Am 10. Juni findet der weltweite NASH-Tag statt, an dem auf die Gefahren durch die nicht-alkoholische Steatohepatitis, auch als Fettleberhepatitis bezeichnet, hingewiesen wird. Die Fachgesellschaften nutzen diesen Tag zum Schulterschluss und fordern gemeinsam, die nicht-alkoholische Fettleber (NAFL) und die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) in die Disease-Management-Programme für Diabetes und Adipositas aufzunehmen. Sie fordern außerdem, dass die Bekämpfung der Volkskrankheit Fettleber als Gesundheitsziel im Sozialgesetzbuch verankert wird.

Unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung sind häufige Ursachen

Die Leber leidet lange still. Treten Symptome auf, ist die Erkrankung zumeist schon fortgeschritten. In Deutschland sind rund 23 Prozent der Allgemeinbevölkerung von einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) betroffen.

„Die NAFLD ist somit die häufigste Lebererkrankung deutschlandweit und die NAFL die erste Stufe einer krankhaften Veränderung, die sich zu einer NASH, einer entzündeten Fettleber, entwickeln kann“, erläutert Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Mediensprecher der Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS). NAFLD entsteht vor allem durch eine unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung.

Forderung nach fachübergreifendem Fokus auf Prävention und frühzeitiger Erkennung

78 Prozent der von einer Fettleber Betroffenen leiden ebenfalls an Bluthochdruck, 72 Prozent an Adipositas, 60 Prozent an Diabetes mellitus Typ 2 und die Hälfte leidet ebenfalls an einer Fettstoffwechselstörung.

„Deswegen ist es wichtig, jetzt gemeinsam und fachübergreifend den Fokus auf die Prävention und das frühzeitige Erkennen von Betroffenen zu legen. Dazu gehört auch, die Fettleber ähnlich wie Diabetes mellitus Typ 2 in die Gesundheitsziele des SGB V, Artikel 20, Absatz 3, aufzunehmen, um durch Früherkennung das Erkrankungsrisiko zu senken sowie bereits Erkrankte früh zu erkennen und behandeln zu können“, fordert Professor Dr. med. Martina de Zwaan, Direktorin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Präsidentin der Deutsche Adipositas Gesellschaft e.V. (DAG).

NAFLD und NASH: Frühzeitig behandelt zu einem gewissen Teil reversibel

Bei einer NAFLD verfetten die Leberzellen. Die Fetteinlagerungen können in der Leber zu Entzündungen führen. Diese hinterlassen Gewebeschäden und Narben, wodurch ihre Funktionsfähigkeit sinkt und das Risiko einer Leberzirrhose oder von Leberkrebs steigt. Frühzeitig behandelt, sind NAFLD und NASH jedoch zu einem gewissen Teil reversibel. „Entscheidend für die Prognose der Erkrankung ist das vorliegende Fibrosestadium der Leber, also wie weit der Umbau von Leber- zu Narbengewebe fortgeschritten ist. Steht dieser noch am Anfang, haben Betroffene den Verlauf der Erkrankung selbst in der Hand“, erklärt Wedemeyer.

Zusätzlich ist die Fettleber vermehrt mit kardiovaskulären Erkrankungen und Tumorerkrankungen assoziiert und somit eine entscheidende Indexerkrankung auch für Erkrankungen außerhalb der Leber. Um Betroffene zu identifizieren, stehen bereits Scores zur Verfügung, mit denen das Risiko für die Betroffenen auf Basis gängiger Labortests ermittelt werden kann.

Bestehende DMPs sollen weiterentwickelt werden

Um die Früherkennung von NAFLD und NASH zu verbessern, fordert die DGVS gemeinsam mit der DAG, der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM), der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie e.V. (DGK), dem Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (bng) und der Deutschen Leberstiftung, ein Früherkennungsprogramm für die Fettleberhepatitis zu entwickeln.

„Mit dem bestehenden Disease-Management-Programm (DMP) für Diabetes mellitus Typ 2 stehen uns bereits belastbare Strukturen zur Verfügung, um Betroffene von Lebererkrankungen zu identifizieren und in eine Therapie zu überführen. Das bestehende DMP muss allerdings zu einem DMPplus weiterentwickelt und um ein DMP Adipositas ergänzt werden, weil die Fettleber häufig mit Erkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 und einer Fettstoffwechselstörung einhergeht. So können wir eine vollumfängliche und patientenorientierte Versorgung auch künftig sicherstellen“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Neu, Präsident der DDG.

Eine Fettleber oder eine Fettleberentzündung könnten mit Hilfe der Leberwerte und einer Ultraschalluntersuchung durch jeden Hausarzt festgestellt werden. „Es ist wichtig die Fettleber in die Gesundheitsvorsorge aufzunehmen, um zu verhindern, dass die Betroffenenzahlen weiter steigen“, so Wedemeyer.


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V.