Wissenschaftliche Mitarbeiter des Institutes für Klinische Chemie und Pathobiochemie (IKCP) der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg veröffentlichten in der renommierten Fachzeitschrift Journal of American Society of Nephrology (JASN) einen potentiell neuen Therapieansatz der diabetischen Nephropathie. Dieser befasst sich mit dem bisher für die Behandlung und Prophylaxe von Gallensteinleiden eingesetzte Arzneimittel TUDCA.

Neue Therapiemöglichkeiten dringend benötigt

Die diabetische Nephropathie ist für mehr als 40 Prozent der neu-diagnostizierten terminalen Nierenerkrankungen weltweit verantwortlich. Sie verursacht auf der einen Seite hohe sozioökonomische Kosten. Auf der anderen Seite stellt sie die Hauptursache der Morbidität und Mortalität bei diabetischen Patienten dar. Hat sich diese Erkrankung erst einmal manifestiert, können derzeitige Therapien weder ein Fortschreiten noch eine Heilung der Nieren herbeiführen. Im Idealfall können die vorhandenen Therapien das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie verlangsamen. Es werden also dringend neue Therapiemöglichkeiten benötigt.

TUDCA: Nephroprotektiver Effekt eines bereits seit Jahren etablierten Arzneimittels

In ihrer jüngst veröffentlichten Studie konnten die gleichberechtigten Erstautoren Moh’d Mohanad Al-Dabet und Andi Marquardt einen nephroprotektiven Effekt eines bereits seit Jahren etablierten Arzneimittels, der Tauroursodeoxycholsäure (TUDCA,) aufzeigen. TUDCA wird seit Jahrzehnten für die Behandlung und Prophylaxe von Gallensteinleiden eingesetzt und von Patienten gut toleriert.

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In den letzten Jahren wurden die Effekte der Gallensäure intensiv erforscht. Es konnte gezeigt werden, dass TUDCA die Funktion und Überlebensdauer menschlicher Zellen verbessert. Die Autoren konnten zuerst zeigen, dass TUDCA die Schäden der diabetischen Nephropathie lindert und teilweise zu einer Regeneration des Nierengewebes führen kann. Dass TUDCA einen zusätzlichen therapeutischen Nutzen zur derzeitigen Standardtherapie, der Inhibition des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS-Inhibition), darstellt, war bis jetzt nicht bekannt. In der aktuellen Studie konnten die Autoren eine deutliche Überlegenheit einer Kombinationstherapie (RAAS-Inhibition + TUDCA) verglichen zur alleinigen Therapie mittels RAAS-Inhibition, in mehreren experimentellen Modellen der diabetischen Nephropathie nachweisen.

Nächste Stufe: Klinische Studie bereits in Planung

„Diese Resultate haben möglicherweise hohe klinische Relevanz. Derzeit gibt es keine etablierte Therapie, die einen zusätzlichen Nutzen zur RAAS-Inhibition bereitstellt. TUDCA wird bereits seit Jahrzehnten eingesetzt und zeigt eine gute Verträglichkeit bei verschiedensten Patienten. Infolgedessen ist es gut möglich, dass TUDCA eine zusätzliche Therapiemöglichkeit bei der diabetischen Nephropathie darstellt. Die nächste Stufe sollte eine klinische Studie zur Evaluation der Wirksamkeit einer Kombinationstherapie (RAAS-Inhibition + TUDCA) bezogen auf die diabetische Nephropathie sein“ sagt der Leiter der Studie und Direktor des IKCP, Prof. Dr. med. Berend Isermann. Tatsächlich befindet sich eine solche Studie, in Kooperation mit Prof. Gnudi vom King’s College in London, bereits in Planung.

„TUDCA verbesserte die Nierenfunktion nicht nur in experimentellen Modellen des Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM), sondern ebenfalls in Modellen des Typ-1-Diabetes mellitus (T1DM). Des Weiteren umfasste die Nephroprotektion anti-inflammatorische und anti-fibrotische Effekte. Hervorzuheben ist ebenfalls, dass die Kombinationstherapie (RAAS-Inhibition + TUDCA) in der Lage war, die frühen Schäden der diabetische Nephropathie vollständig wiederherzustellen“, so die Erstautoren der Studie, Moh’d Mohanad Al-Dabet und Andi Marquardt.

Die Studie ist im Rahmen einer Kooperation des SFB 854 (Sonderforschungsbereich 854, von der DFG gefördert) an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität durchgeführt worden. Der SFB854 ist eng mit dem Gesundheitscampus (GCI3) assoziiert und hat mehrere Landmarkstudien in den letzten Jahren hervorgebracht. Ferner wurde die Studie von Moh’d Mohanad Al-Dabet im Rahmen eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) durchgeführt.


Quelle: Pressemeldung des Universitätsklinikums Magdeburg