Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat zum vierten Mal ihre Medienpreise für herausragende journalistische Beiträge zum Thema Diabetes vergeben. Die Jury wählte vier Beiträge in den Kategorien Print, Hörfunk und Fernsehen aus. Einen Sonderpreis erhielt Bastian Niemeier für sein Video „Diabetes 2.0“. Zu den Gewinnern gehören in der Kategorie Hörfunk Astrid Wulf (Deutschlandradio Kultur), in der Kategorie Fernsehen das Autorenteam Marianne Falck, Almut Gronauer und Hendrik Loven (Bayerischer Rundfunk) sowie in der Kategorie Print Dr. Bernhard Albrecht und Nicole Heißmann (stern) sowie Beate Wagner (FOCUS DIABETES.) Die Preise wurden auf der 11. Diabetes Herbsttagung überreicht.

„Die Sichtung der Beiträge für die DDG Medienpreise hat eines gezeigt: Es wird viel und differenziert über die Erkrankung Diabetes mellitus berichtet. Die vielen sehr guten Beiträge haben es der Jury nicht leichtgemacht, die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner zu ermitteln“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, DDG Vizepräsident und Vorsitzender der fünfköpfigen Jury der DDG Medienpreise 2017.

Kategorie Hörfunk: Astrid Wulf (Deutschlandradio Kultur)

Digitalisierung in der Medizin ist ein brandaktuelles Thema. Welche Möglichkeiten sie in der Diabetestherapie bietet, zeigt die Hörfunkreportage „Start der bundesweit ersten Online-Ambulanz für diabeteskranke Kinder“ von Astrid Wulf auf ausgezeichnete Weise. In dem am 5. Juli 2017 in der Sendung „Länderreport“ auf Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlten Beitrag zeigt Wulf kurz, präzise und nachvollziehbar, was die Übermittlung und Bearbeitung elektronisch erfasster Blutzuckermessdaten in einer pädiatrischen Diabetesambulanz leisten kann. „Sehr schön wird zudem deutlich, wie persönlich und intensiv die Beziehung Arzt-Patient-Eltern sich auch im digitalen Zeitalter gestalten lässt. Durch die akustisch einfühlsam vermittelte Familien-Situation werden die Hörer sofort eingebunden in den Alltag einer Familie, die mit einer nicht ganz alltäglichen Herausforderung – der Diabetes-Typ-1-Erkrankung ihrer Kinder – zurechtkommen muss“, fasst der DDG Mediensprecher die Jury-Entscheidung zusammen.

Im Kirchheim-Shop:

Diabetes-Buch für Kinder

Diagnose Diabetes! Aber was heißt das jetzt für Dich und für Deine Eltern? Was kommt nun alles auf Euch zu? Dieses Buch gibt kindgerechte Antworten!
K. Lange et al.; 5. Auflage 2017; mit Extra-Broschüre für Eltern; 19,90 €
zum Kirchheim-Shop

Kategorie Print: Dr. Bernhard Albrecht und Nicole Heißmann (stern), Beate Wagner (FOCUS DIABETES)

„Weg von der Spritze“ lautet der Titel eines stern-Artikels des Autoren-Duos Dr. Bernhard Albrecht und Nicole Heißmann, der am 3. November 2016 erschienen ist. Der Beitrag erklärt die Ursachen für Diabetes, stellt die Folgen der Stoffwechselerkrankung dar und thematisiert dann mutmaßliche Hintergründe der in Deutschland ausgeprägten Verschreibungspraxis von Insulin. „Der Artikel motiviert insulinpflichtige Patienten, den ‚Ausstieg‘ zu versuchen und mithilfe von Lebensstiländerungen Blutzuckerwerte zu erreichen, die einen Verzicht auf das Insulinspritzen möglich machen“, betont Gallwitz.

Der Preis in der Kategorie Print wurde in diesem Jahr geteilt, da ein zweiter Beitrag von der Jury ebenfalls als preiswürdig eingestuft wurde: Beate Wagner schildert in ihrem FOCUS DIABETES-Artikel (veröffentlicht 3/2016) mit dem Titel „Walken für die Wissenschaft“ wie unterschiedlich der Typ-2-Diabetes ist. „Deutlich wird in dem sehr gut geschriebenen und gut bebilderten Beitrag, wie wichtig ‚maßgeschneiderte Präventions- und Therapiestrategien‘ sind und warum dafür die individuelle Charakterisierung der Risiko-Gene und des Stoffwechsels von Bedeutung sind“, sagt Gallwitz. An einem sehr persönlichen Beispiel werde deutlich, dass wissenschaftliche Forschung auch im Hinblick auf die klinische Betreuung notwendig ist.

Kategorie Fernsehen: Marianne Falck, Almut Gronauer und Hendrik Loven (Bayerischer Rundfunk)

Dass eine Verbindung zwischen Ernährung und Diabetes besteht, steht außer Zweifel. Hochkalorische Nahrungsmittel, viel Zucker und Fett, eine Umwelt mit konstanten Ess-Verlockungen und eine „moderne Lebensweise“ (viel Sitzen, wenig Bewegung) – das ist ein Ursachenbündel für Übergewicht und in der Folge auch für Diabetes. Wer dabei vorschnell die „Schuld“ den Betroffenen zuschreiben will, wird durch die Fernsehdokumentation „Die süße Verführung der Zuckerlobby“ (Bayerischer Rundfunk, gesendet am 14. Dezember 2016) eine neue Sichtweise gewinnen. „Dem Autorentrio Marianne Falck, Almut Gronauer und Hendrik Loven gelingt es, das multifaktorielle Ursachengeflecht des Adipositas-Problems deutlich zu machen“, so die Jury. Mithilfe sympathischer Protagonisten entlaste der Film die Betroffenen, indem er klar darstellt, dass sie nicht selbst schuld, sondern zum größten Teil Opfer sind. Die Strategien der Lebensmittelindustrie sind ausgeklügelt, die Lobbyarbeit der Zuckerindustrie ist intensiv und wirksam.

Der Film zeigt auch konkrete Wege auf, um die Adipositas/Diabetes-Welle nicht noch größer werden zu lassen: Mehr Aufklärung der Bevölkerung, eine steuerliche Begünstigung gesunder und höhere Steuern auf ungesunde Lebensmittel (Zucker-Fett-Steuer), Ampelkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen, mehr unabhängige Forschung und ein kritischer Umgang mit Lobbyismus.

Sonderpreis für Bastian Niemeier für sein Video „Diabetes 2.0“

Wer selbst von einer Erkrankung betroffen ist, kann auf ganz besondere Weise darüber berichten, wie mit dem Schock der Diagnose umgegangen werden kann und wie man im Alltag den Herausforderungen der Therapie begegnet. „Man muss aber den genauen Ton treffen“, sagt Gallwitz. „Dem 16-jährigen Bastian Niemeier ist etwas ganz Besonderes gelungen: Er beschreibt klar und unaufgeregt, was bei ihm die Diagnose Diabetes Typ 1 ausgelöst hat, wie die Erkrankung in seinen Alltag eingedrungen ist und wie er ganz pragmatisch und mit Verve die Herausforderungen des Diabetes annimmt.“ Die Jury hat dabei überzeugt, wie der Protagonist zeigt, dass er trotz der eigenen Betroffenheit und einer ersten Niedergeschlagenheit nach der Diagnose Kraft zum Weitermachen und Glücklichsein fand. Seine Botschaft: „Diabetes ist nicht der Weltuntergang.“


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)