Beim Symposium der Berlin-Chemie AG waren Speed Lectures angekündigt. Die Referenten hatten jeweils gut zehn Minuten lang Zeit, sich mit den verschiedenen Stadien der Typ-2-Diabetes-Erkrankung auseinanderzusetzen.

Dr. Andreas Lueg referierte über das Thema HbA1c. Der Diabetologe aus Hameln nannte verschiedene Faktoren, die ein falsch-hohes oder falsch-niedriges HbA1c verursachen können. Ein Beispiel für Ersteres sei die Eisenmangelanämie, unter den Zuständen mit gesteigertem Erythrozyten-Turnover und damit zu niedrigen HbA1c-Werten nannte Lueg neben einer Schwangerschaft auch exzessiven Alkohol- und Fettkonsum.

Als gute Methode, um zu überprüfen ob das ermittelte HbA1c plausibel ist, empfahl er die Berechnung eines durchschnittlichen Blutzuckerwerts daraus. Auch wenn die Diagnose Diabetes klar ist, sind noch nicht alle Fragen beantwortet, „nicht alles, was wir sehen, passt in die Schublade Typ 1/Typ 2“, sagte Lueg. So seien fünf bis zehn Prozent der neumanifestierten, über 35  Jahre alten Typ-2-Diabetiker in Wahrheit Typ-1-Diabetiker, die meisten davon wegen GAD-Antikörpern.

Auch wenn diese Lada-Diabetiker schneller Insulin benötigen als „echte“ Typ-2-Diabetiker, könne es laut Lueg auch schon mal zehn Jahre dauern, bis so ein Patient auffällt. Häufig sei ein ungewollter Gewichtsverlust vor der Manifestation und auch eine Verschlechterung der Blutzucker-Einstellung trotz Gewichtsverlust ein Anzeichen. „Und diese Patienten fühlen sich nicht gut. Die allermeisten Typ-2-Diabetiker fühlen sich sehr gut – das einzige was sie stört, ist die Diagnose und der Arzt“.

Für alle Beteiligten erleichternd ist es, wenn ein solcher versteckter Typ-1-Diabetes dann doch und möglichst früh erkannt wird, damit könne ein Therapieversagen erklärt werden und einiges an Spannung aus dem Arzt-Patienten-Verhältnis genommen werden.

Professor Wolfgang Schmidt (Bochum) betonte, dass allein der Antikörpernachweis die Patienten nicht zu Typ-1-Diabetikern mache. Es handele sich oft um eine Kombination aus einem manifesten Typ-2-Diabetes und einer Prädiabetes-Phase was die Autoimmunität angeht. Ebenfalls häufig als Typ-2-Diabetes fehldiagnostiziert werde der Mody-Diabetes, der ein bis zwei Prozent aller Diabetesfälle ausmache.



Marcus Sefrin, Matthias Heinz
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2017; 29 (7/8) Seite 51