Etwa 6,7 Mio. Menschen in Deutschland sind an Diabetes mellitus erkrankt. Bei 60.000 Hausärzten hierzulande betreut ein Hausarzt somit etwa 100 Patienten mit Diabetes. Die ca. 1.100 existierenden Diabetes-Schwerpunktpraxen behandeln durchschnittlich 600 Betroffene pro Einrichtung und knapp 400 spezielle Kliniken stehen zur stationären Versorgung zur Verfügung. Für die flächendeckende Umsetzung einer bestmöglichen wohnortnahen Betreuung der steigenden Zahl an Menschen mit Diabetes sind jedoch bessere Versorgungsstrukturen und Organisationen notwendig.

Um langfristig eine gute Stoffwechseleinstellung aufrechtzuerhalten und Folgeerkrankungen an Augen, Nieren oder Herz-Kreislaufsystem vorzubeugen, bzw. behandeln zu lassen, sind regelmäßige Besuche bei Diabetologen und anderen Fachärzten unverzichtbar. Schon jetzt gibt es in strukturschwachen ländlichen Gegenden allerdings Versorgungsengpässe bei Diabetespatienten. Darauf macht die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe anlässlich des Weltgesundheitstages der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 7. April 2019 unter dem diesjährigen Motto „Universal Health Coverage“/„Flächendeckende Gesundheitsversorgung“ aufmerksam.

Große regionale Unterschiede und zu wenig diabetologischer Nachwuchs

Besonders Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1 und ihre Eltern benötigen eine engmaschige Betreuung. Ihre Versorgung erfolgt meist über Krankenhäuser. Die Anerkennung nach Richtlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) haben knapp 60 Kinderkliniken in Deutschland. Hinsichtlich der Erreichbarkeit bestehen aber große regionale Unterschiede. Gerade im ländlichen Raum ist die Versorgungssituation teilweise schwierig, weiß Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim: „Viele Familien müssen schon jetzt lange Wege zum Kinderdiabetologen oder in die nächste geeignete Klinik auf sich nehmen.“

Dieser Entwicklung müsse dringend entgegengewirkt werden, appelliert Haak: „Wir fordern, mehr in die Erforschung zur Vermeidung und Behandlung von Diabetes Typ 1 und Typ 2 zu investieren. Etablierte und erfolgreiche Forschungsstrukturen sollten erhalten und weiter ausgebaut werden.“ Darüber hinaus wird mehr diabetologischer Nachwuchs benötigt: Derzeit gebe es nur noch acht Lehrstühle an den insgesamt 33 Medizinischen Fakultäten in Deutschland. Hinzu komme, dass die Diabetologie als vermeintlich ambulantes Fach in vielen Kliniken nicht mehr vertreten sei.

diabetesDE fordert staatliche Anerkennung für die Weiterbildung zum Diabetes-Berater DDG

Professor Haak betont: „Außerdem ist Diabetesbehandlung immer Team-Arbeit. Gemäß den Empfehlungen der Leitlinien zur Behandlung des Diabetes gehören seit Jahrzehnten auch weitergebildete Diabetesberater in jedes qualifizierte Behandlerteam. Deshalb fordern wir die staatliche Anerkennung der Weiterbildung zum Diabetes-Berater DDG in allen Bundesländern“.


Quelle: Pressemitteilung von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe | Anna Dietl, Redaktion diabetologie-online.de