Viele Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 entwickeln im Laufe der Zeit Folge- und Begleiterkrankungen wie eine Neuropathie oder Herz-Kreislauferkrankungen. Doch auch Sexualfunktionsstörungen kommen bei Diabetes mellitus häufig vor und betreffen sowohl Männer als auch Frauen. Typische Folgen einer solchen Störung sind Libidoverlust, Anorgasmie und erektile Dysfunktion. Da solche Beschwerden für viele Betroffene nach wie vor ein schambehaftetes Tabuthema sind, gibt es bislang keine einheitlichen Zahlen dazu. Bekannt ist, dass rund die Hälfte aller Männer mit Typ-2-Diabetes unter einer Störung der Sexualfunktion leiden. Bis zu 70 Prozent der Frauen mit Typ 1-Diabetes klagen ebenfalls darüber.

Beeinträchtigung der Lebensqualität und des Selbstwertgefühls

Galten sexuelle Funktionsstörungen früher als rein psychisch bedingt, ist heute bekannt, dass bei der Mehrheit der Betroffenen eine körperliche Ursache vorliegt. Eine der häufigsten ist ein instabil eingestellter Stoffwechsel bei Diabetes mellitus. Denn über längere Zeit erhöhte Glukosespiegel greifen mit der Zeit Nerven und Blutgefäße an und verschlechtern die Durchblutung. Das betrifft zum Beispiel Augen, Herz und Nieren, aber auch die Sexualorgane.

„Bei Frauen lassen sich die Symptome einer gestörten Sexualfunktion an Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, dem Verlust der Libido und einer gestörten Erregbarkeit erkennen“, erklärt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim. „Bei Männern steht die erektile Dysfunktion im Vordergrund. Sie ist eine der häufigsten Komplikationen bei Diabetes und beeinträchtigt die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl stark.“

Offene Kommunikation in der Sprechstunde fördern

Aus falsch verstandenem Schamgefühl sprechen viele Betroffene solche Beschwerden in der Sprechstunde nicht an. Dabei können sexuelle Probleme oft erfolgreich behandelt werden, sagt Professor Haak: „Bei Frauen können bereits einfache Mittel wie die Verwendung von Gleitgelen und eine Überprüfung des Hormonstatus helfen. Auch hormonelle Ersatztherapien in Form von Cremes bringen häufig rasche Besserung.“ Bei Männern lassen sich Symptome der erektilen Dysfunktion am Anfang oft durch Medikamente behandeln. Weitere Möglichkeiten stellen Vakuumpumpen oder aber auch die Implantation von Penisprothesen als letzte Möglichkeit dar.


Quelle: Pressemitteilung von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe