ProFet heißt ein neues Schulungsprogramm, das über den Kirchheim-Verlag zu beziehen ist. Im Gespräch mit Dr. Winfried Keuthage und Diabetesberaterin Theresia Schoppe, die das Programm aus der Taufe gehoben haben, sagen uns die beiden, was das Besondere an dieser Schulung ist. Denn Einfluss auf die Blutglukose haben nicht nur Kohlenhydrate.

Im Interview:

Dr. med. Winfried Keuthage
Diabetologe DDG, Ernährungsmediziner aus Münster

Theresia Schoppe
Diabetesberaterin aus Warstein

Diabetes-Forum (DF): Herr Dr. Keuthage, Frau Schoppe, was ist denn das Alleinstellungsmerkmal des Schulungsprogramms ProFet?
Dr. Winfried Keuthage:
Die bisherigen Schulungsprogramme beschäftigen sich mit dem Einfluss von Kohlenhydraten auf den Glukosewert. Aber natürlich haben auch Proteine und Fette einen Einfluss auf diese Werte. Sie verzögern nicht nur die Wirkung der Kohlenhydrate, sondern verursachen auch eine eigene Glukoseantwort. Die bisherigen Schulungsprogramme schneiden dieses Thema nur an, haben aber keine entsprechenden Schulungsinhalte und Empfehlungen. ProFet baut auf andere bestehende Programme auf und vertieft das Wissen über den Einfluss von Proteinen und Fetten.

DF: Gibt es eine Ergänzung aus Sicht der Diabetesberaterin?
Theresia Schoppe:
Natürlich werden bei der Schulung mit ProFet auch bereits in anderen Schulungen vermittelte Inhalte besprochen: z. B. die Überprüfung der KE-Faktoren und der Basalratentest. Denn dies ist natürlich die Grundlage der FPE-Berechnung (Fett-Protein-Einheit).

DF: Wer exakt ist denn die Zielgruppe für das Programm?
Dr. Keuthage:
Es richtet sich an die Diabetesteams, also an die Diabetolog:innen und Diabetesberater:innen, die sich mit der Therapie des Typ-1-Diabetes auskennen…

DF: … und auf Seiten der Patienten?
Dr. Keuthage:
Hier sind insbesondere diejenigen angesprochen, die sich schon mit der Berechnung von Kohlenhydraten sehr gut auskennen und entsprechend motiviert sind. Denn die Berechnung der FPE ist nicht ganz so einfach.

Was die Therapie der Patienten angeht, richtet sich das Programm sowohl an Pumpenpatienten als auch an solche, die die ICT anwenden.

DF: Frau Schoppe, als Diabetesberaterin sind Sie ja sehr dicht an den Patienten dran, wie schätzen Sie denn den Punkt Motivation ein, da kommen ja sicherlich nicht alle in Frage?
Schoppe:
Unsere Erfahrung ist bislang, dass sehr viele Patienten an solchen Schulungen interessiert sind. Insbesondere diejenigen, die Einflüsse von Proteinen und Fetten auf die Glukosewerte selbst festgestellt haben. Wer solche intrinsischen Motive hat, ist dann bei der Schulung entsprechend motiviert am Start.

DF: Wie lange hat denn die Entwicklung des Programms gedauert?
Keuthage:
Wie Frau Schoppe bereits gesagt hat, ging das Ganze im Prinzip von den Patienten aus. Begonnen hatte es vor Jahren damit, dass eine Patientin zu mir kam und mir von ihren Erfahrungen mit FPE berichtete. Das hat den Anstoß dazu gegeben, mich mit diesem Thema intensiver zu befassen. In der Schulung ging das dann mit zwei DIN-A-4-Zetteln los, später mit einer Schulungsstunde, aber das hat nicht gereicht, um die Inhalte erschöpfend zu vermitteln. Dann haben wir eine Online-Fortbildung angeboten usw. Und schließlich haben wir dann das Schulungsprogramm mit dem Kirchheim-Verlag herausgegeben.

Gibt es denn jetzt schon erste praktische Erfahrungen mit dem Programm, über die Sie berichten können?
Schoppe:
Wir haben schon vor der letzten aktualisierten Fassung des Programms etliche Patienten geschult. Die Gruppen waren sehr heterogen – wir hatten Pumpenpatienten mit viel und mit wenig Erfahrung, Patienten mit ICT und konnten die gesammelten Erkenntnisse in ProFet aufnehmen.

DF: Frau Schoppe, Herr Dr. Keuthage, besten Dank für das Gespräch!


Interview:
Matthias Heinz
Redaktion Diabetes-Forum
Verlag Kirchheim & Co GmbH
Wilhelm-Theodor-Römheld-Str. 14, 55130 Mainz
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2022; 34 (7/8) Seite 36-37