Die verschiedenen Farben von Teströhrchen kennzeichnen unterschiedliche Zusätze und dienen dazu, auf einen Blick erkennen zu können, welche Bestandteile des Blutes für die Analyse damit gewonnen werden können. Abbildung 1 zeigt die international empfohlenen Teströhrchen-Farbcodierungen: Durch Verwendung von "rot" markierten Röhrchen wird Serum gewonnen, während durch den Zusatz von EDTA bei in der Farbe "Lavendel" markierten Röhrchen die Blutgerinnung verhindert wird. Mit "Dunkelgelb" markierte Röhrchen sind für Serum-Gel-Trenngele gedacht, "hellblaue" Röhrchen für Citrat-Blut. "Grün" markierte Röhrchen enthalten Heparin (als Antikoagulans) zur Gewinnung von Plasmaproben [NAMed 2017].

Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) hebt die Bedeutung der Verwendung von einheitlichen Farbcodes für Teströhrchen zur Erhöhung der Patientensicherheit hervor [DGKL 2019]. Eine internationale Arbeitsgruppe von Labormedizinern empfiehlt die Verwendung dieser ISO 6710-Farbcodes [von Meyer 2017]. Für einen umfassenden Überblick zu dieser Thematik verweisen wir auf die Literatur [Simundic 2015].

Hintergrund

Hintergrund ist, dass es in der Vergangenheit zwei verschiedene Farbcodierungen gab. Durch langjährige internationale Bemühungen vieler Beteiligter aus nationalen und internationalen Fachgesellschaften, dem Gesundheitswesen und der Industrie ist es im Jahr 2017 gelungen, sich auf einheitliche Farbcodes für die Teströhrchen zu verständigen. Diese sind in der DIN EN ISO 6710:2017-12 aus dem Jahr 2017 – Gefäße zur einmaligen Verwendung für die venöse Blutentnahme beim Menschen – festgelegt [NAMed 2017]. Die Hersteller der Teströhrchen tragen dieser Norm Rechnung und bieten farbcodierte Röhrchen gemäß der Norm an. Fachvertreter der DGKL stehen für den Erfahrungsaustausch und mit Praxisbeispielen gerne zur Verfügung, eine Kontaktaufnahme kann unter farbcode_blut@dgkl.de erfolgen. Es dominieren aber immer noch Teströhrchen mit dem "deutschen oder europäischen" Farbcode im deutschen Markt. Möglicherweise lag der Fokus in den Laboren u. a. durch die Jahre der Corona-Pandemie auf anderen Themen (Abbildung 1). Konkret wird vielfach von dem jeweiligen Labor vorgegeben, welche Teströhrchen mit welchem Farbcode verwendet werden.

Abb. 1: S-Monovette® Farbkodierung in der Blutentnahme [nach BRO_10_794_0000_100, Sarstedt].

Umsetzung in der alltäglichen Praxis

In der Praxis schreitet die Vereinheitlichung allerdings nur langsam – auch nicht bei allen Herstellern – voran, insbesondere in Deutschland. In den meisten anderen Ländern wurde der "neue Code" schon vor Jahren umgesetzt. Dass es in Gesundheitseinrichtungen noch immer Fragen bei dem Umstellungsprozess gibt, zeigen auch aktuelle Anfragen an die KLD. Diese werden auch getriggert durch die höheren Anforderungen an die Präanalytik, wie sie nun in der aktuellen Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (Rili-BÄK) gefordert werden. Unklarheiten gibt es wohl insbesondere bei der Verwendung der "richtigen" Teströhrchen für die Glukosemessung [Nauck 2025, Nauck 2024, Heinemann 2023, Petersmann 2023]. Eine Kollegin hat bisher Fluorid/EDTA-Röhrchen von Sarstedt verwendet, die eine gelbe Kappe und Schrift haben. Die Schrift auf dem Röhrchen ist zudem erschwert lesbar. Eine befragte Laborärztin hatte der Kollegin versichert, dass damit eine direkte Glykolyse-Inhibition und Glukosestabilisierung bewirkt würde. International und in den Praxisempfehlungen wird aber die Verwendung von Fluorid-Citrat-Teströhrchen (also z. B. GlucoEXACT; neuer Farbcode: rosa) empfohlen, die allerdings etwas teurer sind [Sacks 2023a, Sacks 2023b]. Die reinen Fluorid Röhrchen – ohne Citrat – hemmen die Glykolyse erst nach ca. ein bis drei Stunden, was zu rund 10 % erniedrigten Glukosewerten führt und sie damit für die Diagnostik außerhalb eines Point-of-Care-Test (POCT)-Settings unbrauchbar macht.

Zusammenfassung

Im Sinne der Verbesserung der Patientensicherheit sollten nur Teströhrchen verwendet werden, deren Farbcodes den internationalen Vorgaben entsprechen. So wird nicht nur die Verwechslungsgefahr reduziert, sondern es wird auch im Sinne einer Standardisierung konsequent weiter vorgegangen. Bei einem internationalen Arbeitsmarkt lassen sich durch Standardisierung sowohl Fehler vermeiden als auch perspektivisch Kosten sparen – allein durch eine vereinfachte Logistik.


