Die Fixkombination aus Basalinsulin und GLP-1-RA ist bei einem unzureichend kontrollierten Diabetes Typ 2 ein vielversprechender Therapieansatz, dies belegen nach randomisiert-kontrollierten Zulassungsstudien auch Real-World-Studien unter Praxisbedingungen. In Deutschland steht für diese Therapieoption iGlarLixi (Handelsname: Suliqua®) aus Insulin glargin 100 E/ml und Lixisenatid zur Verfügung. Im Vergleich mit einer intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT) konnte eine ähnlich verbesserte Blutzuckerkontrolle mit dem Zusatzvorteil einer geringeren Gewichtszunahme sowie eines einfacheren Handlings nachgewiesen werden. Gegenüber Mischinsulin werden bessere glykämische Ergebnisse erzielt und ebenfalls Vorteile beim Körpergewicht nachgewiesen.

Menschen mit Typ-2-Diabetes, die mit einer basalunterstützten oralen Therapie (BOT) ihre Behandlungsziele nicht (mehr) erreichen, benötigen weitere Therapieoptionen. Im Rahmen einer Fachpressekonferenz* nannte Prof. Dr. Matthias Blüher, Diabetologe, Leipzig, drei Therapieoptionen: entweder Mischinsulin oder eine intensivierte Insulintherapie (Basal/Bolus (ICT/BOTplus), zwei bis vier Injektionen pro Tag) oder ein Basalinsulin und zusätzlich ein GLP-1-RA (Glukagon-ähnliches-Peptid-1-Rezeptoragonist). Idealerweise im selben Pen. Denn damit ist nur eine Injektion pro Tag notwendig. In Deutschland steht hierfür die Fixkombination aus Insulin glargin 100 E/ml und Lixisenatid (kurz: iGlarLixi; Suliqua®) zur Verfügung. Der (30-60)-Pen erlaubt die Gabe von 30 bis 60 Einheiten Insulin glargin zusammen mit 10 bis 20 Mikrogramm Lixisenatid einmal täglich.[1] Nach den randomisiert-kontrollierten Zulassungsstudien wurde iGlarLixi in Real-World-Studien unter Praxisbedingungen untersucht.

SoliSimplify-Praxisstudie: iGlarLixi vergleichbar wirksam wie eine ICT

Blüher präsentierte die SoliSimplify-Praxisstudie, eine retrospektive Beobachtungsstudie mit durch Propensity Score Matching ermittelten Kohorten aus den USA. Sie umfasst die Daten von 1.628 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes, die von einer BOT auf iGlarLixi oder auf ICT umgestellt worden waren.[2] In dem sechsmonatigen Beobachtungszeitraum sank der mittlere HbA1c-Wert von 9,2 Prozent (beide Gruppen) auf 8,5 Prozent (iGlarLixi) vs. 8,4 Prozent (ICT; p = 0,0032 für Nichtunterlegenheit von iGlarLixi).[2] „Es hat sich gezeigt, dass sowohl iGlarLixi als auch die ICT die Blutzuckerkontrolle verbesserten und dass iGlarLixi vergleichbar wirksam wie eine ICT war“, fasste Blüher das primäre Studienergebnis zusammen.

Deutliche Vorteile für die Fixkombination beim Körpergewicht

Klare Vorteile zeigte iGlarLixi beim sekundären Endpunkt „mittlere Änderung des Körpergewichts“: Die Patienten nahmen unter iGlarLixi im Durchschnitt 0,1 kg ab, unter ICT dagegen 0,7 kg zu (p = 0,0069; zweiseitiger p-Wert für Überlegenheit von iGlarLixi). Ein weiterer wichtiger sekundärer Endpunkt war das Erreichen eines HbA1c-Wertes von < 7 Prozent ohne Hypoglykämien und ohne Gewichtszunahme. Die beiden sekundären Endpunkte wurden von 9,2 Prozent der iGlarLixi-Patienten vs. 8,1 Prozent der ICT-Patienten erreicht; der Unterschied war nicht signifikant (p = 0,4280). [2]

Blühers Fazit zu dieser Studie: „Die Daten aus der Versorgungsrealität zeigen, dass iGlarLixi nach sechs Monaten zu ähnlichen glykämischen Ergebnissen wie eine ICT führte, mit den zusätzlichen Vorteilen einer geringeren Gewichtszunahme und eines einfacheren Behandlungsregimes.“

