Wie lang muss eine Penkanüle sein, damit das Insulin dorthin gelangt, wohin es gelangen soll? Darum ging es bei einem Symposium des Unternehmens Becton Dickinson im Rahmen des diesjährigen DDG-Kongresses.

Dr. Kenneth Strauss, Global Medical Director, BD Medical – Diabetes Care: „Der Wechsel zu kürzeren Kanülen ist nun allgemein und überall akzeptiert. Die Daten zeigen eindeutig, dass die 4-mm-Penkanüle die beste für Menschen ist.“ Selbst diese kurze Kanüle ist, sagte Strauss, doppelt so lang, wie die Haut dick ist. Das gilt für Übergewichtige genauso wie für Kinder.

Damit für die Patienten der Übergang von den 8-mm-Kanülen, die im Jahr 2015 in Deutschland 45 Prozent der Patienten einsetzten, zu den sehr kurzen Kanülen nicht zu abrupt ist, wird BD bald auch Kanülen mit 6 mm Länge anbieten, sozusagen als Zwischenschritt.

Je kürzer die Kanüle ist, desto geringer wird auch die Gefahr der intramuskulären Injektion. Eine bereits im Jahr 2010 publizierte Studie ergab, dass bei einer Kanülenlänge von 12,7 mm 45 Prozent der eigentlich subkutan gedachten Injektionen intramuskulär erfolgten – bei einer Kanülenlänge von 4 mm waren es nur noch 0,4 Prozent. Eins der Probleme dabei: Die Wirkkurve des Insulins ändert sich. Bei Verzögerungsinsulinen kann dadurch die Wirkung unerwünscht schneller beginnen, dafür wirkt es deutlich kürzer.

Problem Lipohypertrophien

Ein anderes Problem stellen Lipohypertrophien dar. In der ITQ-Studie – ITQ steht für Injection Technique Questionnaire – wurden von Juli 2014 bis Juni 2015 international 13 289 Patienten mit Insulintherapie untersucht. 34,3 Prozent der deutschen Studienteilnehmer wiesen Lipohypertrophien auf. In anderen europäischen Ländern lag der Prozentsatz mit 24,0 bis 39,4 Prozent ebenfalls in diesem Bereich.

Eine der Ursachen der Lipohypertrophien: Patienten mit Lipohypertrophien verwenden Kanülen häufiger mehrfach als Patienten ohne Fettgewebswucherungen. Außerdem fehlen ihnen Informationen über den notwendigen Wechsel der Injektionsstelle.

Die Lipohypertrophien bringen neben einigen anderen ein großes Problem mit sich: „Patienten mit Lipohypertrophien haben ein riesiges Problem mit Hypoglykämien.“ Deren Häufigkeit nimmt zu – nicht nur die der leichten, sondern auch die der schweren mit Fremdhilfe.



Autorin: Dr. Katrin Kraatz
Redaktion Diabetes-Forum, Kirchheim-Verlag,
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2017; 29 (7/8) Seite 50