Bei Patienten mit einem Typ-2-Diabetes, die eine Behandlung mit Basalinsulin beginnen, wurden Blutzucker- und HbA1c-Werte stärker gesenkt, wenn sie Sitagliptin beibehielten im Vergleich zum Absetzen des DPP4-Hemmers. Bei Typ-2-Diabetikern mit leichter Niereninsuffizienz, die mit Metformin allein oder in Kombination mit Sulfonylharnstoff unzureichend eingestellt waren, konnte der Blutzucker durch Sitagliptin stärker gesenkt werden als durch Dapagliflozin. Dies zeigten die Ergebnisse der Studien CompoSIT-I (Comparative Trials with Sitagliptin) und CompoSIT-R, die kürzlich auf der 78. Jahrestagung der ADA in Orlando vorgestellt wurden.

CompoSIT-I: Verbesserte Blutzuckerregulation bei Insulintherapie und gleichzeitiger Gabe von Sitagliptin

Typ-2-Diabetes ist eine progrediente Erkrankung. Dementsprechend benötigen viele Patienten im Verlauf der Behandlung eine Therapieintensivierung, um die glykämische Kontrolle aufrecht zu erhalten. Individuell kann dies eine Kombinationstherapie mit einem zweiten und eventuell dritten Antidiabetikum bedeuten bzw. die Einleitung einer Insulinisierung – zusätzlich zu oralen Antidiabetika oder als Insulin-Monotherapie.

In der klinischen Praxis wird bei Initiierung einer Insulintherapie die Behandlung mit oralen Blutzuckersenkern meist weitergeführt. Daten bzgl. eines möglichen Nutzens durch das Beibehalten eines DPP-4-Hemmers wie Sitagliptin (JANUVIA®) lagen bisher jedoch nicht vor. In der doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten CompoSIT-l-Studie wurde untersucht, welchen Einfluss die Fortsetzung der Sitagliptin-Therapie auf den Blutzuckerspiegel und Hypoglykämien hat, wenn eine Behandlung mit Insulin-glargin begonnen wird.

In die Studie wurden Typ-2-Diabetiker mit einem mittleren HbA1c-Wert von 8,8% und einer Erkrankungsdauer von 10,6 Jahren aufgenommen, deren Blutzuckerwerte mit der Kombination aus Metformin und Sitagliptin nicht ausreichend kontrolliert werden konnten. Sie wurden in eine Gruppe, die Sitagliptin weiterführte (n=373) und in eine Gruppe, die Sitagliptin absetzte (n=370), randomisiert. Alle Patienten nahmen weiterhin Metformin ein und begannen eine Behandlung mit Insulin glargin. Sie wurden dazu angeleitet, einen Nüchtern-Blutzuckerwert zwischen 72 und 100 mg/dl durch eine entsprechende Dosisanpassung von Insulin einzuhalten.

Bessere Blutzuckerkontrolle, weniger Insulin

Bei Weiterführung der Sitagliptin-Einnahme ging der HbA1c-Wert in Woche 30 um 1,88 Prozentpunkte im Vergleich zum Ausgangswert zurück (Methode der Kleinstquadrat-Mittelwerte; Least squares mean). Das Absetzen von Sitagliptin beim Einleiten von Insulin ging mit einer HbA1c-Senkung von 1,42 Prozentpunkten einher. Der Unterschied zwischen den Gruppen betrug somit 0,46 Prozentpunkte zugunsten von Sitagliptin ( p<0,001). Über die Hälfte der Patienten (54,2%), die Sitagliptin weiter einnahmen, erreichten den HbA1c-Zielwert <7,0%, ohne Sitagliptin waren es 35,4%. Mit Sitagliptin stieg die Zahl der Patienten, die den Zielwert erreichten, somit um 18,8% (p<0,001). Der Nüchtern-Blutzuckerspiegel ging im Vergleich zum Ausgangswert mit Sitagliptin im Mittel um 84,8 mg/dl zurück, ohne Sitagliptin um 78,3 mg/dl. Patienten unter Sitagliptin benötigten zudem mit durchschnittlich 53,2 IE/Tag weniger Insulin als Patienten ohne Sitagliptin (61,3 IE/Tag; p=0,016).

