Die American Heart Association (AHA) und das American College of Cardiology Guidelines (ACC) haben ihre neuen Hypertonie-Leitlinien vorgestellt. Diese klassifizieren nun bereits Blutdruckwerte von 130 bis 139 mmHg systolisch und 80 bis 89 mmHg diastolisch als Hypertonie Grad 1. Ein Grundgedanke der neuen Leitlinie ist es, dass Patienten bei der Diagnose Bluthochdruck künftig ihren Lebensstil frühzeitig anpassen, um ihre Blutdruckwerte zu normalisieren, oder falls das nicht möglich ist, mit Medikamenten behandelt werden können. Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® - Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention wird die neuen Empfehlungen sorgfältig prüfen, plädiert jedoch dafür, moderate Ziele für die Blutdrucksenkung anzusetzen.

Festlegung der anzustrebenden Zielwerte immer auch Ermessensfrage

Die aktuell gültige Definition des hohen Blutdrucks ist bislang das Vorliegen eines systolischen Blutdrucks von 140 mmHg oder höher und/oder eines diastolischen Blutdruckwertes von 90 mmHg oder höher. Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung bereits ab Blutdruck-Werten von über 115/75 mmHg deutlich ansteigt, das heißt, die Gefahr zu erkranken, besteht auch schon im hochnormalen Blutdruckbereich. Deshalb ist und war eine Festlegung der anzustrebenden Zielwerte für die Blutdrucksenkung immer auch eine Ermessensfrage.

Derzeit empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga auf Grund der Studienlage die Senkung des Blutdrucks generell auf unter 140/90 mmHg und auf unter 135/85 mmHg bei kardiovaskulären (Hoch-)Risikopatienten (Stellungnahme der Deutschen Hochdruckliga DHL in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift 142, 1446-1447, 2017). Die amerikanischen Fachgesellschaften setzten sich seit Veröffentlichung der SPRINT-Studie hingegen für eine intensive Senkung des Blutdrucks auf unter 130/80 mmHg ein. Hierzu passt die jetzt neue Definition des Bluthochdrucks in der Leitlinie.

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Absenkung des Grenzwertes würde mehr Patienten als hochdruckkrank einstufen

„Eine Absenkung des Blutdruckgrenzwertes auf unter 130/80 mmHg wie in den USA jetzt vorgeschlagen wurde, würde Betroffene und Ärzte für das bereits bei diesen Blutdruckwerten bestehende mäßig erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen sensibilisieren. Dies könnte dazu anregen, früher Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion, kochsalzarme Kost, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung vorzunehmen“, sagt Professor Dr. med. Bernhard Krämer, DHL®-Vorstandsvorsitzender. „Andererseits werden durch eine Absenkung der Blutdruck-Grenzwerte deutlich mehr Menschen als bisher als Patienten eingestuft. Es liegen bislang jedoch keine Beweise dafür vor, dass die medikamentöse Blutdrucksenkung für die allermeisten Menschen mit hochnormalen Blutdruckwerten positive Effekte hat. Selbstverständlich kann man auch bereits bei einem hochnormalen Blutdruck Lebensstiländerungen vornehmen, ohne den Patienten dafür als hochdruckkrank einstufen zu müssen“, ergänzt der Vorstandsvorsitzende.

Aktuelle Vorschläge werden in Überlegungen zur Überarbeitung der Leitlinien mit einbezogen

Die Deutsche Hochdruckliga und die europäischen Hochdruckfachgesellschaften werden die aktuellen Vorschläge aus den USA nun in ihre Überlegungen zur Überarbeitung ihrer Leitlinien mit einbeziehen. „Aufgrund der erweiterten Datenlage nach SPRINT sowie darauf bezogener Publikationen und Metaanalysen empfehlen wir jedoch weiterhin einen generellen Zielwert von unter 135/85 mmHg bei einer Selbstmessung“, sagt Professor Dr. med. Peter Trenkwalder, stellvertretender DHL®-Vorstandsvorsitzender und Mitglied der Task Force Wissenschaftliche Stellungnahmen und Leitlinien der DHL®. In Deutschland werde der moderate Zielblutdruck derzeit bei weniger als 60 Prozent der Patienten erreicht. „Wichtigstes Behandlungsziel für alle Ärzte muss daher sein, dass dieses Blutdruckziel erreicht wird“, fordert der Experte.



Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Hochdruckliga - Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention (DHL)