Post-hoc-Analysen zu SoliMix: Therapieerfolg von iGlarLixi über die Subgruppen konsistent

In der SoliMix-Studie war iGlarLixi im primären Endpunkt aus HbA1c- und Körpergewichtsänderung überlegen, verglichen mit dem Mischinsulinanalogon BIAsp 30 (biphasischem Insulin aspart 30), erinnerte Blüher. Zudem waren unter iGlarLixi weniger Hypoglykämien aufgetreten. Im Rahmen der Pressekonferenz stellte er zwei explorative Analysen der SoliMix-Studie zum möglichen Einfluss der Basischarakteristika vor. Diese aktuellen Post-hoc-Analysen machten deutlich, dass Alter, Diabetesdauer, Ausgangs-Insulindosis und weitere Basismerkmale der Patienten keine Rolle spielten, denn eine Heterogenität der Ergebnisse wurde nicht beobachtet.[3,4]

BOT bei Typ-2-Diabetes oft nicht ausreichend

Wie groß der Bedarf für eine Therapieoptiomierung nach BOT ist, verdeutlichte Dr. Tobias Wiesner, Diabetologe, Leipzig, anhand von Daten aus der internationalen Versorgungsforschung. Demnach erreichen in Deutschland drei Monate nach Beginn einer BOT nur 28 Prozent der Patienten den HbA1c-Zielwert von ≤ 7,0 Prozent; nach 24 Monaten sind es 33,4 Prozent. In anderen europäischen Ländern und den USA sieht es sogar noch schlechter aus. [5]

„Beim Auftitrieren des Basalinsulins im Rahmen der BOT stoßen wir an Grenzen“, so Wiesner; diese Praxiserfahrung wird durch Studiendaten untermauert. [6] Der Diabetologe betonte: „Eine Fixkombination aus Basalinsulin und einem kurzwirksamen GLP-1-Rezeptoragonisten ist klug im Hinblick auf die Therapieadhärenz, denn es ist nur eine Injektion pro Tag notwendig, und sie ist auch vorteilhaft im Hinblick auf Unterzuckerungen und senkt das Risiko einer Gewichtszunahme.“

LixiLan ONE CAN-Studie

Ziel der multizentrischen, randomisierten LixiLan-ONE-CAN-Studie war es, herauszufinden, ob bei der Umstellung auf iGlarLixi die Anpassung der Dosis einmal pro Tag oder einmal pro Woche die besseren Effekte hat. In der Auswertung nach 26 Wochen schnitt die einmal tägliche Titration besser ab: Sie war hinsichtlich der HbA1c-Senkung Nüchternblutzuckerkontrolle und Gewichtsänderung überlegen, verglichen mit der nur einmal wöchentlichen Dosisanpassung. [7]

Ziel der eng getakteten, einmal täglichen Titration sei ein rasches Erreichen des HbA1c-Zielwertes und somit ein günstiger Einfluss auf das glykämische Gedächtnis, so Wiesner. „Die glykämische Kontrolle, gemessen am HbA1c-Wert, spielt in der Diabetestherapie nach wie vor eine wichtige Rolle“, stellte er klar.

* Online-Fachpressekonferenz: „Typ-2-Diabetes – BOT ausgereizt, wie geht es weiter?“, 14. September 2022, Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH


Referenzen
[1] Fachinformation Suliqua®, Stand: August 2022.
[2] McCrimmon RJ et al. Diabetes 2022 ; 71 (Suppl. 1): 260-OR, https://doi.org/10.2337/db22-260-OR; Original Slides erhältlich unter:https://www.scientificposterbook.com/2
[3] Home PD et al. Diabetes 2022 ; 71 (Suppl. 1): 846-P, (Post-hoc-Analyse) https://doi.org/10.2337/db22-846-P
[4] Home PD et al. Diabetes 2022 ; 71 (Suppl. 1): 845-P, (Post-hoc-Analyse) https://doi.org/10.2337/db22-845-P; Original Poster erhältlich unter: https://www.scientificposterbook.com/ oderhttps://ada.scientificposters.com/.
[5] Mauricio D et al. Diabetes Obes Metab 2017; 19: 1155-64
[7] Umpierrez GE et al. Diabetes Obes Metab 2019 ; 21 : 1305-10
[8] Hramiak I et al. Diabetes Obes Metab 2022; 24: 1998-2007

Quelle: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH | Redaktion