Die Insulintabelle fasst die Insuline in ihren derzeit verfügbaren Formulierungen, Darreichungsformen und Fix-Kombinationen zusammen. Zu beachten ist, dass es sich bei den Zeiten für Wirkeintritt und Wirkdauer lediglich um Richtwerte handelt.

Die langwirksamen Insulinanaloga Insulin glargin und Insulin detemir dürfen auf Grund der sauren Lösung (Insulin glargin) bzw. des Verzögerungsprinzips (Insulin detemir) nicht mit anderen Insulinen gemischt werden. Bei Insulin degludec sind die gebildeten Multihexamere sehr stabil, jedoch schließen die Hersteller auch hier eine Mischung mit anderen Arzneistoffen aus.

Zur Anwendung in Insulinpumpen stehen als explizit dafür zugelassene Darreichungsformen folgende Insuline zur Verfügung: Humaninsulin (Insuman® Infusat, Sanofi), das kurz wirksame Insulinanalogon Insulin aspart (NovoRapid® PumpCart®, NovoNordisk), sowie dessen sehr schnell und sehr kurz wirksame Formulierung (Fiasp® PumpCart®, NovoNordisk).

Aktuelle Änderungen im Vertrieb

Insuline von Berlin-Chemie: Der Vertrieb von Insulin lispro (Liprolog®) und Humaninsulin (Berlinsulin H®) durch das Pharmaunternehmen Berlin-Chemie wurde nach der Kündigung eines Co-Marketing-Abkommens zum Mai 2023 eingestellt und erfolgt nun über die Lilly Deutschland GmbH. Daher entfällt die Spalte "Berlin-Chemie" in der Tabelle.

Humaninsuline von Sanofi: Nach mehrmonatigen Lieferengpässen der Produkte Insuman® Rapid, Insuman® Basal und Insuman® Comb25 (Fertigpens und Patronen) hat der Unternehmer im Juni 2023 die dauerhafte Einstellung des Vertriebs mitgeteilt. Nach derzeitigem Kenntnisstand wurde aus der Insuman-Reihe nur für Insuman® Infusat noch kein Produktionsstopp angekündigt.

Tierische Insuline

Seit 2019 ist tierisches Insulin nur noch in Form von Schweineinsulin (Produktlinie "Hypurin Porcine") verfügbar. Der Bezug erfolgt über die Auslandsapotheke durch den Anbieter Wockhardt [1].

Die Applikationsformen (Patrone oder Flasche) für tierische Insuline sind auf Grund häufiger Änderungen in der Tabelle nicht einzeln gelistet. Sie können auf den Internetseiten des Anbieters (www.wockhardt.co.uk) eingesehen werden.

Insuline in U200- und U300-Formulierungen

In U200-Formulierungen (entsprechend 200 IE/ml) werden von den Analoginsulinen kurz wirksames Insulin lispro (Humalog®/Liprolog®, Lilly), sehr schnell und kurz wirksames Insulin lispro (Lyumjev®, Lilly) und ultralang wirksames Insulin degludec (Tresiba®, Novo Nordisk) angeboten. Als Fertigpen mit U300-Befüllung steht das Basalinsulin Insulin glargin (Toujeo®, Sanofi) zur Verfügung.

Fixe Kombination von Insulin aspart und Insulin degludec

Als fixe Kombination zweier Analoginsuline ist von Novo Nordisk das Basalinsulin Insulin degludec mit dem kurz wirkenden Insulin aspart (Ryzodeg® 70/30) verfügbar. Das Präparat kann über die Auslandsapotheke nach Deutschland importiert werden.

Kombinationen von Analoginsulinen und GLP1-Rezeptor-Agonisten

Die vorteilhaften Eigenschaften der GLP1-Rezeptor-Agonisten (auch bekannt unter der Bezeichnung "Inkretin-Mimetika") auf Appetit, Gewicht und Insulinfreisetzung gepaart mit dem kardioprotektiven Potenzial der Substanzklasse hat zur Entwicklung von Kombinationspräparaten geführt. In Deutschland ist seit Januar 2020 als bisher einzige Fixkombination Insulin glargin (100 IE/ml) zusammen mit Lixisenatid (33 µg/ml) unter dem Handelsnamen Suliqua® (Sanofi) im Handel. Die europäische Zulassung besteht auch noch für Lixisenatid in einer höheren Dosierung von 50 µg/ml. Die Arzneistoffkombination ist für diejenigen Patienten gedacht, die unter einer basal unterstützten oralen Therapie keine gute Stoffwechseleinstellung erreicht haben (LixiLan-L Studie) [2]. Ansonsten ist über die Auslandsapotheke als weitere Kombination Insulin degludec und der GLP1-Rezeptor-Agonist Liraglutid (Xultophy®, Insulin degludec 100 IE/ml und Liraglutid 3,6 mg/ml, Novo Nordisk) zu beziehen.

