Simone Hiller, Diabetesberaterin DDG im MVZ am Behringplatz (Ludwigshafen), haben wir zum Thema "Neue Freiheit in der Insulinpumpentherapie" interviewt. Sie schildert uns ihren Wunsch nach mehr Nachhaltigkei, schildert, was sie persönlich antreibt und was sie von schlauchlosen Mikropumpen hält.

Für wen ist eine Insulinpumpentherapie besonders geeignet?

Simone Hiller: Eine Insulinpumpentherapie eignet sich eigentlich für die meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes. Besonders stark profitieren Patient:innen mit häufig wechselnden Tagesabläufen. Bei mir in der Praxis sind das beispielsweise Schichtarbeiter:innen, die durch die individuell programmierbaren Basalraten spürbar entlastet werden. Aber auch für Kinder und Jugendliche ist eine Insulinpumpentherapie häufig die beste Wahl, weil die Insulinabgabe sich gut steuern lässt und ohne Spritzen funktioniert. Das sogenannte Dawn-Phänomen, bei dem der Blutzucker in den frühen Morgenstunden stark ansteigt, ist ein weiterer typischer Grund für den Einsatz einer Insulinpumpe. Man kann also generell sagen, dass die Eignung weniger vom Alter, sondern mehr von den individuellen Lebensumständen abhängt.

Warum entscheiden sich Patient:innen gegen eine Insulinpumpe?

Wenn meine Patient:innen sich gegen eine Insulinpumpe entscheiden, liegt es in den meisten Fällen am Schlauch, der mit der Pumpe verbunden ist. Viele empfinden diesen als unangenehm und einschränkend, weil sie das Gefühl haben, an etwas angeschlossen zu sein. Dazu kommt die Sorge, dass sich der Schlauch lösen oder abknicken könnte. Ein weiteres Thema, das vor allem meine weiblichen Patientinnen beschäftigt: Gerade jetzt im Sommer, wenn man Lust auf leichte und figurbetonte Kleidung hat, lässt sich eine Pumpe mit Schlauch manchmal nur schwer verstecken und vor allen Dingen auch befestigen.

Welchen Patient:innen empfehlen Sie eine schlauchlose Mikropumpe wie Accu-Chek Solo?

Eine schlauchlose Mikropumpe eignet sich aus meiner Sicht besonders für Ein- und Umsteiger, die sich mehr Flexibilität bei der Insulinpumpentherapie wünschen. Bei Accu-Chek Solo ist es zum Beispiel so, dass man die Pumpe diskret an verschiedenen Stellen tragen, sie jederzeit abnehmen und wieder anbringen kann. Das ist ideal für Menschen, die gerne aktiv sind, Sport machen oder sich einfach eine unauffällige Lösung wünschen. Aber auch Patient:innen mit geringem Insulinbedarf empfehle ich die Pumpe, weil sie feine Dosierschritte ermöglicht. Ein weiterer Vorteil: Auch wenn man den Diabetes Manager mal zu Hause vergisst, läuft die Basalrate weiter und die Bolusabgabe ist direkt über die Pumpe möglich.

Welche Rolle spielt bei Ihnen und Ihren Patient:innen der Aspekt Nachhaltigkeit bei der Insulinpumpentherapie?

Nachhaltigkeit spielt tatsächlich eine zunehmend wichtige Rolle. Ich erlebe es immer wieder, dass Patient:innen fassungslos sind, wie viel Müll bei der Insulinpumpentherapie anfällt. Deshalb wurde es auch höchste Zeit, dass es mit Accu-Chek Solo jetzt eine schlauchlose Mikropumpe mit einem nachhaltigen Ansatz gibt. Mit dem modularen Aufbau muss man nicht gleich die ganze Pumpe wegwerfen, sondern kann bei Bedarf einzelne Teile tauschen und verschwendet auch nicht unnötig Insulin. Die Pumpenbasis kann sechs Monate genutzt werden, nur Einwegkomponenten wie z. B. Kanülen, Pumpenhalterung und Reservoir müssen alle drei bzw. vier Tage gewechselt werden. Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Klar, bei der Insulinpumpentherapie geht es in erster Linie um eine stabile Blutzuckereinstellung. Aber wenn dabei noch etwas Gutes für die Umwelt herausspringt, fühlt sich das richtig und wichtig an.

Was ist bei der Betreuung von Patient:innen mit Insulinpumpentherapie besonders?

Das Schöne ist, dass man bei der Insulinpumpentherapie die Patient:innen zu Beginn besonders intensiv begleitet und dann häufig dadurch belohnt wird, dass sich ihre Lebensqualität erheblich verbessert. Das lästige Spritzen entfällt, die Blutzuckereinstellung wird in der Regel stabiler, es treten weniger Hypoglykämien auf – und die gesamte Einstellung gegenüber Diabetes wird positiver. Menschen auf diesem Weg zu begleiten, macht einfach Spaß und ist immer wieder motivierend.

Vielen Dank für das Gespräch!


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2023; 35 (9) Seite 46-47