Laut einer Studie der University of Surrey und dem Eugene and Marilyn Glick Eye Institute an der Indiana School of Medicine (USA), könnte Mutter Natur eine Antwort auf mehrere Ursachen für Erblindung haben. Forscher fanden und testeten Pflanzeninhaltsstoffe der Hyacinthaceae-Gewächse, die möglicherweise zur Behandlung degenerativer Augenerkrankungen genutzt werden könnten. So zum Beispiel bei proliferativer diabetischer Retinopathie.

Das abnormale Wachstum von neuen Blutgefäßzellen im Auge steht gleich mit einer Reihe von Arten an Erblindung in Verbindung. Dazu gehört die Blindheit bei Frühgeborenen (Frühgeborenen-Retinopathie), bei Diabetespatienten (proliferative diabetische Retinopathie) und bei älteren Erwachsenen (feuchte altersbedingte Makuladegeneration). Die Experten testeten natürlich vorkommende Homoisoflavonoide in der Pflanzengruppe der Hyacinthaceae und ihre synthetischen Derivate hinsichtlich ihrer Fähigkeit das Wachstum neuer Blutgefäße zu stoppen. Homoisoflavonoiden wurde bereits zuvor eine wirksame anti-proliferative Aktivität in endothelialen Zellen und starkes anti-angiogenes Potential in vitro und in vivo bei Tiermodellen zu okularer Neovaskularisation nachgewiesen.

Vielversprechendes synthetisches Derivat gefunden

Den Wissenschaftlern gelang es mehrere aktive Verbindungen zu isolieren. Ein synthetisches Derivat zeigte sich dabei als besonders vielversprechend für die zukünftige Entwicklung neuer Behandlungsansätze. Derzeit wird an der Synthetisierung weiterer ähnlicher Verbindungen gearbeitet. Die bisherigen Forschungsergebnisse wurden von der American Chemical Society and American Society of Pharmacognosy im Journal of Natural Products veröffentlicht.

Die Forscher glauben, dass ihre Ergebnisse auf mögliche zukünftige Behandlungsmöglichkeiten für viele degenerative Augenleiden hinweisen. Existierende Therapien für diese Erkrankungen müssten ins Auge injiziert werden und würden nicht bei allen Patienten anschlagen. Die neuen Erkenntnisse seien ein erster Schritt Richtung Therapien, die diese Defizite vermeiden, so Professor Tim Corson, Director of Basic and Translational Research am Eugene und Marilyn Glick Eye Institute.

Retinopathie ist weit verbreitet

Laut dem Great Ormond Street Hospital sind rund 20 Prozent der Frühgeborenen von Frühgeborenen-Retinopathie betroffen. Sie tritt hauptsächlich bei Kindern auf, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden oder weniger als 1.500g wiegen. Bei Diabetikern wird die Erkrankung durch hohe Blutzuckerspiegel verursacht. Diese führen zu einer Schädigung der Netzhaut, durch die es (bei Nicht-Behandlung) bis hin zur Erblindung kommen kann. Es wird geschätzt, dass weltweit 28 Millionen Menschen davon betroffen sind. An feuchter altersbedingte Makuladegeneration leiden weltweit etwa 20 Millionen Menschen.

Original Presseinformation


Literatur
Sianne Schwikkard, Hannah Whitmore, Kamakshi Sishtla, Rania S. Sulaiman, Trupti Shetty, Halesha D. Basavarajappa, Catherine Waller, Alaa Alqahtani, Lennart Frankemoelle, Andy Chapman, Neil Crouch, Wolfgang Wetschnig, Walter Knirsch, Jacky Andriantiana, Eduard Mas-Claret, Moses K. Langat, Dulcie Mulholland, and Timothy W. Corson: The Antiangiogenic Activity of Naturally Occurring and Synthetic Homoisoflavonoids from the Hyacinthaceae (sensu APGII). Nat. Prod., Article ASAP. DOI: 10.1021/acs.jnatprod.8b00989

Quelle: Pressemitteilung der University of Surrey| Anna Dietl, Redaktion diabetologie-online.de