Insulin-Biosimilars

Als kurz wirksames Insulin in bioähnlichen Produkten stehen vom Unternehmen Sanofi Insulin lispro und Insulin aspart zur Verfügung. Die Nichtunterlegenheit von Insulin lispro Sanofi® gegenüber Humalog® hinsichtlich des Effektes auf den HbA1C-Wert wurde in Zulassungsstudien bei Patienten mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes mellitus gezeigt [3,4]. Gleiches gilt für die Bewertung von Insulin aspart Sanofi® gegenüber NovoRapid® [5]. Von den lang wirksamen Analoginsulinen sind als bioähnliche Arzneimittel Insulin glargin als Abasaglar® (Lilly, seit 2015) und als Semglee® (Viatris, seit 2021) in Deutschland im Handel. Relevante Zulassungsstudien sind INSTRIDE I und II (Semglee® vs. Lantus®) [6,7] sowie ELEMENT I und II (Abasaglar® vs. Lantus®) [8,9].

Pipeline

Innovative Insuline sind derzeit sowohl im Bereich der weiteren Beschleunigung des Wirkeintritts als auch bezüglich der Verlängerung der Wirkdauer in Entwicklung.

Für Insulin icodec von Novo Nordisk sind Phase IIIa-Studien abgeschlossen (ONWARDS-Studienreihe), so dass in Bälde die Beantragung der Zulassung erwartet wird. Durch Bindung an Serumalbumin zirkuliert Insulin icodec gewissermaßen in "Depotform" lange Zeit im Körper und muss nur einmal wöchentlich appliziert werden. Auch das Unternehmen Lilly hat ein ultralang wirksames Insulin (Basal-Insulin Fc, BIF) zur einmal wöchentlichen Gabe in der klinischen Prüfung (Phase II). Hierbei handelt es sich um eine neuartige Einzelketten-Variante des Insulins, die mit der Fc-Domäne von Immunglobulin G fusioniert wurde. Die Halbwertszeiten von Insulin icodec und Basal-Insulin Fc liegen bei ca. 8 bzw. 17 Tagen. Aktuelle Daten wurden 2023 auf den Jahreskongressen der American Diabetes Association (ADA) und der European Association for the Study of Diabetes (EASD) vorgestellt.

Ebenfalls zu rechnen ist mit Analoginsulinen mit noch schnellerem Wirkeintritt: Hierfür werden beispielsweise hochkonzentriertes Insulin aspart (AT278 U500, Arecor Therapeutics) und Insulin lispro (BioChaperone® Lispro, BCLIS, Adocia) weiter modifiziert oder mit Hilfsstoffen kombiniert, um den Übertritt aus dem Unterhautfettgewebe in die Blutbahn weiter zu beschleunigen.


Literatur:
https://www.wockhardt.co.uk/medicines/hcp/hypurin/; Zugriff 27.11.2023
Aroda V. R. et al., Diabetes Care (2016) 39(11):1972-1980, doi: 10.2337/dc17-er06d.
Garg, S. K. et al., Diabetes Technol Ther (2017) 19:516-526, doi: 10.1089/dia.2017.0117
Derwahl K. M. et al., Diabetes Technol Ther (2018) 20(1):49-58, doi: 10.1089/dia.2017.0281
Garg S. K. et al., Diabetes Technol Ther (2020) 22(2):85-95, doi: 10.1089/dia.2019.0382
Blevins T. C. et al., Diabetes Obes Metab (2018) 20(8):1944-1950, doi: 10.1111/dom.13322
Blevins T. C. et al., Diabetes Obes Metab (2019) 21(1):129-135, doi: 10.1111/dom.13495
Blevins T. C. et al., Diabetes Obes Metab (2015) 17(8):726-733, doi: 10.1111/dom.12496
Rosenstock J. et al. Diabetes Obes Metab (2015) 917(8):734-741, doi: 10.1111/dom.12482

Korrespondenzadressen:
Prof. Dr. Martina Düfer
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, Abt. Pharmakologie
Corrensstraße 48, 48149 Münster
Alexandra Düfer-Kinzinger
Apotheke ViDia Kliniken Karlsruhe
Diakonissenstr. 28, 76199 Karlsruhe


Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2024; 33 (1) Seite 67-68

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