Die Versorgungssituation adipöser Patienten ist in Deutschland nach wie vor unzureichend. Deshalb fordern die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Adipositastherapie und metabolische Chirurgie (CAADIP) der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV), die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) und die AdipositasHilfe Nord e.V. in der so genannten „Norderstedter Erklärung“ die Gleichstellung der Adipositas mit anderen chronischen Erkrankungen und unterstreichen die Relevanz einer bedarfsgerechten Adipositastherapie. Die Norderstedter Erklärung entstand im Rahmen des 10. Adipositas Symposiums, das im März im Johnson & Johnson Institut in Norderstedt stattfand.

Fehl- und Unterversorgung mit Therapieangeboten

Die Therapie von krankhaftem Übergewicht bedeutet, wie bei allen anderen chronischen Erkrankungen, lebenslange Therapiemaßnahmen. „Für eine optimale Versorgung adipöser Patienten ist eine flächendeckende, sehr gut vernetzte und komplett finanzierte Versorgung der Patienten in Deutschland zwingend notwendig“, betont Prof. Dr. Dieter Birk, Bietigheim-Bissingen, wissenschaftlicher Leiter des 10. Adipositas Symposiums. Aktuell bildet die Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung eine wohnortnahe, interdisziplinäre und sektorenübergreifende Therapie adipöser Patienten jedoch nicht ab. Das Resultat ist eine gravierende Fehl- bzw. Unterversorgung mit Therapieangeboten. Die Teilnehmer des Symposiums sehen hier die Politik und Selbstverwaltung in der Pflicht, entsprechende Rahmenbedingungen für eine wohnortnahe, leitliniengerechte Adipositastherapie zu schaffen.

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„Mit Prävention allein ist es nicht getan“

Die Verankerung von Präventionsmaßnahmen im aktuellen Koalitionsvertrag ist ein erster Schritt. „Aber mit Prävention allein ist es nicht getan“, erläutert Michael Wirtz von der AdipositasHilfe Nord e.V. „Denn damit ist den Patienten, die bereits adipös sind, nicht geholfen“, so Wirtz weiter. Für die Betroffenen ist eine stadiengerechte und individuell abgestimmte Therapie, welche alle Behandlungsoptionen von der individuellen Therapie über die Gruppenschulung bis zur bariatrischen und metabolischen Chirurgie umfasst, entscheidend. Ein frühzeitiger und unkomplizierter Zugang zu ganzheitlichen Therapieangeboten ist dabei unerlässlich – mit dem Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und das Risiko für mögliche Folgeerkrankungen zu reduzieren.


Quelle: Pressemitteilung der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Adipositastherapie und metabolische Chirurgie (CAADIP)