Literatur
Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL). Stellungnahme der DGKL zur Erhöhung der Patientensicherheit durch Einführung einheitlicher Farbcodes für Blutentnahmeröhrchen. 10.01.2019. https://dgkl.de/wp-content/uploads/2024/07/190111_stellungnahme_einh_farbcodes.pdf?_rt=MXwxfGZhcmJjb2RlfDE3NTEyODU5NDU&_rt_nonce=23464127a0 (letzter Zugriff am 30.06.2025)
DIN-Normenausschuss Medizin (NAMed): Gefäße zur einmaligen Verwendung für die venöse Blutentnahme beim Menschen (ISO 6710:2017); Dt. Fassung EN ISO 6710:2017. Beuth Verlag GmbH, Berlin, 2017
Heinemann L, Nauck M. Erstmalig Vorgaben für die Präanalytik. Trillium. 2023;2023:172–4
Nauck M, Freckmann G, Heinemann L. Are You Using the Recommended Test Tubes for Glucose Measurement? New Guidelines for Pre-analytical Handling in Germany. J Diabetes Sci Technol. 2024 May;18(3):754-755. doi: 10.1177/19322968241228538
Nauck M, Freckmann G, Heinemann L. Verwenden Sie die empfohlenen Teströhrchen für die Glukosemessung? Neue Richtlinien für die präanalytische Handhabung in Deutschland. Diabetes, Stoffw Herz. 2025;34:104–5
Petersmann A FM, Hannemann A, Winter T, Schäfer C, Nauck M. Relative Wirksamkeit verschiedener Vorgehensweisen zur Hemmung der in-vitro-Glykolyse. Diabetes, Stoffw Herz. 2023;32:32–4
Sacks DB, Arnold M, Bakris GL, Bruns DE, Horvath AR, Lernmark Å, Metzger BE, Nathan DM, Kirkman MS. Executive Summary: Guidelines and Recommendations for Laboratory Analysis in the Diagnosis and Management of Diabetes Mellitus. Diabetes Care. 2023a Oct 1;46(10):1740-1746. doi: 10.2337/dci23-0048
Sacks DB, Arnold M, Bakris GL, Bruns DE, Horvath AR, Lernmark Å, Metzger BE, Nathan DM, Kirkman MS. Guidelines and Recommendations for Laboratory Analysis in the Diagnosis and Management of Diabetes Mellitus. Diabetes Care. 2023b Oct 1;46(10):e151-e199. doi: 10.2337/dci23-0036
Simundic AM, Cornes MP, Grankvist K, Lippi G, Nybo M, Ceriotti F, Theodorsson E, Panteghini M. Colour coding for blood collection tube closures – a call for harmonisation. Clin Chem Lab Med. 2015 Feb;53(3):371-6. doi: 10.1515/cclm-2014-0927
von Meyer A, Cadamuro J, Streichert T, Gurr E, Fiedler GM, Leichtle A, Petersmann A, Pick KH, Orth M, Risch L, Sonntag O, Schmitt Y, Wiegel B, Töpfer G, Guder WG, Arbeitsgruppe "Extraanalytische Qualität" der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL), der Schweizerischen Gesellschaft für Klinische Chemie (SGKC/SSCC) und der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC). Standard-Arbeitsanleitung zur peripher venösen Blutentnahme für die labormedizinische Diagnostik. J Lab Med 2017; 41(6): 333–340. doi:10.1515/labmed-2017-0127

Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Lutz Heinemann
Science Consulting in Diabetes GmbH
Schwerinstr. 36, 40477 Düsseldorf
Tel.: 0160/8877401


Weitere Autoren:
M. Kaltheuner: winDiab, Opladen
T. Schwarz: Diabetologische Schwerpunktpraxis, Zwenkau
G. Freckmann: Institut für Diabetes-Technologie Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (IDT) an der Universität Ulm, Ulm
M. Nauck: Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald / Deutsches Zentrum für Herzkreislaufforschung (DZHK), Partner Site Greifswald, Universitätsmedizin, Greifswald
Die meisten Autoren sind auch Mitglieder der Kommission für Labordiagnostik der DDG und der DGKL.


Interessenkonflikte:
MK (Geschäftsführer winDiab gGmbH) und TS (Vorsitzender Berufsverband der Niedergelassenen Diabetologen, BVND) haben keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Manuskript. GF ist medizinischer Leiter und Direktor des IDT, das klinische Studien zu Medizinprodukten für die Diabetestherapie in Eigenregie oder im Auftrag von Unternehmen durchführt. GF/IDT erhielt in den letzten drei Jahren Vortrags-/Beratungshonorare von Abbott, Ascensia, Bionime, Boydsense, Dexcom, Insulet, I-Sens, Lilly, Menarini, Novo Nordisk, Perfood, Pharmasens, Roche, Sinocare, Terumo, Vertex, Ypsomed. MN hat Honorare erhalten für Präsentationen von: Technopath, Novartis, Amgen, Sysmex, Novo Nordisk, Roche Diagnostics, Siemens. Er hat die stellvertretende Leitung von Ringversuchen bei INSTAND e. V.; ist im Vorstand der DGKL und des Stiftungsbeirates des Referenzinstituts für Bioanalytik. Er ist Mitglied des Beirates der Bundesärztekammer und von D1 der Rili-BÄK. LH ist Gesellschafter des Profil Institut Stoffwechselforschung GmbH, Neuss; Science Consulting in Diabetes GmbH, Düsseldorf; diateam GmbH, Bad Mergentheim. Er ist Berater für eine Reihe von Unternehmen, die neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten für die Diabetestherapie entwickeln.



Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2025; 34 (5) Seite 292-293