Kein höheres Hypoglykämierisiko unter Sitagliptin

Das Risiko für Hypoglykämien war bei weitergeführter Sitagliptin-Einnahme im Vergleich zur Placebo-Gruppe nicht erhöht. Pro Patientenjahr kam es mit Sitagliptin zu 1,55 symptomatischen Hypoglykämien, ohne Sitagliptin zu 2,12. Arzneimittelbedingte unerwünschte Wirkungen waren in beiden Gruppen mit 4% (mit Sitagliptin) bzw. 3% (ohne Sitagliptin) ähnlich selten.

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CompoSIT-R: Stärkere HbA1c-Wert-Senkung unter Sitagliptin im Vergleich zu Dapagliflozin

In der internationalen, randomisierten, doppelblinden und kontrollierten CompoSIT-R-Studie wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit des DPP-4-Inhibitors Sitagliptin (100 mg/Tag, n=307) mit der des SGLT-2-Hemmers Dapagliflozin (10 mg/Tag, n=306) bei Patienten ≥25 Jahre mit Typ-2-Diabetes und leichter Niereninsuffizienz verglichen, deren Blutzuckerwert mit Metformin allein oder in Kombination mit Sulfonylharnstoff nicht ausreichend kontrolliert werden konnte (HbA1c-Wert ≥7,0 bis ≤9,5%). Typ-2-Diabetiker entwickeln als Komplikation häufig eine chronische Nierenerkrankung. Rund 38% aller Typ-2-Diabetiker und 48% der über 65jährigen Patienten leiden unter einer leichten Niereninsuffizienz mit einer glomerulären Filtrationsrate zwischen 60 und 90 ml/min/1,73m². Primärer Endpunkt war die Änderung des HbA1c-Werts nach 24 Wochen im Vergleich zum Ausgangswert, wobei auf Nichtunterlegenheit sowie auf Überlegenheit von Sitagliptin (JANUVIA®) geprüft wurde.

Unter der Behandlung mit Sitagliptin kam es nach 24 Wochen zu einer mittleren Abnahme des HbA1c-Werts um 0,51 Prozentpunkte, unter Dapagliflozin um 0,36 Prozentpunkte (Methode der Kleinstquadrat-Mittelwerte; Least squares mean). Der Unterschied von 0,15 Prozentpunkten war signifikant (p=0,006) für Nichtunterlegenheit und für Überlegenheit. Den HbA1c-Zielwert <7,0% erreichten 42,6% der Patienten mit Sitagliptin und 27% mit Dapagliflozin. Der Nüchtern-Blutzuckerspiegel war nach 24 Wochen Behandlung mit Sitagliptin um 16,5 mg/dl und mit Dapaglifozin um 20,1 mg/dl niedriger als der Ausgangswert. Der mittlere systolische Blutdruck ging unter Sitagliptin um 0,6 ± 0,8 mmHg, unter Dapagliflozin um 3,3 ± 0,7 mmHg zurück. Die Patienten der Sitagliptin-Gruppe nahmen um 0,4 ± 0,2 kg ab, die der Dapagliflozin-Gruppe um 2,4 ± 0,2 kg.

Arzneimittelinduzierte unerwünschte Wirkungen waren unter Sitagliptin seltener als unter Dapagliflozin (24 vs. 42 Patienten). Unter Dapagliflozin wurden vermehrt genitale Pilzinfektionen und Harnwegsinfektionen beobachtet. Die Therapie wurde in beiden Gruppen von jeweils 10 Patienten wegen Nebenwirkungen abgebrochen. Die Anzahl von Hypoglykämien war in beiden Gruppen vergleichbar.



Quelle: Pressemitteilungen von MSD