und blutdrucksenkende Medikamente genommen. Meinen Gewichtsverlust begann ich mit einem Zuckerentzug und dem kompletten Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel. Dann war ich bei 165 Kilo und bin weiter bis auf 97 Kilo runter, Heute liege ich durch meinen Muskelaufbau – ich mache 5 mal die Woche Kraft- und 2 mal Kardiotraining – wieder bei 108 Kilo – mit einem Körperfettanteil von nur 12 Prozent. Das ist natürlich super. Das Abnehmen dauerte insgesamt 3 Jahre. Mein Gewicht zu halten ist für mich übrigens leichter als die Gewichtsreduktion. Mein Körper verlangt heute automatisch nach gesunden Sachen.

Haben Sie sich auch schönheitschirurgischen Eingriffen unterzogen, um etwa überflüssige Haut wie die sog."Fettschürze" loszuwerden?

Einiges konnte ich durch das Krafttraining schon kompensieren. Aber klar: Es ist noch Haut übrig. Die kriege ich auch nie wieder weg. Früher hatte ich hingegen im Sommer immer mal Pilzinfektionen unter der Brust – jetzt nicht mehr, weil ich auch an dieser Stelle abgenommen habe. Meine Frau stört meine überflüssige Haut überhaupt nicht. Und für die 2 Wochen im Urlaub, in denen ich mit nacktem Oberkörper unterwegs bin, stört es auch mich nicht besonders. Ich bin ohnehin nicht der Typ, der am Pool liegt. Ich möchte mich nicht unters Messer legen. Es ist ein Teil von mir, wie eine Trophäe.

Sie sagen: Den Hebel im Kopf muss jeder selbst umlegen. Nur wie?

Mierendorf: Abnehmen ist Arbeit. Und es ist eine lebenslange Aufgabe – man ist nie fertig. Da darf man sich nichts vormachen. Aber man kann sein Leben damit komplett verändern. Menschen mit Diabetes sollten mit ihrer Erkrankung offensiv umgehen, damit die Stigmatisierung aufhört, wie die Behauptung, man sei an seinem Typ-2-Diabetes selbst schuld. Wir sind nicht in der Minderheit, sondern in der Mehrheit! Wir sollten mit einer gemeinsamen Stimme sprechen: für die Aufklärung, für die Gesundheit, für ein langes Leben. Wir sind es wert!



Autorin: Angela Monecke
Redaktion Diabetes-Forum, Kirchheim-Verlag
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2018; 30 (12) Seite 8