Einsamkeit ist ein wachsendes gesellschaftliches Phänomen: Laut dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit geben insgesamt circa 15 Prozent der 30- bis 60-Jährigen in Deutschland an, darunter zu leiden. Soziale Isolation kann zum einen die Entstehung von Herzkreislauf-Erkrankungen und Depressionen begünstigen. Umgekehrt erhöhen diese Erkrankungen wiederum das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes – ein Teufelskreis entsteht. Zudem treten psychische Störungen bei Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 häufiger auf als in der Normalbevölkerung. So sind etwa 12 Prozent aller Betroffenen an einer klinischen Depression erkrankt, weitere 18 Prozent fühlen sich durch eine depressive Verstimmung wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder Traurigkeit belastet.

Negative Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und Zeitnot können seelischen Stress hervorrufen

In 2018 beschloss Großbritannien die Schaffung eines Ministeriums für Einsamkeit, um der zunehmenden Vereinsamung von wachsenden Teilen der Bevölkerung entgegenzuwirken. Dabei geht es vor allem um Menschen, die mit niemandem Erfahrungen und Gedanken teilen können, zum Beispiel alleinstehende Senioren, aber auch von schweren Schicksalsschlägen Betroffene. Dieses Jahr forderten auch deutsche Politiker, darunter Karl Lauterbach, einen Regierungsbeauftragten für beziehungsweise gegen Einsamkeit.

„Seelische und soziale Isolation betrifft häufig auch Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes mellitus“, sagt Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Erste Ergebnisse einer von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe initiierten Umfrage unter mehr als 1500 Menschen mit Diabetes Typ 2 zeigen, wie belastend die chronische Stoffwechselerkrankung sein kann: Gut die Hälfte der Befragten empfindet die Erkrankung im Alltag als Last. „Eine Rolle spielt dabei auch, wie die Öffentlichkeit die Erkrankung Diabetes wahrnimmt: 38 Prozent gaben an, dass die Gesellschaft Menschen mit Diabetes stigmatisiere“, so Mattig-Fabian. 29 Prozent der Befragten kritisierten zudem, dass ihr Arzt zu wenig Zeit für sie hat. „Mangelndes Verständnis und Akzeptanz seitens Stoffwechselgesunden, aber auch ärztliche Behandlung unter Zeitnot können seelischen Stress und das Gefühl von Isolation noch verstärken.“

„Gemeinsam statt einsam“

56 Prozent wünschen mehr digitale Gesundheitsangebote, mehr als die Hälfte hat auch Interesse am Austausch mit anderen Betroffenen auf Online-Plattformen. Neben dem Internetkontakt möchten Betroffene unter anderem auch mehr Hilfestellung in sozialen Angelegenheiten, eine bessere Zusammenarbeit mit anderen Patientengruppen und eine Interessenvertretung gegenüber Krankenkassen und Politik. „Die Ergebnisse der Umfrage sind uns Kompass und Auftrag für unsere Arbeit in den kommenden Monaten“, betont Mattig-Fabian. Die Umfrageergebnisse werden in E-Mail-Aktionen der „Digitalen Allianz Diabetes Typ 2“ münden.


Quelle: Pressemitteilung von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe